Umgekippter Folk – The Felice Brothers lieben alte Songs und gute Geschichten

Weil die Burschen aus New York kein Geld haben, muss eben eine Bruchbude, die mal ein Theater war, als Studio reichen. Dass es aus allen Ecken muffele, dass bei schönem Wetter die Vögel draußen zwitschern und dass es bei schlechtem Wetter hereinregnet, hört man den Aufnahmen durchaus an. Und durch die störrische Ballade „Hey Hey Revolver“ grollt nicht nur der Donner. Ein Blitzeinschlag und ein kurzer Stromausfall machen diese Aufnahme eigentlich unbrauchbar. Auf „Tonight At The Arizona“, dem Debüt der Felice Brothers, hat es das ramponierte Take trotzdem geschafft. ,Wir haben den Song dreimal aufgenommen, aber bei der Version mit dem Blitzeinschlag waren wir einfach am besten“, sagt Schlagzeuger Simone, mit 30 der älteste der Felice-Brüder. Außer ihm gibt es noch Ian, der singt, und James, der Akkordeon spielt. Und alle drei sind großartige Geschichtenerzähler. Allein Storys von den Plattenaufnahmen irgendwo in einem Wald in den Bergen könnte Simone stundenlang erzählen. Zum Beispiel, dass sie eine Kiste deutschen Riesling, die sie in irgendeinem Keller gefunden hatten, verscherbeln wollten, um dafür Instrumente zu kaufen. Als sich aber herausstellte, dass der teure Wein umgekippt und damit wertlos war. haben die Brüder ihn doch selbst getrunken. „Der hat zwar ziemlich nach Essig geschmeckt, aber man nimmt ja, was man kriegt“, sagt Simone.

Seine insgesamt sechs Geschwister und er sind mit der Musik von Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Willie Nelson und Joni Mitchell aufgewachsen: „Wir lieben Musik, die vom Herzen kommt, die ehrlich ist“, sagt er und erzählt davon, wie die Felice Brothers eine Ewigkeit mit geliehenen Instrumenten in New York zwischen Times Square und Union Square Straßenmusik gemacht haben, bevor sie schließlich auf einem Bauernmarkt in Brooklyn von einem Musikkritiker entdeckt wurden.

Die rohen Songs der Feiice Brothers erinnern an den frühen Bruce Springsteen, an Townes Van Zandt und vor allem an Bob Dylan. „Wir sehen uns in der Tradition von Woody Guthrie und Walt Whitman und wollen über die einfachen Leute schreiben, über Typen, die mehr schlecht als recht über die Runden kommen, über Leute, die auf der Straße leben“, sagt Simone. Songs wie „Ballad Of Lou The Welterweight“, der von einem Boxer in den späten 50er Jahren erzählt, der im Ring starb. „New York war immer schon ein verrückter Platz, zum Leben, und diese Geschichte ist nur eine von vielen, die uns berührt hat“, sagt er, „und ich hoffe, dass alle Songs auf dem Album eine Geschichte ergeben, das erste Kapitel der Feiice Brothers“.

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