Von der Fledermaus infiziert: Stephen Kings „Cujo“
Schnell wie ein Rock-Song, und auch so dreckig und laut, so hat King die simple Geschichte dieses tollwütigen Bernhardiners beschrieben, der eine Mutter und ihren Sohn in einem liegengebliebenen Auto drangsaliert.
Stephen King – Das Ranking
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Die besten Bücher von Stephen King
Platz 13. Cujo (1981, deutsch: „Cujo“) ★★★★½
Schnell wie ein Rock-Song, und auch so dreckig und laut, so hat King die simple Geschichte dieses tollwütigen Bernhardiners beschrieben, der eine Mutter und ihren Sohn in einem liegengebliebenen Auto drangsaliert. Einer der wenigen Romane, die nicht direkt übernatürliche Kräfte bemühen – ein Monster im Schrank wird lediglich angedeutet, hinter dem sich der Killer in „Dead Zone“ verbergen und dessen Geist den Hund befallen haben könnte.
Aber dieser Roman kennt dafür auch kein Happy End, obwohl gerade in den letzten 30 Seiten, als die Eingeschlossenen in minutiös geschilderter Eile erreicht werden sollen, alles darauf hinauszulaufen scheint. Umso rührender sind die Schlussworte Kings, der klarstellen will, dass der durchgedrehte Köter vor seiner Krankheit ein liebenswerter Zeitgenosse gewesen ist. Hätte er doch bloß nicht seinen Kopf in ein Erdloch gesteckt, wo ihn der Biss einer Fledermaus infizierte.
„Cujo“ war für King 1981 ein Wagnis, ein ganzes Buch … vordergründig über einen Hund? Es ist in die Geschichte eingegangen als der Roman, an dessen Entstehung sich der Autor angeblich nicht erinnern kann – Kings Alkoholabhängigkeit war damals auf einem Höhepunkt angekommen. Auf jeden Fall war dies auch der Beginn einer sehr experimentellen Phase: Auf der Suche nach dem nächsten Antagonisten würde King sich bald in die Idee verlieben, ein Auto in den Mittelpunkt zu rücken („Christine“).
Zwar kommen manche der Erzählstränge in „Cujo“ einer Seifenoper nahe: Affären fliegen auf, der Liebhaber will Rache nehmen, der gehörnte – und recht blass bleibende – Ehemann gerät während einer Geschäftsreise in die Sinnkrise. Aber King erzählt in „Cujo“ auch von wirtschaftlichen Krisen, Existenzängsten und einem Landleben, das zunehmend verlottert. Heartland geht den Bach runter. Die Trentons sind Mittelklasse, aber ihr klappriges Auto wird nicht nur das Schicksal der Familie mitbestimmen, es ist auch Symbol für eine nicht mehr funktionierende Gesellschaft. Die armen Cambers wiederum, denen der Bernhardiner Cujo gehört, leben im Streit – der gewalttätige Vater will, dass Frau und Sohn bei ihm bleiben. Dabei müssten sie alle wegziehen in die Stadt, wenn sie eine Zukunft haben wollen. Der Hund ist nur Ausdruck für Angst und Aggression, die Herrchen und Frauchen in sich tragen.