Unbezwungene Helden und epische Klangwelten: Die Alben der Woche vom 15. Mai 2015

Faith No More gelingt mit "Sol Invictus" ein fulminantes Comeback, Brandon Flowers bleibt bei den großen Pop-Gesten und Hot Chip haben mit ihren neuen Songs an Leichtigkeit verloren: die Alben der Woche vom 15. Mai.

Album der Woche

Faith No More: „Sol Invictus“

Faith No More

Eine Band zum Liebhaben waren Faith No More nie. Bewundern ja, bestaunen auch. Aber ins Herz schließen? Das wusste Mike Patton schon zu verhindern, er war nie ein Rockstar zum Anfassen, er blieb auf Distanz – und wollte dennoch unbedingt den Erfolg. Aus Spaß gaben die Crossover-Pioniere jedenfalls mit Sicherheit nicht die Vorgruppe für Guns N’ Roses. Nach dem vorläufigen Ende von Faith No More 1998 startete der erratische Sänger zwar etliche skurrile Nebenprojekte, doch dann hielt er es in der Nische wohl nicht mehr aus.

Seit 2009 sind Faith No More nun wiedervereint, sie haben viele Konzerte gegeben, die ständig Spekulationen um ein neues Album anheizten, vor allem seit sie 2011 in Südamerika einmal ein Stück namens „Matador“ spielten, das keiner kannte – und das jetzt nicht nur das älteste, sondern auch das längste Stück auf „Sol Invictus“ ist, eine Zurschaustellung von allem, was FNM ausmacht: Wucht, Mut, Eindringlichkeit (und ja, ein bisschen klingt Patton hier nach Geoff Tate von Queensrÿche).

Hypnotisch und gothic

Beim siebten Studioalbum, dem ersten seit „Album Of The Year“ (1997), macht er es einem wieder nicht leicht: Patton gibt keine Interviews, er rückt keine Songtexte heraus, die Informationen fließen nur spärlich. Man weiß immerhin, dass Billy Gould „Sol Invictus“ produziert hat, in seinem Studio in Oakland.

Der Bassist nennt es „hypnotisch und gothic … sehr kraftvoll, aber teilweise auch mit viel Platz“ – es ist also alles auf einmal, wie immer, und Patton thront über allem wie ein Sonnenkönig im Reich der Finsternis. Dabei ist es gar nicht so wichtig, dass er mit 47 noch mehrere Oktaven singen kann. Entscheidend ist, wie er seine Stimme einsetzt – er schreit, er flüstert, er greint, er spuckt, er macht einfach alles.

„Worshipping at the altar of no one/ Can’t remember which god is my own“ – so beginnt „Sol Invictus“. Der Titelsong führt nicht gerade sanft in das Album, aber was danach kommt, verschlägt einem den Atem: Mike Bordins treibende Trommeln bei „Superhero“, Jon Hudsons Riffs, der Quatsch-Brüll-Song „Sunny Side Up“, die lustigen Ideen von Keyboarder Roddy Bottum, das furchteinflößende „Separation Anxiety“, der bedrohliche Sprechgesang bei „Motherfucker“, das folkige Geklampfe bei „From The Dead“, das gar kein Witz ist.

Man kann diese Band nicht durchschauen

Faith No More überwältigen mit ihrer Laut/leise-schnell/langsam-hart/zart-Dynamik, die keine andere Metalband so brillant und gleichzeitig so spielerisch beherrscht wie sie.

Er hoffe, erzählte Billy Gould neulich, das Album klinge nicht nach 50-jährigen Männern. Es klingt nach sehr bösen, sehr schlauen, sehr starken Männern, die kein Alter kennen

Birgit Fuß, ROLLING STONE, 05/2015 

Weitere Veröffentlichungen:

Brandon Flowers hat mit „The Desired Effect“ eine weitere Pop-Platte aufgenommen. Überkandidelt und pompös lotet der Killers-Sänger einmal mehr das Terrain zwischen expressivem Pop und 80s-Kitsch aus.

Hot Chip sind mittlerweile auch einem größeren Hörerkreis bekannt. „Why Make Sense?“ heißt ihre neue LP und  Jürgen Ziemer stellte dazu in seiner ROLLING STONE-Rezension  fest: „Doch etwas ist diesmal anders. Nicht nur, dass das sechste Album in einer um zwei Tourmusiker erweiterten Bestzung live aufgenommen wurde. Man hört das an einem weniger transparenten Sound, die Musik wirkt dichter, nicht mehr so luftig und leicht“.

Das vielschichtigste Album der Woche hat Kamasi Washington mit „The Epic“ aufgenommen.  „Selten umreißt ein Albumtitel präsizer, was den Hörer erwartet. In gut 170 Minuten erzählt der 33-jährige kalifornische Saxofonist hier, wie er sich den Jazz so vorstellt, woher er kommt, wohin er gehen könnte (Markus Schneider, ROLLING STONE, 05/2015).

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Plattenladen der Woche

CD LOUNGE GEORG KRUSE

Wilhelminenstr. 25

64283 Darmstadt

Tel.: 06151-291705

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