Unwiderstehlich unterhaltsam
Die Sinnkrise bei den Barenaked Ladies ist überwunden. Jetzt wollen die Kanadier endlich beweisen, dass sie viel mehr sein können als nur witzig
Ed Robertson war das Lachen vergangen. Ausgerechnet er geriet vor zwei Jahren in eine Sinnkrise. Dabei war seine Band, die Barenaked Ladies, doch abonniert auf Witz und sensationell unterhaltsame Shows. Aber dann kam der 11. September das vermeintliche Ende der vermeintlichen „Spaßgesellschaft“ – und die Kanadier brauchten dringend eine Pause: „Wir aber deutlich die Hilflosigkeit und ohnmächtige Wut, die viele Künstler angesichts der amerikanischen Politik befiel: „Over and over and over and over and over and over and over again/ The experts concur so we’re sure it occurred/ We infer that the sword is mightier than the pen/ YOu are in Atlanta/ I am in a band… / Repetition of suspicion/ Takes a lie and makes it true.“
Ganz schön harter Stoff für eine Band, die mit lustigen Popsongs wie „One Week“ oder „Brian Wilson“ erfolgreich wurde. Mit „War On Drugs“ schieben sie gleich noch ein tragische Geschichte nach – und hoffen jetzt auf die Toleranz der Hörer. „Die meisten haben bisher immer nur gesehen, was lustig oder frivol ist an uns – und den Rest, also circa 85 Prozent, einfach ignoriert.“ Würde er nicht dabei lachen, könnte das verbittert klingen. Aber Robertson ist auch zu Selbstkritik fähig: Wir sind ja selbst schuld, weil wir immer die witzigen Songs als Singles auswählen und live so gern Späßchen machen.“ Ernstgenommen werden wollen sie trotzdem, und das neue Album ist konsequenterweise gar nicht so randvoll mit lustigen Strophen.
Die Harmonie zwischen Robertson und seinem Kollegen Steven Page ist allerdings hörbar wie eh und je – die beiden singen nicht nur gleich gut, sie ergänzen sich auch beim Songschreiben. Da gibt es keine Konkurrenz um das beste Lied, sondern höchstens konstruktive Kritik. Da Ed aber ungern lügt, gibt er zu, dass auch die Ladies vor gewissen Spannungen nicht gefeit sind: „So eine Partnerschaft ist schon eine Herausforderung, an der man ständig zu scheitern droht, aber wir schätzen uns sehr, und nach 15 gemeinsamen Jahren wissen wir auch genau, was wir aneinander haben. Steven wäre ohne mich wohl zu wortgewaltig, ich ohne ihn viel zu simpeL Gemeinsam sind wir…“ Er denkt kurz nach. „Unwiderstehlich. Oder unausstehlich? Unerträglich? Ach nein, ich bleibe bei unwiderstehlich.“