Vencerentos „„Cherry Guevara „: Der Kult um Che
Gisele Bündchen stakst im Che-Bikini über den Laufsteg, eine Firma für Männerkleidung bietet eine „Che-Action Figur“ mit Baskenmütze, Zigarre und Gewehr an, und ein australischer Hersteller wirbt für die Eis-Sorte „Cherry Guevara“ mit dem revolutionären Slogan „Der Kampf der Kirschen endete, als sie zwischen zwei Schichten von Schokolade zerquetscht wurden – möge die Erinnerung an sie in Ihrem Mund weiterleben!“
Wie der Autor Michael Casey in einem neuen Buch über Guevara, „Che’s Afterlife“, ausführlich belegt, ist das Konterfei des Arztes längst eine Ikone wie sonst nur Warhols Siebdrucke von Marilyn Monroe und Mao – und so bekannt wie die Trademarks von McDonald’s und Nike. Casey dokumentiert noch einmal die Entstehung jenes berühmten Fotos, das der Kubaner Korda 1960 von dem damals 31-jährigen Revoluzzer machte. Das Bild, das für immer Guevaras Image definierte und so viel wilden, stoischen und erotischen Zauber ausstrahlt, brachte Korda bis 1997 keine Tantiemen. Erst dann unterzeichnete Castros Regierung die Konvention zum Schutz literarischen und künstlerischen Eigentums. Korda waren Millionen entgangen, als er 2001 starb.
Bereits 1968, ein Jahr nach dem Tod Guevaras, vermeldete „Time“ eine „nahezu religiöse Verehrung bei radikalen Intellektuellen, Arbeitern und Studenten“, in verschiedenen Ländern trage man „Mützen und Bärte“ nach Ches Vorbild, und auch die Fabrikation von „Taschentüchern, Hemden und Blusen“ mit dem Antlitz des schmucken Kämpfers war bereits ein lohnendes Geschäft. Und nie war er so wertvoll wie heute.