Unknown Legend – Die Bibliografie zum Phänomen Young
The Mansion On The Hill – Fred Goodman (Times/Random House)
„The Head-On Collision of Rock and Commerce“, wie der Untertitel etwas reißerisch ankündigt, analysiert von einem in Wirtschaftsfragen bewanderten Autoren. Kein Buch nur über Neil Young, auch die dubiosen Verstrickungen anderer Rockstars wie Bob Dylan und Bruce Springsteen werden unter die Lupe genommen. Rock’n‘ Roll veränderte die Welt, konzediert Goodman, doch dann griffen die Mechanismen des Marktes und degradierten ihn zur Unterhaltungsware. Wie sich Gevatter Young dabei schlug, ist höchst aufschlussreich. Essenziell.
Neil And Me – Scott Young (Omnibus)
Wie der Poet Philip Larkin einst sagte: „They fuck you up, your mum and dad.“ Und wenn du Rockstar wirst, schreiben sie vielleicht auch noch ein Buch über dich. Der kanadische Sportjournalist Scott Young wurde zwar von Neils Mutter geschieden, als der noch ein Kind war. Diese Distanz schadet der Biografle jedoch gar nicht. Scott hat viel recherchiert und alle entscheidenden Leute befragt, auch seinen Sohn. Die interessantesten Geschichten: Neils Kinderlähmung und seine frühe Kapitalisten-Karriere als 13-jähriger Hühnerfarmer.
Dont Be Denied – John Einarson (Quarry)
Der kanadische Journalist Einarson hat sich auf einen eher kleinen Teil der Historie beschränkt und konzentriert sich auf Youngs frühe Jahre in Kanada, bis dieser nach Los Angeles und zu Buffalo Springfield ging. Einarson ist nicht übermäßig wortgewaltig, aber äußerst gut informiert – er interviewte die Mitglieder von Youngs ersten Bands wie The Squires und natürlich auch Young selbst
The Definitive Story – Johnny Rogan (Proteus)
Der erste ernsthafte Versuch, das Leben Youngs nachzuerzählen, vom späteren Byrds-Biografen, erstmals veröffentlicht 1982 und seither mehrmals aktualisiert. Rogan umschifft private Untiefen des Künstlers, kreist ihn mittels musikologischer Analysen ein. Chronologisch natürlich und durchaus nicht unkritisch, aber doch mit genügend Trainspotter-Passion, um auch dem Kenner noch das eine oder andere beizubringen. Vor allem seine Text-Exegesen sind oft erhellend und nicht unorginell. Trotzdem nur für Fans empfehlenswert.
Neil Young Songbook – Jan Osmaalen (Wildmill)
Nichts als die Songtexte, unkommentiert. Und, da dürfte Youngs Verlag hellhörig werden, nicht autorisiert und schon deshalb nicht im regulären Buchhandel zu bekommen. Plattenbörsen sind der Ort, wo man für wenig Geld (ca. acht Euro) fündig werden kann. Evident ist, dass die meisten Texte ohne Musik kaum Sinn machen, ob sie nun persönlicher Natur sind oder Mythen bedienen wie „Cortez“ oder „Pocahontas“. Erst Youngs Stimme und seine Gitarre öffnen die Tür zum tieferem Verständnis. Doch finden sich auch hübsche Gegenbeispiele, sogar in Neil Youngs Frühwerk: „I am a child, I last a while/ You can’t conceive of the pleasure in my smile.“ Altklug? Natürlich, aber mithin auch klug.
Rolling Stone – Fakten Neil Young (Hannibal)
„Fakten, Artikel, Interviews“ – kurzum alles, was in den Jahren 1967 bis 1994 im amerikanischen ROLLING STONE über Neil Young zu lesen war. Die Tatsache, dass hier kein Autor im Nachhinein seine Meinung revidieren konnte, macht die Sammlung zu einem spannenden Zeitdokument – zumal die Rezensionen gewohnt ausführlich und die Interviews so kontrovers sind, wie man das erwarten darf, wenn Young mal Vertrauen zu einem Journalisten fasst Was selten passiert.
Love To Burn – Paul Williams (Entwistle)
Eine Sammlung von Essays und Rezensionen unter dem Motto „30 Years Of Speaking Out“, die einem nicht sonderlich viel von Young erzählt und mehr über den Autor, als man wissen möchte: „Neil Young is a Scorpio man and I am a Taurus man and I can feel the Opposition and sameness.“ Die Essays ertrinken in schlechten Metaphern und allzu persönlichen Beichten, und Williams‘ vier Kapitel lange Analyse des italienischen Bootleg-Sets „Rock’n’Roll Cowboy“ (ausgerechnet!) würde für ein Neil-Young-Pendant zu „Spinal Tap“ reichen.
Neil Young in eigenen Worten – Michael Heatley (Palmyra)
Zitatensammlungen sind ja selten so aufschlussreich, wie sie vorgeben. Da werden mehr oder weniger spektakuläre, aus dem Zusammenhang gerissene Sätze aneinandergereiht, ohne dass man wirklich ein Bild vom Menschen dahinter bekommt. Im Falle Young kriegt man immerhin lustige Worte: „Ich bin ein Schatten meiner selbst, das weiß ich. Aber daran lässt sich nichts ändern. Und irgendwie gefällt es mir sogar“, behauptete er ’90. Und fünf Jahre vorher: „Frischer Fruchtsaft ist wunderbar, besser als jede Droge. Er bewirkt einen natürlichen Zuckerrausch.“
Mojo Heroes: Neil Young – Sylvie Simmons (Canongate)
Das Buch unserer englischen Mitarbeiterin Sylvie Simmons wurde hier kürzlich schon vorgestellt Es mag nicht sehr umfangreich sein, doch die renommierte Autorin arbeitete sich immerhin durch sämtliches vorhandenes Material zu Young und griff auf eigene Interviews zurück. So kommen manche Zitate zusammen, die auch der Young-Aficionado noch nicht im Schatzkasten hatte. Simmons ist wie immer am besten, wenn sie profund, gegebenenfalls mild ironisch die Alben und Songs interpretiert. Very good read und auch Einsteigern sehr empfohlen.