Unsterbliche Lieder: fünf bewegende Alben über den Tod
Wenn Musiker sich intensiv mit der Vergänglichkeit auseinandersetzten entstanden oft unsterbliche Alben - mal verzweifelt wie bei The Antlers oder Sufjan Stevens, mal kathartisch wie bei Arcade Fire oder Lou Reed.
Lou Reed – „Magic And Loss“ (1992)
Eigentlich hätte es auf Lou Reeds 16. Album um Magie gehen sollen, doch dann lagen plötzlich zwei seiner engsten Freunde (Songwriter Doc Pomus und eine Frau namens Rita) im Sterben. Krebs. Reed ging gerade auf die 50 zu und wollte und konnte nicht wegsehen. Und so wurde das Wunder des Todes zum Leitmotiv dieses ungewöhnlich direkten Albums.
Leben unter dem Damokles-Schwert
Reed hatte die Krankheit genau beobachtet. Mit trockener Stimme erzählt er auf „Magic & Loss“ von der Chemotherapie („Power And Glory“), dem Wunsch nach Wunderheilung („Magician“) und der tagtäglichen Angst (oder Hoffnung), am nächsten Morgen nicht wieder aufzuwachen.
Mit dem Damokles-Schwert über dem Kopf des Freundes fällt es ihm schwer, mutmachende Worte zu finden. Er versucht es trotzdem, mehr schlecht als recht: „Maybe there’s something over there/ Some other world that we don’t know about/ I know you hate that mystic shit/ It’s just another way of seeing/ The sword of Damocles above your head“.
Der Schein des starken Mannes bröckelt
Der Sound klingt eher spröde, man möchte fast sagen: gefasst. „I see you in the hospital, your humor is intact/I’m embarrassed by the strength I seem to lack“ gibt Reed im Song „No Chance: Regret“ zu. Der Schein des starken Mannes bröckelte bereits gewaltig. Man musste nur genau hinhören.