War Val Kilmer ein guter Batman?
Mit „Batman Forever“ schlüpfte Val Kilmer nur einmal in das Kostüm des Fledermausmanns. Keiner wurde glücklich damit.

Wer danach fragt, wie Val Kilmer in der Riege der Batman-Darsteller von Lewis Wilson bis Robert Pattinson abschneidet, der hört vielleicht erst einmal auf den Schauspieler selbst.
In einer längeren Geschichte der „New York Times“ aus dem Jahr 2020 erzählte Kilmer, dass er während der Dreharbeiten zu „Batman Forever“ einmal Besuch von Warren Buffetts Kindern bekam. Doch anstatt mit ihm zu sprechen – also dem Dunklen Ritter höchstpersönlich – waren sie nur daran interessiert, Batmans Requisiten anzufassen. „Das war der Moment, in dem ich begriff, dass es nicht darauf ankommt, wer Batman spielt“, erkannte der Schauspieler. „Jeder kann das sein. Batman hat keine Rolle, es ist nur eine Maske.“
Val Kilmer fühlte sich also austauschbar. Und dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass sich Joel Schumacher mit „Batman Forever“ um eine Camp-Version des DC-Superhelden bemühte, die alles und nichts zum Ausdruck brachte. Die Darstellung sollte näher am Comic sein als noch bei den Burton-Filmen oder der eindrucksvollen Zeichentrickreihe der frühen 90er Jahre.
Val Kilmer fremdelte mit Kostüm und Inszenierung
Die Schurken (Riddler, hyperaktiv gespielt von Jim Carrey, und Two-Face, infantil-abgebrüht gemimt von Tommy Lee Jones) bekamen wesentlich mehr Spielraum, erschienen verrückter und insgesamt interessanter als ein viel zu steif anmutender Batman. Kritiker vergaben Lob dann auch lieber an die liebliche Drew „Sugar“ Barrymore.
Kilmer empfand das Tragen des Batsuits, wie er später zugab, auch als äußerst unangenehm und fürs Spiel einschränkend – um nicht zusagen: demütigend. Eine Ausrede ist das aber nicht. Das ging Michael Keaton einige Jahre zuvor auch schon so. Dennoch prägte er die Figur gerade durch die körperlich vorgetragene Lakonie.

Nimmt man Val Kilmers Einschätzung – die auch von starken persönlichen Problemen am Set geprägt war – einmal nicht zur Grundlage für die Einschätzung, wie gut er als Batman war, dann lässt sich schlicht sagen, dass er der falsche Mann für den Job war. Der Schauspieler blieb fast durchgängig hinter den markantesten Interpretationen der Vorlage zurück.
Sein Batman war zurückhaltender als Christian Bale in der „Dark Knight Trilogie“ von Christopher Nolan (dessen Unnahbarkeit durchaus in Richtung „American Psycho“ geht), aber nicht nachdenklich genug. Er bemühte sich, ernsthaft zu wirken, was an die Interpretation von Michael Keaton anschloss. Wirkung zeigte das aber nur in seinen Szenen als Bruce Wayne, die insgesamt überzeugender waren als die unbeholfenen Kostüm-Momente.
Immerhin: Kilmer wirkte als schwerreicher, aber innerlich zerrissener Unternehmer, den die Frauen umgarnen, authentischer als viele seiner Kollegen. Wenngleich man sich heute Milliardäre ganz sicher anders vorstellt als diese aalige 90er-Variante. Doch das Düster-Charisma, das Batman eben auch zwingend benötigt, ging ihm fast völlig ab. Einen guten Batman UND einen guten Bruce Wayne hat nur die Animationsserie zustande gebracht.
Vielleicht machte Kilmer auch die überdrehte Umgebung des Films zu schaffen, die dazu führte, dass viele später seine Batman-Darstellung als zu distanziert empfanden. An einer wichtigen Sache lag es jedenfalls nicht: Den physischen Anforderungen der Rolle konnte der Schauspieler durchaus gerecht werden.
Als Batman gefeuert oder nicht?
In der sehr persönlichen Doku „Val“ (2021) bestätigte Kilmer, dass er nicht noch einmal Batman sein wollte wegen der auch öffentlich gewordenen kreativen Differenzen mit Joel Schumacher, sondern weil er die Figur einfach als wenig herausfordernd empfand. Damals war auch die Rede von Terminkonflikten bei den Dreharbeiten, weil der Schauspieler für „The Saint“ (1997) vor der Kamera stand.
Schumacher sagte hingegen, dass er nach dem Batman-Erlebnis mit Kilmer am Set „keine Lust mehr hatte“, ein weiteres Mal mit ihm zu arbeiten. Allerdings deutete er später in einem Interview mit „Entertainment Weekly“ pragmatisch an: „Ich habe Val nicht gefeuert. Er hat sich selbst herausgeschrieben.“
Es gibt darüber hinaus auch Hinweise, dass das Studio damals Druck machte, es mit einem neuen Darsteller zu probieren. Nach dem richtungslosen „Batman Forever“ wollte man lieber eine familienfreundlichere und leichtere Richtung mit zahmerem Humor. Das Ergebnis wurde dann noch greller und belangloser und bedeutete erst einmal eine längere Leinwand-Pause für den arg gerupften Comic-Recken. Val Kilmer hatte immerhin alles richtig gemacht und ein persönliches künstlerisches Debakel verhindert.