Von der zweiten in die erste Reihe
Kelly Price: vom Kirchenchor über Jobs als Background-Sängerin zur neuen US-R&B-Diva
Die Tochter eines Predigers zu sein, vermerken viele singende Damen in ihrer Vita und deuten das protestantische Heim meist als die repressive Hölle. Wenn sich jemand diesbezüglich beklagen könnte, dann wohl Kelly Price; die New Yorker R&B-Größe hat in ihrem Stammbaum nämlich gleich zwei Elternteile, die das Wort des Herrn verkündigten – und die waren ihrerseits wiederum Sprösslinge christlicher Würdenträger.
Verdorben hat’s das Kind aber nicht: „Meine Mutter hat mich gelehrt, immer auf dem Boden zu bleiben und nie auf andere herabzusehen. Die Dinge, die sie mir damals gesagt hat, prägen mich noch heute.“
Einmal in die Welt entlassen, ging’s schnell voran für die junge Sängerin: Nachdem Nobel-Chanteuse Mariah Carey das Talent für ihr Background-Ensemble entdeckte, bereiste Price die ganze Welt, sang hernach mit Menschen wie George Michael und Whitney Houston und brachte schließlich selbst ein Album raus. Ihr „Soul Of A Woman“ verkaufte in den USA eine stolze Million Tonträger, und nun trat Frau Price von der zweiten in die erste Reihe des US-R&B-Geschehens. Das hatte sie freilich als Vorsängerin in Papas Gottesdiensten schon getan, und so sieht sie auch keinen großen Unterschied zwischen dem Solo im Kirchenchor und der Performance im säkularen Rampenlicht.
„Wenn ich singe, vergesse ich alles um mich herum. Es ist wie ein Gebet, ob ich einen Gospel singe oder einen meiner Songs.“ Befragt, was sie eigentlich von all den singenden Damen des R&B-Genres unterscheidet, hebt Kelly ratlos die Schultern. „Ich versuche halt, ich selbst zu sein und mein Ding zu machen.“
Dass Kelly das im Griff hat, steht außer Frage, denn volle künstlerische Kontrolle übers eigene Werk und ein beeindruckendes stimmliches Charisma gehen bei ihr gut zusammen mit charmanter Emphase und glaubhaftem Ausdruck. Könnte man das nur auch über die Musik sagen.