(Un-)Gerechtigkeiten bei den Emmys
Bei den diesjährigen Emmys gab es nicht viele Überraschungen, aber einige schöne Momente - und ein paar Ärgernisse. Birgit Fuß zieht Bilanz und blickt schon mal aufs nächste Jahr.
Im ewigen Kampf um die Frage, ob Fernsehen inzwischen wichtiger ist als Kino, helfen die Emmys, die am Sonntag in Los Angeles vergeben wurden, leider auch nicht weiter (so sehr viele Journalisten sich das offensichtlich wünschen). Zwar war die Zeremonie ähnlich prunkvoll wie die Oscar-Verleihung, aber in Sachen Dramaturgie und Dankesreden hinkte die Veranstaltung doch ein klein wenig hinterher. Andererseits waren die letztjährigen Oscars zum Gähnen – und bei den Emmys gab es zumindest einen wirklich originellen Moderator.
Meine fünf Highlights der Show:
Mit viel Ironie und guten Gags gelang Neil Patrick Harris („How I Met Your Mother“) das Kunststück, zugleich boshaft und sympathisch zu wirken – und die Tanzeinlagen waren auch ganz amüsant. Die beste Moderationseinlage kam allerdings von Kevin Spacey, der sich in seiner intriganten „House Of Cards“-Persona offensichtlich sehr wohl fühlt.
Die lustigste Rede hielt Julia Louis-Dreyfus, die als beste Hauptdarstellerin in einer Comedy („Veep“) ausgezeichnet wurde – sie machte sich über die obligatorischen Danksagungen lustig: Ein Kollege flüsterte ihr ein, dass sie ihre Familie nicht vergesse solle, nachdem sie schon HBO und Co. erwähnt hatte: „You love them!“
Die beiden verdient ausgezeichneten Hauptdarsteller in Dramen spielten ihre Überraschung zumindest gut. Jeff Daniels („The Newsroom“) stellte fest: „I usually don’t win!“ Und Claire Danes, die schon wieder mit „Homeland“ gewann, widmete den Preis ihrem Mann: „Danke, dass du mich so glücklich machst, dass ich in dieser Traumwelt total unglücklich sein kann!“ Aber dann kam noch Michael Douglas und stellte mit seiner zotigen und dann doch noch ernsten Rede alle in den Schatten.
Der zweitrührendste Moment: als Elton John eine lustige, liebevolle Laudatio auf Liberace hielt und dann „Home Again“ sang, natürlich am Piano.
Der rührendste Moment: Edie Falcos Hommage an den verstorbenen James Gandolfini. Sie musste selbst fast weinen (und ich auch).
Und die fünf Lowlights?
Die Gewinner Laura Linney und David Fincher tauchten nicht auf, dafür Heidi Klum – die zwar nichts gewann, aber auch auf Englisch grässlich quäkte.
Maggie Smith, die sensationelle Countess in „Downton Abbey“, bekam keinen Emmy.
Jon Hamm trug einen Vollbart, Damian Lewis eine Glatze. Warum verunstalten sich Männer freiwillig bis zur Unkenntlichkeit? (Für ihre Rollen natürlich!)
Und das Schlimmste: „The Americans“ und „Sons Of Anarchy“ wurden komplett ignoriert – letztere zum wiederholten Mal. Vielleicht ist die Serie einfach zu brutal, aber ist „Game Of Thrones“ Kinderkram? Und zählt das tolle Drehbuch nicht, das glaubwürdige Milieu, die großartigen Schauspieler? Im nächsten Jahr, wenn vielleicht die letzte „SOA“-Staffel anläuft, fordere ich Gerechtigkeit für die Rocker!
Auch ein paar Preise sollte es dann für „House Of Cards“ geben – und vielleicht könnte man Charlie Sheen („Anger Management“) einladen, damit noch ein bisschen mehr Schwung in die Show kommt.
Wer’s verpasst hat: Am Sonntag (29.9.) zeigt TNT-Serie um 22.45 Uhr noch einmal eine gekürzte Version der diesjährigen Verleihung.