Von „Retro-Musik wollen BIGBANG nichts hören. Die Norweger halten ihren Sound fiir modernen Folk
Für seine gerade mal 27 absolvierten Lebensjahre macht 0ystein Greni einen ganz schön altersweisen Eindruck. Muddy Waters, Ray Charles, Jimi Hendrix und Led Zeppelin seien seine musikalischen Helden und von seinem Vater, der vor langer Zeit einmal Frontmann der Band The Undertaker Circus war, habe er unschätzbar viel über Musik gelernt.
Das schüchterne Lächeln bleibt auch dann auf seinem Gesicht, wenn man den Sänger, Gitarristen und Songschreiber höflich darauf aufmerksam macht, dass auch der pulsierende, bluesdurchtränkte Rock seines eigenen Trios Bigbang nicht gerade heutig daher kommt und eher nach einer Schnittstelle zwischen den Sechzigern und Siebzigern klingt: „Ach weißt du, wenn manche Leute sagen, wir würden Retro-Musik machen, ist mir das eigentlich egal. Es ist nun mal Musik in alter Tradition und womöglich hat sie auch einen ‚alten‘ Sound, aber das ist nicht entscheidend. Ich würde sagen, es ist Folk-Musik von heute.“
Der da ungezwungen über die geschichtlichen Irrungen und Wirrungen der populären Musik plaudert, hat übrigens einmal diverse Titel als eines der viel versprechendsten Skateboard-Talente Norwegens eingesammelt und wohl schon früher auf der Half-Pipe lieber Quicksilver Messenger Service als Millencolin oder Strung Out gehört. „Frontside Rock’n Roll“, so der Titel des vierten Bigbang-Albums ist dann auch die Bezeichnung für einen bestimmten Skateboard-Trick, den „manche beherrschen, ich aber nicht“, wie Greni gleich per Trockenübung demonstriert. Ob sich hinter 0ysteins gewinnendem Wesen eine ähnlich verzehrende Melancholie verbirgt wie bei seinen Landsleuten Munch, Ibsen oder Hamsun? Schließlich besingt er David Lynchs Elefantenmenschen – und dankt im Booklet Marcel Proust, der den Tag nicht selten im Bett verbrachte. „Wenn man an all das dunkle Zeug denkt, das aus Norwegen kommt, ist da schon was dran. Und Proust habe ich zu danken, weil er einer meiner besten Freunde ist, auch wenn ich ihn nicht kenne. Ich lese seit vier Jahren jeden Abend in ‚Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‘ und bin schon beim achten Band angekommen.“ Ablenkung tut auch not: Im heimischen Proberaum üben nebenan Dark Throne und Satyricon. Darkstuff, indeed.