vol. 48 newVoices
Von der Redaktion gehört und für gut befunden
US-HYPE – PETE YORN
¿ Die Vorschusslorbeeren sind groß: Das Songschreiber-Pendant zu den Strokes. Der neue Buckley – Jeff diesmal. Alles ein bisschen hoch gegriffen zwar, aber „Music For The Morning After“ ist zumindest ein viel versprechendes Debüt. Neben einigen wohligen Balladen besticht vor allem das hymnische „Closet“. Momentan gibt’s das gute Teil nur als Import.
POWER-POP – SPOON
¿ Ein bisschen erinnerten Spoon in ihrer kompakten Pop-Kunst immer an Frank Black/Black Francis und die Pixies. Hooks, Melodie, Riffs – alles in bis zum Bersten vollgepackten drei Minuten. So zu hören auf dem 98er Album „A Series Of Sneaks“, das nun mit drei Bonus-Tracks wieder veröffentlicht wird. Das ist schon ein immenser Unterschied zum perlenden Pop des diesjährigen „Girls Can Till“. Ein neues Spoon-Album kommt im nächsten Frühjahr.
VERY OLD SCHOOL – PAPAM
¿ Papa M heißt eigentlich David Pajo und spielte bei Slint, Tortoise und Bonnie „Prince“ Billy. Sein neues Album „Whatever,Mortal“ gräbt tief in amerikanischen Songtraditionen und wurde von Indie-Schrat Will Oldham produziert. Des öfteren muss man an alte Folk-Heroen denken, die nur noch Wolfgang Doebeling beim Namen nennen kann. Das „rockigste“ Stück des Albums, „Beloved Woman“, klingt ein wenig wie ein anderer großer loner des Popgeschäfts: Bill Callahan aka Smog.
KURIOSER LO-Fi-POP – CENTRO-MATIC
¿ Durchgedreht und charmant war die Band um den Texaner Will Johnson bereits auf dem letzten Album „South San Gabriel Songs/Music“. Auf „Distance And Clime“ gibt es wieder Gitarren-Feedbacks, Lo-fi-Rock, verschwenderischen Pop mit überschwänglichem Gesang und zum Schreien komischen Texten über Striplokale und Nilpferde.
BOMBAST-POP – RICHARD HAWLEY
¿ Richard Hawley spielte als Gitarrist schon mit Pulp und Robbie Williams. Nach einem viel beachteten Mini-Album gibt es Hawleys Mischung aus Coldplay und Elvis Presley nun auch auf ganzer Länge. Manchmal muss man auch an Sinatra denken, an Dean Martin und an Schlittenfahrten in weißen Puderzucker-Landschaften durch die kalte Nacht. So klingt der Winter – am Kamin, mit der Liebsten an der Seite. Wundervoll.
BERAUSCHEND – STARSAILOR
¿ Da sind sie wieder, unsere Lieblinge, endlich mit dem vollendeten Album „Lore Is Here „. Die Liebe war natürlich schon nach dem ersten Auftritt bei der ROLLING STONE-Roadshow da, aber schön, dass man jetzt auch alles in den eigenen vier Wänden nachhören kann. Einer der intensivsten Songs dieses fast beängstigend dichten Werks ist die neue Single „Alcoholic“. Berauschend.
BEAUTIFUL LOSER – LLOYD COLE
¿ Was haben wir in all den Jahren schon getanzt, geweint, geliebt zu Lloyd Cole! Nach dem unglaublichen „The Negatives“-Album aus dem letzten Jahr gibt’s auch in diesem Jahr wieder eine wunderbare Lieferung vom Beautiful Loser aus Buxton, England: „Etc.“. Auch hier gibt’s wieder herzzerreißende Melodien und traurige Lyrik, vorgetragen zur akustischen Gitarre. „It’s alright, people change“, singt er da. Nur Lloyd Cole indes wandelt sich nicht – und das ist gut so.
FOLK-HANDWERK – ROBERT EARL KEEN
¿ Robert Earl Keen ist natürlich schon ein alter Hase, aber Beachtung fand er in unseren Breiten leider nur selten. Auf dem neuen Label Lost Highway (Ryan Adams, Lucinda Williams) wird sich das hoffentlich ändern. Das Album „Gravitational Forces“ ist schlicht schön – oder auch schlicht und schön. Kein Schnickschnack, einfach nur Songs über Alkohol, Mord, Eifersucht und Gier.
SCHWEDEN-HAPPEN – REID PALEY
¿ Das famose „Never Drink Alone“ von Reid Paleys zweitem Album „Revival“ klingt sehr nach Tom Waits. Nur, dass Paley für die Stimmung des ewigen Losers in den Gossen von New York nicht Waitsches Schrottplatzgerümpel und Musical-Anleihen braucht, sondern lediglich Gitarre, Bass und Schlagzeug. Auf der CD-Ausgabe von „Revival“ hat’s noch vier Stücke von Paleys Debüt-Album „Lucky’s Tune“. Wer diese Platte hat, muss niemals mehr alleine trinken.
VAN-TASTISCH – NICOLAI DUNGER
¿ Dass ein Talent wie Dunger bis heute fast unbemerkt seine Platten veröffentlicht, wundert einen beim momentanen Akustik-Hype schon ein bisschen. „SoulRush“ist bereits das vierte Album des schwedischen Songscheibers. Als Begleitung hört man diesmal die Jazzer vom Esbjörn Svensson Trio. „Soul Rush“ gehört mit Sicherheit zu den schönsten Alben des Jahres. Vor allem „Dr. Zhivago’s Train“ erinnert an Van Morrison, circa „Astral Weeks“.
DUB GOES JAZZ – JAMES HARDWAY
¿ Hatte sich James Hardway auf seinem letzten Album „Moors & Christians“ noch hauptsächlich im Karibischen rumgetrieben, scheint er nun in einem dunklen New Yorker Keller in den frühen 60er Jahren angekommen zu sein. Man muss bei den ersten Songs von „Straight From The Fridge“ manchmal gar an Eric Dolphy denken. Jazz, kurz bevor er frei wurde, natürlich beat-technisch modernisiert, dann bahnt sich das Album den Weg in vertrautere Hardway-Gefilde.
GROOVE-ATTACKE – THE UNSPOKEN HEARD
¿ The Unspoken Heard haben es schon auf etlichen Singles und EPs geschafft, eine Mischung aus relaxtem Jazz mit Rap und Botschaft zum Tanzen zu bringen. Nun gibt es das Ganze auch auf Albumlänge. Und auch auf ihrem Debütalbum „Soon Come“ bringen der examinierte Anthropologe Asheru und der examinierte Soziologe Black Blue die Intelligenzia wieder auf den Dancefloor.
LYRICS& STYLE – AESOP ROCK
¿ Aesop Rock aus New York gehört in den USA schon seit einiger Zeit zu den großen des Independent Hip-Hop. Das „URB“-Magazine hat Aesop Rock gar zur kommenden Hoffnung erklärt. Die musikalische Bandbreite des Albums „Labor Days“ reicht von Funk über Drum & Bass bis zu spacigen Melodien. Doch im Zentrum stehen immer die straighten Reime, die durch fluffige Beats vorangetrieben werden.
JAZZ IS NOW – 4HER0
¿ Drei Jahre nach ihrem letzten Album „Two Pages“ wird auf „Creating Patterns“ ^deutlich, was man nach 4heros Auftritt beim Montreux Jazz Festival schon geahnt hat: Jazz is now! James Hardway nicht unähnlich, erkunden Marc Mac und Dego elektronische und akustische Sounds sowie asiatische und afrikanische Klänge. Neben dubbigen Sub-Bässen setzen sie auch Streicher und Flöten ein und geben dem Ganzen so ein jazziges Outfit. Dazu gibt’s auf“Creating Patterns“ illustre Gäste wie Ursula Rucker, Jill Scott und Mark Murphy.