Von Hunden und Helden
Über den Sinn von Hörbüchern kann man natürlich streiten. Selbst lesen ist ja auch schön. Aber einen Roman vorgelesen zu bekommen, das ist Luxus – wenn das Buch stimmt und die Stimme. Damals bei Mama hat man es ja auch geliebt, dass man sich nicht selbst die Mühe machen musste.
Bei Sven Regener passt alles. Stakkatohaft, fast atemlos liest er seinen eigenen Roman „“Herr Lehmann“ vor, und man wundert sich, dass er bei der Episode mit dem bedrohlichen Hund oder der peinlichen Geschichte im Schwimmbad nicht selbst lachen muss. Selten, dass Autoren ihre eigenen Werke so gut vortragen können ansonsten haben Schauspieler da ja einen klaren Vorteil.
Thomas Brussigs „“Leben bis Männer“ liest deshalb Manfred Krug. Ein Monolog zum Fürchten! Ein Fußballtrainer aus dem Osten packt aus. über unwissende Frauen, Grenzschüsse, vergeigte Tore, Atombomben, Reisefreiheit, Weltmeisterschaften, die Börse und was einen noch so bewegt- scheinbar ganz Durchschnittsbürger, dabei aber so deprimierend borniert, dass man nicht weiß, ob man noch lachen sollte. Krug jedenfalls muss Spaß gehabt haben – er steigert sich mehr und mehr in den Wahn hinein, bis zum bitteren Ende.
Wem das nicht krass genug ist, der höre „“The Long Hard Road Out Of Hell“, die Autobiografie von Marilyn Manson. Felix Flaucher von der Gothic-Band Silke Bischoff liest überdeutlich und manchmal etwas zu emotionslos, aber viel schlimmer ist der Inhalt: Nach wenigen Minuten schwirrt einem der Kopf vor lauter Perversitäten, Pornos und Dildos. Und das ist erst die Kindheit.