Und der Oscar geht an
So kann’s gehen. Gerade saß man noch in einer betulichen BBC-Morgenkochshow und schlug „Parsee Eggs“, während die Moderatorin Fragen nach den TV-Plänen stellte, einem dann ein paar Eier neben den Kopf hielt und „Haha! Eggs Benedict!“ kicherte. Keine drei Jahre später würden viele „Academy“-Mitglieder Benedict Cumberbatch im Februar gern einen Oscar in die Hand drücken, egal wofür. Er ist in allem überragend, das muss der Neid (oder was man sonst Kleingeistiges gegen ihn aufbringen könnte) ihm lassen. Einerlei, ob in frühen TV-Produktionen wie „Hawking“, in der der 37-Jährige 2004 die Titelrolle übernahm, und der apokalyptischen TV-Miniserie „The Last Enemy“ von 2008. Oder im Kino, wie in „Inside WikiLeaks“, wo er sogar den ungnädigsten Kritikern gefiel (nur Assange nicht), oder in Steve McQueens Drama „Twelve Years A Slave“, das der wahrscheinlichste Oscar-Kandidat ist.
Denn seit dem 2011 angelaufenen Lehrstück an Qualitätsfernsehen, das die BBC mit ihrer Serie „Sherlock“ gezaubert hat, und in dem Cumberbatch die Hauptrolle des „hochfunktionalen Soziopathen“ spielt, kann er nach Gusto im Angebot stöbern, mal eben in „Star Trek“ die CGI-Technik an die Wand spielen, oder auch einen „Herr der Ringe“-Drachen sprechen. Ein Glück, dass Cumberbatch nicht in Posterboy-Manier hübsch, sondern schlichtweg irre talentiert ist. US-Kantenkinne wie George Clooney oder Brad Pitt brauchten Jahrzehnte, um solche Drehbücher zu bekommen. Herrlich wird’s, wenn der blasse Brite demnächst auf „Sexiest man alive“-Listen auftaucht, und die Waschbrettbäuche düpiert. Rule, Britannia!