Uma Thurman: „Mir ist es lieber, mit einem genialen Regisseur zu scheitern“
Uma Thurman spricht über die herausfordernde Arbeit mit großen Filmemachern und ihre Zuneigung für den Autor Philip K. Dick.
Ein Artikel aus dem RS-Archiv
„Das ist alles sehr buddhistisch“, sagt Uma Thurman, während ein Visagist in der Garderobe an ihrem Gesicht herumpudert.
Sie meint natürlich Philip K. Dick. Ihr Vater, Professor Robert Thurman von der Columbia University, ist ein bekannter Buddhismus-Forscher und guter Freund des Dalai Lama. Philosophische Diskussionen sind für Uma also nichts Ungewöhnliches.
„„Realität ist eine Illusion – das ist das Grundprinzip der alten buddhistischen Lehre. Und wiedergeboren zu werden bedeutet, die Erinnerung auszulöschen. Um dein Karma abzuarbeiten, brauchst du andere Menschen – die Erinnerung wird zwar gelöscht, doch alles Unerledigte muss noch abgeschlossen werden.““
Thurman ist also ein Fan. Nachdem sie das Elend der Replikanten in „Blade Runner“ als Teenager zu Tränen gerührt hatte, las sie Dicks Roman.
„„Seine Geschichten haben etwas Bodenständiges. Man braucht sie nicht auf dem Mars anzusiedeln, sie sind Projektionen dessen, was hier auf Erden geschieht. Klassenkampf, betrügerische Regierungen… und dann diese Albtraum-Fantasien über Konzerne, die die Weltherrschaft übernehmen – e>muss einen Grund geben, warum sich die Leute damit identifizieren können, oder?““
Die Schauspielerin hatte gerade einen anstrengenden 11-Monate-Dreh in China für Quentin Tarantinos „Kill Bill“ hinter sich, als man ihr die Rolle in „Paycheck“ anbot.
„„Normalerweise werde ich nie einfach als ,das Mädchen‘ besetzt, deshalb fand ich es toll, den weiblichen Part in einer Liebesgeschichte zu spielen statt das übliche schwer bewaffnete Superwesen. Ich dachte, es wäre nett, zur Abwechslung mal nicht in Blut gebadet zu sein.““
Außerdem wollte sie unbedingt mit John Woo arbeiten, dessen Hongkong-Filme ihr Tarantino ehrfurchtsvoll vorgeführt hatte.
„„Ich war völlig fasziniert. Regisseure mit einer wirklich individuellen Sprache haben mich schon immer angezogen.““
Thurman war 17, als Terry Gilliam sie für „The Adventures of Baron Munchhausen“ castete. Danach kamen unter anderem Stephen Frears „Dangerous Liaisons“, Gus Van Sants „Even Cowgirls Get the Blues“, Tarantinos „Pulp Fiction“, Andrew Niccols „Gattaca“ und James Ivorys „The Golden Bowl“.
„„Es ist etwas Besonderes, vor den Kameras solcher Leute zu stehen. Nicht dass der Film dadurch automatisch ein Erfolg wird, aber mir ist es lieber, mit einem genialen Regisseur zu scheitern. Sie schaffen ihre eigenen Welten, immer wieder neu.““
Am 29. April 2020 wird Uma Thurman 50 Jahre alt.