Uno. Dos. Tres… Enrique Iglesias und Jennifer Lopez sind bereits hart auf Ricky Martins Fersen.
In Deutschland kennt man bislang nur den Alten. Allen Versuchen, Iglesias Jr. in die Fußstapfen des Vaters zu hieven, war bislang nur mäßiger Erfolg beschieden. Zu übermächtig der Schatten des großen Julio, zu traumatisch noch die Erinnerung an den zähen Schmalz, mit dem er sich ins Herz des deutschen Frolleins balzte. Dabei hat Junior den Altvorderen in punkto Erfolg längst überrundet. Über 120 Platin-Platten pflastern seinen Weg – und der 64-Millionen-$-Deal, den er an Land zog, war zu Julios Glanzzeiten noch Lichtjahre entfernt.
Wie im Falle Ricky Martin fand dieser Erfolg aber nahezu unter Ausschluß der (westlichen) Öffentlichtkeit statt. Anders gesagt: Was im lateinamerikanischen Raum funktioniert, entpuppt sich nicht automatisch auch als heißer Export-Schlager.
Was sich dadurch korrigieren läßt, daß man die spanische Muttersprache gegen Englisch eintauscht und sich der Taschenspielertricks bedient, die im Land der unbegrenzten Marketingmöglichkeiten Hochkonjunktur haben: Wenn in diesen lägen der Will-Smith-Blockbuster „Wild Wild West“ in die Kinos kommt, wird Iglesias den Soundtrack mit seiner Single „Bailamos“ zieren. Und mit dieser multimedialen Initialzündung wiederum wird seine Firma Interscope versuchen, Iglesias‘ englisches Album-Debüt dahin zu bringen, wo Jennifer Lopez bereits ist.
Denn die 29jährige Dame aus der Bronx, bis dato eigentlich nur als Mel-Gibson-Partnerin in „Out Of Sight“ bekannt, hat es verstanden, sich mit einer allgemeinverträglichen Mischung aus R&B (Marke supersmooth) und ein paar Salsa-Häppchen genau da zu positionieren, wo der musikalische Zeitgeist gerade Station macht Ihre Single „If You Had My Love“ verdrängte Ricky Martins „Livin‘ La Vida Loca“ von der Spitze der amerikanischen Charts – und das dazugehörige Album „On The 6“ (eine Referenz an die Subway-Line, mit der sie als Mädchen nach Manhattan fuhr) macht seit Mitte Juli auch in Deutschland große Sprünge.
Und warum? „Nichts passiert ohne Grund“, weiß die Tochter einer Puertoricanerin. „Die Tatsache, daß mein Album just zu einem Zeitpunkt erscheint, da der Latino-Pop derart angesagt ist, bedeutet nichts anderes, als daß Gott mir sagt: „Mach Dir keine Sorgen. Alles wird gut‘.“