Video: So lief die größte Oscar-Panne aller Zeiten ab
Gewusel auf der Bühne, ein falscher Umschlag und Jimmy Kimmels rettende Worte: Der historische Aufreger der Oscar-Verleihung in der Zeitlupenwiederholung.
Es ist knapp 6:13 Uhr MEZ in der Nacht zum Montag (27. Februar), als Warren Beatty und Faye Dunaway – das Traumpaar aus dem Hollywood-Klassiker „Bonnie und Clyde“ – die Bühne bei der Verleihung der Oscars in Los Angeles betreten. Beide sehen gut aus, sind fröhlich, wirken höchstens leicht aufgeregt. „La La Land“ ist bis zu diesem Zeitpunkt der Gewinner des Abends. Sechs Academy Awards hatte der Film bereits eingeheimst, nur wenige Minuten zuvor bedankte sich Emma Stone für ihren Goldjungen als „Beste Schauspielerin“.
Auch Damien Chazelle hatte seinen Oscar für die „Beste Regie“ schon erhalten – und in der Geschichte der Verleihung gewann in auffällig vielen Fällen ein Film auch die Königskategorie, wenn der Regisseur zuvor ausgezeichnet wurde. Nachdem Warren Beatty den Umschlag öffnet, sieht alles danach aus, als würde das auch so bleiben. Der 79-Jährige, der zuvor noch ein paar eher staksige Worte zur „diversity in arts“ verliert und es so aussehen lässt, als wäre es ein politisches Statement, druckst herum, lässt dann auch seine Partnerin auf den Zettel schauen und mit fester Stimme „La La Land“ verkünden. Allerdings vergisst sie die Namen der Produzenten zu erwähnen. Im TV ist zu hören, wie eine Off-Stimme von den 14 Rekord-Nominierungen von „La La Land“ schwadroniert. Anscheinend weiß die Regie auch nicht mehr.
Faire Verlierer
Die Produzenten des Musicals kommen siegestrunken auf die Bühne, halten ihre Dankesreden. Doch irgendetwas stimmt nicht, das wird nach ein paar Sekunden klar. Die Laudatoren hatten anscheinend den falschen Umschlag. TV-Bilder zeigen später einen Mann, der auf die Bühne huscht und ein Kärtchen weiterreicht. Gewusel.
Schließlich bleibt „La La Land“-Produzent Jordan Horowitz nichts anderes übrig, als den richtigen Umschlag in die Kamera zu zeigen, nachdem ihn Beatty peinlich berührt über die Tatsachen informiert. Sein Gesicht bleibt unerhört gefasst. Ryan Gosling schaut erstaunt. Das hatte er anscheinend nicht erwartet.
Warren Beatty stammelt etwas davon, dass in seinem Umschlag Emma Stone als „Beste Schauspielerin“ für „La La Land“ gekürt wird. Immerhin versucht Jimmy Kimmel, der an diesem denkwürdigen Abend eine gute, souveräne Figur abgibt, noch in letzter Minute die Schuld auf sich zu nehmen, um Beatty von seinem historischen Fehler freizusprechen.
Im Publikum erblickt der Fernsehzuschauer zartes Chaos, leichtes Gelächter. Die meisten sind irgendwie geschockt. Die Macher von „Moonlight“ wollen es kaum glauben, dass nun sie doch noch auf die Bühne dürfen, können, sollen. Die Freude ist dann aber groß. Beide Filmcrews reagieren sehr umsichtig, keiner vermittelt das Gefühl, dass hier gravierendes Unrecht geschehen ist.
Die Frage, die sich dann nur Minuten nach dem Abspann stellt ist aber: Mindert dieser unglaubliche Fauxpas den Triumph von „Moonlight“ oder ist „La La Land“ so etwas wie ein fairer Verlierer des Abends (der eigentlich mehr Goldstatuen eingeheimst hätte)?