Video: „Tagesthemen“ berichtet 1994 über den Tod von Kurt Cobain
„Er galt als die Stimme einer Generation“: So hat die ARD am 8. April 1994 vom Tod des Nirvana-Sängers Kurt Cobain berichtet
Nicht bekannt ist, ob „Tagesthemen“-Sprecherin Sabine Christiansen von der Nachricht selbst erschrocken war, oder ob sie den Namen des prominenten Musiker einfach nicht kannte. „K-Kurt“ beginnt sie etwas stockend, und spricht den Namen dann eher mit „Coben“ statt Cobain aus.
Über den Stellenwert von Kurt Cobain war die Redaktion wohl durchaus informiert: Christiansen berichtet vom Nirvana-Sänger als die „Stimme einer Generation“, die sich „auf der Suche nach neuen Werten“ befand.
„Den Weg von Hendrix gegangen“
„Gestern tötete er sich selbst durch einen Kopfschuss“, sagt die Sprecherin in dieser Sendung vom 8. April 1994. Die Redaktion ging demnach davon aus, dass Cobain sich am 7. April das Leben genommen hatte. Wie später bekannt wurde, hatte der Sänger sich schon drei Tage vorher, am 5. April, umgebracht.
Der reingeschnittene ARD-Reporter, „vor Ort in Washington“, berichtet von dessen auto-aggressiven Texten. „Jetzt ist er den Weg von Jimi Hendrix, Jim Morrison und Janis Joplin gegangen.“
Gezeigt werden dann Fans, die zu Cobains Haus gepilgert sind und zum Tod ihres Idols interviewt werden: „Es ist eine Tragödie.“
Sabine Christiansen schließt mit den Worten: „Er war eine sehr empfindsame Person. Gut und intelligent. Nicht gerade die besten Qualitäten, wenn man ein Rockstar ist“, und zitiert damit den Nirvana-Biografen Michael Azerrad.
Es ist fast genau ein Jahr her, daß ich ihn interviewt habe, und er sagte damals, er sei glücklicher als je zuvor. Und ich hab ihm das, ehrlich gesagt, auch geglaubt.
In dem Moment war’s wahrscheinlich auch ehrlich gemeint. Aber der Tenor war trotzdem immer: „Ich bin nur deinetwegen und Frances noch am Leben.“ Schau dir doch die Interviews an, die er gab. Er redet jedesmal, daß er sich den Kopf wegblasen werde.
Am Tag nach der Geburt unserer Tochter brachte er eine Schußwaffe mit ins Krankenhaus. Er sollte am nächsten Tag zum Reading Festival nach England fliegen. Er sagte Sachen wie „Ich geh vor. Du darfst es nicht als erste tun. Ich geh vor. Ich hielt dieses Ding in der Hand, und ich hatte das Gefühl, von dem in „Schindlers Liste“ die Rede ist: Ich werde nie wissen können, was danach mit mir geschieht. Und was würde aus Frances? Schon reichlich brutal, nicht wahr: „Deine Eltern? Die starben am Tag nach deiner Geburt.“
Ich versuchte es ihm auszureden. Und er sagte: „Fuck you, du kannst dich nicht einfach drücken. Ich tu’s.“ Aber am Ende rückte er die Pistole heraus, und Eric (Erlandson) tat sie weg. Kurt ging dann in irgendein anderes Zimmer des Krankenhauses, er hatte eine Dealerin zu sich bestellt. Im Krankenhaus starb er fast. Die Dealerin sagte, sie hätte noch nie jemanden so tot gesehen. Ich sagte: „Warum hast du denn keine Schwester geholt? Hier sind doch überall Schwestern.“