Vampire Weekend

Nachts um halb zwei mussten Vampire Weekend am Vortag in London auf die Bühne. Sänger/Texter Ezra Koenig und Schlagzeuger Christopher Tomson sind leicht angeschlagen. Der Vorteil eines so späten Gigs: ein „natural enthusiasm“ (Tomson) der Club-Kundschaft, die zu dieser frühen Stunde schon ordentlich betrunken war. Ein bisschen getankt hatten womöglich auch Koenig und Tomson. als sie ihre Mitstreiter Rostam Batmanglij und Chris Baio beim „social navigating“ an der Columbia University für den Band-Start im Februar 2006 gewannen. Bevor sie ernst machten, machten sie aber noch brav ihre Abschlüsse und suchten sich Jobs.“.Es gab nie diesen einen Moment, an dem sich alles änderte“, so Koenig. Aber wie kommt eine Pop-Band, die schlaue Eierkopf-Texte auf einem Faible für Paul Simons Afro-Ausflug „Graceland“ zündet, ausgerechnet auf Vampire Weekend? Koenig: „wir brauchten dringend einen Namen, als diese Show für uns gebucht war, und dachten, wir würden ihn noch mal ändern.“ Pate stand ein nie fertiggestellter Vampir-Film von Ezra Koenig.

FRÜHLING ODER HERBST?

Ezra: Herbst. Ich mag Pullis und Schals, aber Shorts mit dem Alter immer weniger. Chris: Ich weiß nicht, was das psychologisch bedeutet. Aber ich finde fallende, bunte Blätter aufregender als wachsende, grüne.

SCHICKSAL ODER ZUFALL?

Ezra: Wir glauben an die Wissenschaft und die Beliebigkeit der Welt. Und doch hatte ich schon immer dieses Gefühl, dass ich mal eine Band haben werde. Also: Kein Schicksal, alles Zufall, aber ich glaube an die Macht positiven Denkens, an das Konzept der self-fulfilling prophecy.

MANHATTAN ODER BROOKLYN?

Ezra: Manhattan ist vielfältiger, als viele Leute denken. Und ich mag es lieber, weil man es als lange, dünne Insel leichter visualisieren kann. Während Brooklyn diese in die Breite wuchernde Masse ist.

„THE KIDS ARE ALRIGHT“ ODER „SMELLS LIKE TEEN SPIRIT“?

Ezra: Is‘ das Ketzerei? Ich konnte mit Grunge nie viel anfangen. Vielleicht auch weil Kurt Cobain fast genau an meinem 10. Geburtstag starb und ich als Geschenk „In Utero“ auf Cassette bekam. Eine Erfahrung, die mich wohl dazu veranlasste. mich von Nirvana zu distanzieren. Ich fühlte mich immer viel stärker zu Musik aus den Sixties wie The Who hingezogen.

PAUL SIMON ODER DAVID BYRNE?

Ezra: Paul Simon. Weil er aus New Jersey kommt, wie Chris und ich. David Byrne gilt als cool. Aber Paul Simon hält kaum einer für cool, obwohl er das verdient hätte. Denn in Wahrheit sind beide nicht so unterschiedlich. Was früher auch so wahrgenommen wurde, aber dann haben sich ihre Legenden auseinanderentwickelt.

„GRACELAND“ OR „TALKING TIMBUKTU“?

Chris: Ich hatte „Talking Timbuktu“ auf Cassette. aber darauf nie so reagiert. Wir hörten „Graceland“ immer im schwarzen Toyota meiner Eltern, da war ich noch sehr klein. Auf der High School habe ich sie dann wieder entdeckt. Eine gute Idee, umgesetzt mit guten Songs, auch wenn er dafür viel Hiebe einstecken musste.

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