Vom Rebell zum Realisten
Statt Glamour mag Dr. Robert nun schlanke Songs und modernen Blues
Pummelig ist er geworden und macht auf einem Barhocker auch keine allzu elegante Figur meht „Dafür schreibe ich jetzt schlanke Songs“, grinst Robert Howard alias Dr. Robert. Das ist tatsächlich neu, denn der Ruhm lies Engländers als Teil der Blow Monkeys war aufgiamouröse Fundamente gebaut „Am Geruch der Stars habe ich nun lange genug geschnuppert“, sagt er und schaut fast angewidert, „inzwischen nehme ich lieber meine Musik ernst“ Nicht bierernst allerdings, zum Glück. Wenn Dr. Robert sich auf dem jüngsten Werk „Flatlands“ unerwartet in den Blues verliebt bleiben ironische Fußnoten und flapsige Seitenhiebe nicht aus.
Auf so etwas konnte er sich früher nie konzentrieren, „denn bei den Blow Monkeys hatte ich meine Stimme noch nicht gefunden. Ich habe derart verzweifelt nach ihr gesucht, dass ich viele der alten Songs inzwischen kaum mehr ertragen kann.“ Was natürlich auch an „dieser furchtbar glatten, geleckten Art der Produktion“ liege, derer man sich in den gottverdammten 80ern befleißigt habe. Auch wenn diesem Jahrzehnt ein Revival beschert sein sollte, will Dr. Robert sich „mindestens in den nächsten zwanzig Jahren nicht wieder an Leute wie Howard Jones erinnern lassen“. Und an seine eigene Rebellenzeit als ausgewiesener Ultralinker auch nicht unbedingt „Ich bin zwar zu keinen anderen Ansichten gelangt, darf mich aber heute einen Realisten nennen.“ Und endlich auch einen Songwriter. Der allein mit seiner Gitarre Zuhörer paralysiert oder – wie auf der Maxi „Staring Down The Bird“ – den Song „Is That The Fen Tiger Over There“ versteckt obwohl dieses moderne Remake von „Baby Please Don’t Go“ seinesgleichen sucht.