Verpeilt französisch: Herman Dune im Interview

Das neue Album "Strange Moosic" von Herman Dune transportiert uns in den Mittleren Westen Amerikas. Wieso Schreiben ein Handwerk ist und wieso sie das erste Mal nach Berlin kamen, erzählten die Franzosen im Interview.

Solokünstler oder Band? Das weiß man bei Herman Dune nie so ganz genau. Tatsächlich ist Herman Dune (momentan) ein französisches Duo, das aus Sänger, Gitarristen und Songwriter David-Ivar „Yaya“ Herman Dune und dem Schlagzeuger und Backgroundsänger „Cosmic Jungle“ Néman Herman Dune besteht. Die beiden machen auf ihrem neusten Album „Strange Moosic“ – bisweilen Tom-Petty-esken Poprock mit ironisch-witzigen bis melancholischen Texten und präsentieren sich im Interview genauso wie auf dem Album: trocken, smart und ein bisschen neben der Spur.

Hier zur Einstimmung das Video zur ersten Single „Tell Me Something I Don’t Know“:

In der ersten Single „Tell Me Something I Don’t Know“ heißt es: „You say why don’t you go down to the record store / I say every new band feels like I heard them before / You say I should have lived a hundred years ago / And then I go, tell me something I don’t know.“ Das könnte ich so unterschreiben. Empfindet ihr das denn wirklich so extrem?
Yaya:
Nicht täglich, nein. Aber Némen und ich sind jetzt 30 Jahre alt, und in dem Alter wiederholen sich die Dinge eben oft. Es gibt Themen, die hört man immer wieder – und oft sind es welche, die diesen Affenzirkus überhaupt nicht verdient haben. Ein Beispiel, das man oft hört: Diese eine Band, von der man noch nie was gehört hat, sollen die neuen Rolling Stones sein. Und du sagst: ‚Nein, sind sie nicht!‘ Du brauchst keine neuen Rolling Stones. Aber es geht hier um zwei Aspekte: Als ich 30 geworden bin, ist mir aufgefallen, dass einige der Dinge, die ich bereits weiß, gut genug sind. Ich muss nicht mehr darüber wissen. Wenn ich berühmte Lieder wie „Blowin‘ In The Wind“ oder „Fool On The Hill“ höre, dann weiß ich: ‚Das ist wunderschön, besser geht’s nicht mehr.‘ Manchmal brauche ich eben nicht mehr. Ich brauch keine zweite Version davon, weil es bereits diese perfekte erste Version gibt. Das ist das eine Gefühl, das mir der Song gibt. Das andere kommt vor, wenn man sein Leben mit jemandem teilt und diese Person richtig gut kennt. Viele sagen, es ist langweilig, wenn man sein ganzes Leben nur mit diesem einen Menschen verbringt. Aber ich denke, dass es wunderbar ist, wenn man sich so gut versteht, dass man manche Dinge nur einmal sagen und nicht wiederholen muss. Dann wird man Neues entdecken, das man sich gegenseitig erzählen kann und die Beziehung vertiefen.

Es scheint, als ob ihr unablässig Material und Songs produziert. Setzt ihr euch jeden Tag hin und schreibt Songs oder arbeitet ihr in Phasen?
Yaya: Meiner Meinung nach ist das Schreiben ein Handwerk, das man üben muss. Tennisspieler sollten jeden Tag trainieren und Songwriter sollten jeden Tag Songs schreiben. Das bedeutet nicht, dass jeder Song, den man schreibt genial sein wird. Aber du musst schreiben, um gut schreiben zu können, weil manche Dinge einfach Übung erfordern. Schreiben ist eines dieser Dinge, bei denen man besser wird, je öfter man es tut. Mit Schreiben verdiene ich mein Geld, es macht Spaß und entspannt, also kann ich genauso gut schreiben. Es wäre ja auch schade, wenn Bäcker nicht backen würden.

Ihr seid ja mit einem Stück auf dem Sampler „Berlin Songs“ zu finden. Habt ihr eine spezielle Verbindung zur Stadt?
Yaya: Wir mögen Berlin, wir haben es immer gemocht. Ich erinnere mich an unser Album „Mes Cambios“… nein, entschuldige, ich meinte „Not On Top“, es war „Not On Top“, da hab ich im Begleitheft des Albums ein Bild vom Alexanderplatz gezeichnet, weil es mir zu der Zeit im Kopf rumspukte.
Cosmic Jungle: Seit 15 Jahren kommen wir immer wieder nach Berlin und beobachten, wie die Stadt sich verändert. Wir fühlen uns hier wohl und haben auch Freunde in Berlin.
Yaya: Das erste Mal sind wir nach Berlin gefahren, weil Néman und ich Peter Handke-Fans waren. Er hat den Film “ Der Himmel über Berlin“ geschrieben und wir wollten die Stadt sehen, wo der Film aufgenommen wurde. Das war der Hauptgrund, warum wir das erste Mal während der Oberstufe nach Berlin gekommen sind. Schließlich haben wir gelernt, die Stadt auf wegen anderer Aspekte zu mögen.

Am 14. Juni kann man Herman Dune wieder live in der Hauptstadt spielen sehen und auch hören. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es hier, exklusiv in unserer Lo-Fi-Session.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates