Uwe Boll im Interview
Er gilt als der schlechteste Regisseur aller Zeiten", mit diesem Satz beginnen die meisten Artikel über Uwe Boll, wenn man dem 44-jährigen Filmemacher aus Wermelskirchen bei Köln glauben darf. Doch er hat einen eigenen Weg gefunden, mit Kritik an seinem Werk umzugehen. Als er für seine Verfilmungen der Zombie- und Baller-Videospiele "Alone In The Dark" und "Blood Rayne" arg gescholten wurde, forderte er fünf seiner schärfsten Kritiker zum Boxkampf heraus und besiegte sie alle.
Der promovierte Literaturwissenschaftler ist aber trotz oder vielleicht auch gerade wegen seines Rufs keineswegs erfolglos. „Schwerter des Königs“, für den er die Goldene Himbeere bekam, spielte allein als DVD mehr als 43 Millionen Dollar ein. Boll kalkuliert nüchtern und hat über Filmfonds massig Geld beschafft. Gerade erschien sein Knast-Drama „Siegburg“ auf DVD. Den kammerspielartigen Film drehte er 2009, seitdem hat der Workaholic schon wieder sieben neue Werke fertig gestellt – unter anderem einen Film über das Leben von Max Schmeling, in dem Henry Maske die Hauptrolle spielt.
Ihr Ruf ist nicht gerade glanzvoll. Wie würden Sie sich als Regisseur selbst beschreiben?
Mit zahlreichen Videogame-Verfilmungen habe ich international finanziell gepunktet, leider nicht bei der Kritik. Dennoch habe ich Filme gemacht, die von Kritikern gerne ignoriert werden, denn sie wissen, dass diese gut sind, wollen aber gerne negativ über mich schreiben.
Lösen die permanent schlechten Kritiken und Anfeindungen keine Selbstzweifel aus?
Negative Kritiken stören, spornen aber auch an. Einige Dinge kann man sogar lernen, und ich habe sehr viel in meinen letzten acht Filmen geändert.
Sie drehen etliche Filme pro Jahr…
Drei Filme war mein Rekord, normalerweise sind es ein bis zwei. Ich liebe den Filmdreh, daher wird mir sehr schnell langweilig, wenn ich mal fünf Monate nicht am Set stehen kann.
Spüren Sie die Finanzkrise nicht?
Wir sind mit den Budgets deutlich kleiner geworden seit „Schwerter des Königs“ oder „BloodRayne“, wir entwickeln die Projekte schon in diesem Sinne.
Fehlt Ihnen manchmal das Geld, um ihre Ideen umzusetzen?
Absolut! Gerne hätte ich mal einen Blankoscheck wie („Transformers“-Regisseur) Michael Bay. Allerdings hätte ich keine Lust, nur alle vier Jahre einen Film zu drehen, wie Roland Emmerich oder Wolfgang Petersen.
Wie gelingt es Ihnen, Stars wie Ben Kingsley und Jason Statham zu verpflichten?
Die schauen sich meine Filme an und finden die gut. Die meisten Kritiker haben von mir keine zwei Filme gesehen und schreiben nur ab.
Warum spielen Michael Pari und Ralf Möller in über der Hälfte Ihrer Filme mit?
Pare ist bei elf Filmen dabei, Ralf nur bei drei. Beide sind extrem zuverlässig. Und für Over-the-top-Rollen wie als Mutant in „Far Cry“ ist Ralf super…
Sie haben jetzt das Leben von Max Schmeling verfilmt. Eine Herzenssache?
Zwei Hamburger Ärzte hatten die Idee, und als Boxfan war ich natürlich begeistert. Mit Henry Maske als Schmeling konnten wir dann richtig boxen. Diese Dreharbeiten haben mir natürlich am meisten Spaß gemacht.
Henry Maske wird oft als etwas steif empfunden. Wie ist er denn als Mensch und Schauspieler?
Er ist wie Max Schmeling: sachlich, diszipliniert, kurz angebunden. Aber beide wussten und wissen auch das Leben zu genießen. Henry ist in dem Film eine echte Entdeckung.
Wie sehen Sie Maske als Boxer? Und haben Sie sich mal mit ihm im Ring gemessen?
Maske kontrollierte seine Gegner, er war ein Defensivkünstler – und das muss man erst mal über zig Runden durchhalten. Er hat mir mal eine Rechte reingehauen, als ich im Ring stand und mehr Härte forderte. Beim Sparring hätte ich keine Chance gegen ihn – er ist zu lang und zu schnell.
Gibt es für Sie einen Traum, den Sie gerne realisieren würden?
Ich habe zahlreiche Ideen. Die Fritzl-Geschichte müsste man drehen – zunächst mache ich aber Auschwitz.
Wie würden Sie Ihr Lebenswerk gerne gewürdigt sehen?
Ist mir scheißegal. Ich lebe jetzt und mache jetzt Filme.