Sylvester Stallone: Alle „Rocky“- und „Rambo“-Filme im Ranking
Wer ist eigentlich besser: Rocky Balboa oder John Rambo? Alle „Rocky“- und „Rambo“-Filme im Ranking

Sylvester Stallone: Alle „Rocky“- und „Rambo“-Filme im Ranking
Zeit, um auf Stallones größten Helden zurückzublicken, Rocky Balboa und John Rambo.
ROLLING STONE bringt alle Filme in ein gemeinsames Ranking.
13. Rocky V (1990)
★
AmazonStallone war erst 44, sah aber fast schon älter aus als heute. Aufgequollen. Die 1980er waren vorbei – und nach Ende des Kalten Kriegs gingen Rocky die Gegner aus. Mit dem echten Boxer Tommy Morrison (Rollenname: „Tommy Gunn“) holte Stallone sich nun einen nicht minder unfit wirkenden, unsympathischen Gegner. Die Idee, Balboa als dessen Trainer zu installieren, um sich dann am Ende einen Straßenfight mit dem fehl geleiten Schützling zu liefern, ist zwar nicht schlecht. Damals aber wollte man Stallone als Boxer, wenn überhaupt, doch im Ring sehen.
Schräg ist die Message, dass der Lehrer (Rocky) am Ende wie gehabt der Gewinner bleibt, der Schüler (Gunn) nichts gelernt hat – was den Film an sich schon überflüssig macht. Stallone reaktivierte den Regisseur des ersten „Rocky“, John G. Avildsen, beide mussten mitansehen, wie ihr Werk an den Kassen unterging. Der Champ hieß damals: „Kevin – Allein zu Haus“.
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12. Rambo III (1988)
★
Eine Kopie von „Rambo II“ – derselbe fette Hubschrauber alias Endmonster, Action mit dem Hi-Tech-Bogen, der Held flüchtet aus der Gefangenschaft und schlägt zurück. Nur eben alles in schlecht bzw. in blau. Der Dialog „Was ist das?“ – „Blaues Licht“ – „Was macht es“ – „Es leuchtet blau“ gilt heute noch immer als Highlight des Films. Zumindest karikiert es die einfache, auf klare Ziele ausgerichtete Weltsicht der Titelfigur sowie allgemein den Waffenfetischismus.
Rambo, sein Vokuhila prächtiger und fettglänzender denn je, kämpft nun in Afghanistan, wehrt sich mit den Taliban gegen die Russen. Dass der Ex-Elitesoldat mit diesem Werk den realen Abzug der Sowjets aus dem Land gefördert haben könnte, ist nicht bekannt. Schwer vorstellbar, dass die afghanischen Rebellen aus „Rambo III“ nach Nine Eleven zumindest in Amerika noch auf Sympathie stoßen.
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11. Rambo (2008)
★★
Die Entstehungsgeschichte war nicht unspektakulär, Stallone setzte sich bei der Konzeption der Story eine hohe Messlatte: In welchem Land treibt das brutalste Regime sein Unwesen? Dorthin wollte der mittlerweile 62-Jährige seinen Vietnamveteranen schicken um für Gerechtigkeit zu sorgen. Er erkundigte sich bei denen, die sich auskennen, anstatt den Finger auf dem Globus kreisen zu lassen, und kam auf Myanmar (Birma).
Der auch als „John Rambo“ bekannte Film sollte, ähnlich wie „Rocky Balboa“ von 2006, ihre bereits schon als Abschlüsse gehandelten, aber enttäuschenden Vorgänger („Rocky V“ und „Rambo III“) dann WIRKLICH abschließen. Es ist „Rambo“ halbwegs gelungen.
PDC-Regierung Birmas
„Rambo“ ist, vor allem zu Beginn, tatsächlich unfassbar blutig, und die Figur des gebrochenen Special-Forces-Soldaten erhält einige dezente Dialog-Momente, damit sie ihr Weltbild mitteilen kann. Den Dschungel-Shootout mit dem Oberbösewicht beendet Rambo dann, etwas unspektakulär, mit einem Messerstich aus dem Verborgenen.
Vielleicht nur hätte Stallone seinen Helden nicht beauftragen sollen, westliche, christliche Missionare zu beschützen, sondern ausschließlich Einheimische, die unter der SPDC-Regierung Birmas tatsächlich leiden.
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10. „Creed II“ (2018)
★★½
Adonis Creed trifft auf Viktor Drago – Apollos Sohn will Rache nehmen für den Tod seines Vaters, der 1985 im Ring von Viktors Vater Ivan totgeprügelt wurde. Adonis‘ Trainer Rocky will ihm das ausreden. So mache man, erklärt der weise Balboa, die Vergangenheit ja auch nicht wieder lebendig. Insgeheim befürchtet er aber, dass der Russe dem Schützling überlegen ist.
Was macht aus „Creed“ einen meisterlichen Film, warum überzeugt diese Fortsetzung über weite Strecken nicht? Ryan Coogler, Regisseur des Erstlings, vermochte eine Aufsteiger-Geschichte zu vermitteln, bei der Rocky Balboa als Sidekick wirklich nur ein Sidekick blieb. Steven Caple Jr.s Nachfolge-Werk bedient sich dagegen typischen Mustern dieser Boxer-Saga. Adonis ist zum überheblichen Weltmeister geworden, so wie Rocky einer war. Und der alte Balboa denkt nun immer zwei Schritte weiter. Es ist in Wirklichkeit Rockys Geschichte. Der afroamerikanische Filmemacher Caple Jr. erzählt eine Story über einen Weißen.
Stilistisch ist dieser „USA vs. Russland“-Film dem ersten „USA vs. UDSSR“-Film, „Rocky 4“, sehr ähnlich. Es gibt Trainingsmontagen und eine etwas klischeehaft zu R&B-Klängen inszenierte Liebesszene zwischen Adonis und seiner Frau Bianca (Tessa Thompson, die hier jedoch nicht über die Rolle der „Caring Housewife“ hinauskommt). Da der Kampf zwischen Creed und Drago schon innerhalb der ersten Stunde stattfindet, wird es – Rocky-Gesetz – natürlich zunächst die Niederlage des Helden geben müssen. Adonis wird aus dem Tal des Elends auferstehen und sich mehr anstrengen, um den Gegner beim Rückkampf zu besiegen.
Pappfiguren ohne Verstand
Ivan Dragos Sohn Viktor wird von einem Mann namens Florian Munteanu dargestellt, und das sagt eigentlich schon alles: Ab „Rocky 5“ von 1990 gab es keine charismatischen Gegner mehr für Balboa (für Creed auch nicht), keinen mit Star-Appeal. Pappfiguren ohne Verstand.
Von Ivan Drago, dessen Rückkehr heiß erwartet wurde, kann man das nicht sagen: Dolph Lundgren hat einen souveränen Auftritt – es kommt zu lediglich einem einzigen Zusammentreffen mit Stallone, in einem Diner, wie eine bedrohlichere Version des Treffens von De Niro und Pacino in „Heat“. Erstaunlich ist nur, dass Ivan keine Reue als Totschläger empfindet, dass er den Kampf zwischen ihm und den Amerikaner nicht als Kampf der Systeme abhaken konnte, dass er am Kommunismus nicht verzweifelte, daran, dass er instrumentalisiert wurde, dass er vielmehr an seiner Art festhält.
Ivans traurige Geschichte ist gut angelegt: Nach seiner Niederlage in Moskau 1985 musste er nicht nur verarmt in den ukrainischen Plattenbau ziehen, sein Sohn, den er hart erzieht, hält ihn in Wahrheit für einen Versager. Den größten Schmerz aber hat ihm Ludmilla zugefügt: Seine Frau hat ihn nach der Niederlage gegen Balboa verlassen. Die Revanche gegen die Amis will er nur, um ihr Herz zurückzugewinnen.
Ludmilla-Darstellerin Brigitte Nielsen ist nur kurz zu sehen, aber ihre Präsenz hat sie nicht eingebüßt – dabei hatten wir sie zuletzt vor allem als Dschungelkönigin in Erinnerung. Adonis Creed, Viktor Drago und Ivan Drago kämpfen beide eben um die Familienehre, aber aus verschiedenen Gründen.
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09. „Rocky II“ (1979)
★★½
Die Fortsetzung des legendären „Rocky“ ist kein schlechter Film. Nur ist sie eher so etwas wie ein Remake, bloß mit anderem Ende – und das Ende musste natürlich anders sein als im Vorgänger, sonst hätten die Kinogänger sich veräppelt gefühlt. Mutig erscheint diese Fortsetzung durch Rockys Triumph vielleicht nicht, aber eben konsequent – Stallone wollte ja mit dem Boxer in Serie gehen. Dass er Apollo Creed K.O. in zweiten Anlauf schlagen würde, stand also fest. Die Frage war: Wie macht er das?
Rocky fängt das Huhn, Paulie jammert rum, Adrian leidet still mit, der schrullige Mickey regt sich über seinen Schützling auf, der wiederum verrückte Tricks beim Seilspringen anstellt. Außerdem präsentiert uns Rocky wieder joggend sein Philadelphia.
Mit dem Showdown in Zeitlupe – wer schafft es als erster vom Ringboden hoch? – ist Stallone dann eine zwar etwas unrealistische, aber spannende Alternative zum ersten „Rocky“-Fight eingefallen.
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08. „Rocky Balboa“ (2006)
★★½
Als Stallone 16 Jahre nach seinem letzten „Rocky“ das Comeback des Boxers ankündigte, wollten alle doch nur eines: dass er endlich sein Shirt auszieht, damit begutachtet werden kann, ob der Körper des mittlerweile 60-Jährigen noch in Schuss war. War er. Der Mann blamierte sich nicht. Mit Mason „The Line“ Dixon (Antonio Traver) hatte Stallone sich zwar einen ähnlich lachhaften Gegner ausgesucht wie schon mit „Tommy Gunn“ in „Rocky V“. Vor allem die Motivation des Ex-Champs, wieder in den Ring zu steigen, wirkte arg zeitgeistig – den Anstoß für das Comeback lieferte „seine“ herausragende Performance in einer Computersimulation, in der Balboa Dixon schlägt.
So ist Rocky
Allerdings bringt Stallone seinen Rocky als Schauspieler wieder in die richtige Flughöhe. Der Witwer trauert um Adrian, und seinem alten Weggefährten Paulie (Burt Young) erklärt er in einer bewegenden Szene, warum er noch einmal die Herausforderung suchen wird. Er ringt dabei um Worte. Er findet keine. So ist Rocky.
Für den Boxkampf wurden zwei verschiedene Enden gedreht. Einmal siegt er, einmal verliert er. Stallone hat sich dann für das richtige Ende entschieden.
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07. „Rocky IV“ („Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“, 1985)
★★★
Stallones erfolgreichstes Kinojahr fiel nicht zufällig in eine Hochphase des Kalten Kriegs. Während John Rambo (in „First Blood – Part II“) Vietnamesen und Russen im Dschungel vernichtete, nahm Rocky es hier mit dem härtesten aller Russen überhaupt auf – Ivan Drago (Dolph Lundgren), die Kampfmaschine mit dem Drei-Tonnen-Punch. Der Hüne war ein perfekter Gegner, und der Film lieferte eine perfekte Stilisierung der Ära. Der Russe ist böse, gedopt und trainiert, unter den wachsamen Augen Brigitte Nielsens, nur im unterirdischen Studio; Rocky, der Einladung nach Moskau gefolgt, arbeitet sich im schneeverwehten Wald an Holzstämmen ab, formt seinen Körper in und durch die Natur. Ami halt.
Gorbatschow-Lookalike
„Rocky IV“ hat beeindruckende Kampfszenen, und mit der nötigen Distanz ist dieser US-Propaganda-Film ein einziger Spaß. Der Schluss, in dem Stallone zur Verbrüderung aufruft, ist absolut konsequent, konsequent doof: Sogar das Gorbatschow-Lookalike muss von seinem Platz am Ring aufstehen und applaudieren.
Dies ist nicht der beste „Rocky“-Streifen, aber er hat, es ist ein hartes Rennen, wohl die besten Songs: „Hearts On Fire“ von John Cafferty und Robert Teppers „No Easy Way Out“ liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beide wurden natürlich, wir sind den 1980er-Jahren, in eine Trainingsmontage hineinverfrachtet. Und wie wird Drago in Amerika begrüßt? Von James Brown, der es sich nicht nehmen ließ, dem Ivan ein „Living In America“ höchstselbst entgegen zu schmettern.
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06. „First Blood“ („Rambo“, 1982)
★ ★ ★
Beim Gedanken an John Rambo haben wir die Ein-Mann-Armee im Kopf, die im Dschungel oder der Wüste ganze Brigaden feindlicher Soldaten platt macht. Den Auftakt der Reihe bildet, unter der Regie von Ted Kotcheff (der erstmals 1971 mit dem Outback-Horror „Wake In Fright“ spektakulär von sich Reden machte), jedoch kein Action-Streifen, sondern dieses Drama. Und Rambo tötet darin auch nicht viele, sondern „nur“ einen einzigen Menschen, in Notwehr. Nur ist dieser eine Mensch eben ein amerikanischer Cop, und der Ex-Soldat bringt damit die ganze Kleinstadt-Polizei erst recht gegen sich auf.
Rambo ist eigentlich friedfertig
Das Thema des Vietnam-Veteranen, der sich nach seiner Rückkehr in die USA nicht in die Gesellschaft integrieren kann und auf Ablehnung stößt, war zwar nicht neu (Scorseses „Taxi Driver“ von 1976 bleibt die Messlatte). Doch David Morells Romanvorlage erschien 1972, mitten im Krieg.
Und Rambo ist eigentlich friedfertig. Der Mann vom Militär rebelliert ausgerechnet gegen – sadistische – Beamte. Das verlieh „Rambo“, oder „Rambo I“, wie Fans ihn nennen, eine gewisse anarchistische Note. Zumal der Grund für die Folter des Soldaten nie wirklich dargelegt wurde, abgesehen von einem schwachen „Wir wollen Dich hier nicht haben“. Brian Dennehy als Sheriff ist ein angemessener Gegenspieler; der Ausbruch Stallones aus dem Polizeirevier, blitzschnell vollzogen, rauf aufs Motorrad, unfreiwillig lustig.
Das ursprüngliche Ende sah einen Selbstmord Rambos vor. Das Testpublikum war dagegen, und er durfte überleben – eine Filmfigur wurde geboren, die es später sogar in den Duden schaffen sollte: als brutaler männlicher Typ.
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05. „Rambo 5: Last Blood“ (2019)
★★★★
Zum ersten Mal in 37 Jahren Rambo gelingt es Stallone, hier mit seinem Regisseur Adrian Grünberg, den Green Beret mit Charakter und Motiv auszustatten. Familiäre Hintergründe, Moralvorstellungen, Zukunftswünsche. Wir lernen Rambo und sein Trauma kennen. Wenn er zittert, Flashbacks durchleidet, wenn er seine Pferde umsorgt, Musik hört, wenn er eine Party für seine Ziehtochter Gabrielle (Yvette Monreal) organisiert. In den anderen Filmen war Rambo nie im amerikanischen Alltag zu sehen. Im Exil vegetierte er vor sich hin. Erst diese Ruhe zuhause zeigt, wie gebrochen ist.
Stallone wird nachgesagt, er empfinde für seine andere große Figur der Popkultur, Rocky Balboa, etwas mehr. Sie sei tiefgründiger. Das ließe sich nach diesem „Rambo“-Film nicht mehr aufrechterhalten. So wie in Ryan Cooglers „Creed“ von 2015, in dem Rocky eine Trainer-Rolle zugedacht wird, gibt sich der inzwischen 72-jährige Stallone deutlich mehr Mühe als zuletzt. Stallone kann, als Rambo, endlich überzeugend weinen. Und er trägt eine melancholische Ruhe in sich, die bei Balboa, dem Italo-Amerikaner aus der Unterschicht von Philadelphia, stets etwas gestelzt wirkte, und wie abgeschaut.
Pomadenhaarbett und M65-Feldjacke
Nicht zuletzt hat Stallone sich körperlich in Form gebracht, sieht dennoch seinem Alter entsprechend aus, nicht mehr so aufgebläht wie zu „Rambo 4“-Zeiten, als er auch schon 61 war. Lederstirnband und Schmalzlocke hat er eingetauscht gegen graues Pomadenhaarbett und M65-Feldjacke, was an den „Taxi Driver“ Travis Bickle erinnert.
Ein Hobby-Analytiker würde in Rambos weit verzweigtem Tunnelsystem unter der Ranch, samt dessen Fallen und versteckten Waffensystemen, ein Sinnbild für sein Unterbewusstes sehen. Er lässt dort eine Party für Gabrielle steigen, dort erhält sie aber auch einen Anruf, der ihr aller Leben verändern wird. Und in die Katakomben, vielleicht sind sie ja den Tunneln in Vietnam nachempfunden, greift er am Ende zu Gewalt, wie es sie in einem Rambo-Film noch nie zu sehen gab. Die Teile zwei und drei gelten als „Blutorgien“, und das ist ein großes Missverständnis: die Anzahl der Getöteten war in beiden Filmen zwar rekordverdächtig – viel Blut aber gab es in ihnen nicht zu sehen. Hier schon. Köpfe platzen, und nicht nur Knochen, sogar Herzen werden mit bloßen Händen aus Körpern gezogen. Schlimmer geht’s kaum. Vor 25 Jahren wäre „Last Blood“ auf dem Index gelandet.
>>> Hier geht’s zur vollständigen Rezension!
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04. „Rambo: First Blood Part II“ („Rambo II: Der Auftrag“, 1985)
★★★★
„Der Auftrag“ als Beschreibung ist natürlich schräg, wenn am Ende Leichen stehen: mindestens 115, von Fans handgezählte Opfer. Was für ein Titel.
Stallone, 39, befand sich vor Drehbeginn körperlich in Bestform, und aus dem traumatisierten Waldschrat aus Teil eins wurde in der Fortsetzung ein Mann, der zwar ein Killer ist, aber eben auch ein Rächer. Rambo rächt sich für seine Folter und natürlich für die ermordete Gefährtin, Co-Bao (Julia Nickson). Wie „Rocky IV“ funktioniert dieser Film zwar als US-Propaganda im Kalten Krieg. Rambo kehrt nach Vietnam zurück, befreit einen P.O.W., tötet Vietnamesen und Russen, gewinnt den Vietnamkrieg also, zehn Jahre später, doch noch.
Allerdings haben Stallone, Regisseur George P. Cosmatos und Drehbuchautor James Cameron (von dem zumindest die Vorlage übrig geblieben sein soll) auch den wohl überzeugendsten Action-Film des Jahrzehnts gedreht.
„Rambo II“ war subversiv
Diese Dramaturgie funktioniert immer: Auskundschaftung, Gefangennahme, Ausbruch, Gegenschlag. Und Betrug der Amis an Rambo, weil das US-Militär nicht davon ausgegangen war, dass ihr Mann im Dschungel tatsächlich einen überlebenden G.I. findet – und beide nun zurücklassen will, denn die Öffentlichkeit soll von dieser unerwarteten Entdeckung nichts erfahren.
„First Blood“ erzählte die traurigere Geschichte: ein Rückkehrer, der, sowieso schon traumatisiert, auf Feindseligkeit trifft. Aber „Rambo II“ war subversiv. Eine staatlich beauftragte Behörde verarscht ihr Heimatland: Rambo soll, indem er bestätigt, dass es keine Kriegsgefangenen mehr gibt, Opium fürs Volk besorgen.
Man könnte Stallone die Motive vorhalten. Aber er spielt mit offenen Karten. Betreibt hier keine Raketenwissenschaft, seine Absichten sind klar erkennbar. Und nichts an diesem 90-minütigen Kriegsfilm sieht dämlich aus: Es ächzt, quietscht, kreischt, klirrt und blutet aus allen Enden in absoluter Körperlichkeit – und in einem beispiellosen Soundmix, der perfekt zu Jerry Goldsmiths donnerndem Score passt.
„Fotos?“, fragt Rambo umgläubig, als er zu Beginn des Films seinen Dschungel-Einsatz erklärt bekommt. Er solle als Fotograf nach Vietnam reisen, um etwaige Gefangene im Bild festzuhalten? Darüber könnte man fast lachen. Der Kämpfer, von dem alle glaubten, er würde sich in seinem alten Einsatzort mit der Rolle eines Dokumentaristen zufrieden geben.
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03. Creed (2015)
★ ★ ★ ★
Stallone sicherte sich hier – kommt bei den Oscars nicht so häufig vor – seine zweite Oscar-Nominierung für dieselbe Rolle. Natürlich für die des Rocky Balboa, der sich nun, mit fast 70 und lebensgefährlich erkrankt, als Trainer einer letzten Mission stellen will: Adonis Johnson zu Erfolg zu verhelfen, dem Sohn seines einstigen Rivalen und späteren Freundes Apollo Creed.
Coogler ist ein „Rocky“-Fanboy
Natürlich hätte Stallone den Oscar (als „Bester Nebendarsteller“) verdient, denn von nichts anderem handelt Hollywood: Verlierer erhalten eine zweite Chance und triumphieren endlich. Unverständlich, warum der Academy Award dann an Mark Rylance für „Bridge Of Spies“ ging. Natürlich ist Rylance der bessere Schauspieler, hat sich aber als Theaterstar, also von einem Nebenschauplatz, ins Filmgewerbe hineingemogelt und durfte nun gleich im ersten Anlauf abräumen – was soll das? Stallone trug’s mit Fassung, einer Gemütsruhe wie Rocky.
Der Veteran vertraute seinem nicht mal 30-jährigen Regisseur Ryan Coogler, und der bedankte sich mit einer ultimativen Hommage. Coogler ist ein „Rocky“-Fanboy. So, wie J.J. Abrams seinen „Star Wars“ drehte, nur um Geek-Fiction zum Leben zu erwecken (Wie sähe wohl ein Strumtruppe mit Flammenwerfer aus?), oder in seinem „Star Trek“ die Trekkie-Wünsche umsetzte (kann ein Raumschiff ein anderes aus dem Warp herausschießen?), so hat auch dieser Filmemacher versucht drängende, seit Jahrzehnten bestehende Fragen zu klären.
Die wichtigste Frage mit dem größten Geek-Faktor: Wer hat eigentlich beim privaten Keller-Kampf Rocky vs. Apollo (aus „Rocky III“) gewonnen? All so ein Zeug eben.
„Creed“ ist jedoch nicht nur eine Art Easter Egg im Langfilm-Format, sondern ein Drama, das durch seine Hauptdarsteller Michael B. Jordan (Adonis Johnson) und Tessa Thompson (Bianca) lebt. Beide machen Balboa fast überflüssig. Dass beide nicht Oscar-nominiert wurden, ist unerträglich – die Nicht-Berücksichtigung nahm zumindest Einfluss auf die „Oscars So White“-Debatte.
Der Trainingsmoment, in dem der auf den Straßen joggende Adonis von Bikern umringt wird, die aus Respekt ihre Vorderreifen hochstemmen und ihn salutierend umkreisen? Wirkt wie intuitiv. Reine Kino-Magie.
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02. „Rocky“ (1976)
★ ★ ★ ★
Der amerikanische Traum könnte für ihn wahr werden, auch wenn Rocky Balboa, ein Geldeintreiber und B-Boxer, in Wirklichkeit das Opfer eines PR-Coups werden soll: Der amtierende Weltmeister Apollo Creed (Carl Weathers) bietet dem Underdog die Chance um den Titel zu kämpfen.
Stallone, damals 29, schrieb die Story selbst und ließ sich das Drehbuch nur unter der Bedingung abkaufen, wenn er, der Nobody, selbst die Hauptrolle übernehmen durfte. Der Rest ist Geschichte – und Stallones eigener amerikanischer Traum wurde wahr, er selbst zum Star.
Philadelphia als sozialer Brennpunkt
In einem der härtesten Oscar-Jahre der Kinogeschichte setzte sich „Rocky“, das bei den Academy Awards in zehn Kategorien ins Renen ging (darunter „Bestes Drehbuch“ und „Bester Hauptdarsteller“ für Stallone), gegen die Konkurrenz durch. Gegen das Quasi-Woody-Guthrie-Biopic „Dieses Land ist mein Land“ von Hal Ashby, und eben auch gegen die Monolithen „Network“ (Regie: Sidney Lumet), „Die Unbestechlichen“ (Alan J. Pakula) und „Taxi Driver“ (Martin Scorsese). Insgesamt erhielt „Rocky“ drei Auszeichnungen: für den „Besten Film“, die „Beste Regie“ (John G. Avildsen) sowie, damit wurden auch die Kampf-Montagen gewürdigt, den „Besten Schnitt“.
Ob „Rocky“, oder „Rocky I“, wie Fans ihn nennen, aber auch besser war als die anderen Filme, wichtiger in seiner Zeit? Das ist zumindest im Vergleich zu drei der vier anderen diskutabel. „New Hollywood“ war noch nicht tot, und „Taxi Driver“ hatte die große Story um den Kriegsheimkehrer, der, auf der Suche nach Sinn, zu Gewalt greift, in einem Manhattan, das völlig außer Kontrolle geraten zu sein scheint. „Die Unbestechlichen“ schilderte die Aufdeckung des Watergate-Skandals, der als amerikanisches Trauma die 1970er-Jahre im Griff hielt. Und „Network“ war jene Mediensatire, die auch 40 Jahre später noch nicht altmodisch wirkt. „Rocky“ ist toll, aber eben auch etwas altmodischer – und weit weniger politisch. Dafür wurde die Stadt Philadelphia als sozialer Brennpunkt in den Fokus gerückt.
Erstaunlich, dass das Thema Rassismus in „Rocky“ so gut wie keinen Platz einnimmt. Vielleicht, weil die Ausgangslage so kompliziert ist. Der Champ ist ein Afroamerikaner, ausnahmsweise kein Underdog. Der Herausforderer ist Italo-Amerikaner und weiß. Apollo Creed ist ein Großmaul, aber eben kein Unsympath. Der Mann musste sich seinen Aufstieg vielleicht auch erkämpfen, hatte es womöglich nicht leichter als Rocky.
Sylvester Stallone: Alle „Rocky“- und „Rambo“-Filme im Ranking
01. „Rocky III“ („Rocky III – Das Auge des Tigers“, 1982)
★★★★
Einige lachen über Trainingsmontagen, Pop-Songs beim Seilspringen oder Löwengebrüll im Boxring. Aber dieser dritte „Rocky“-Film definierte die 1980er entscheidend mit. Er lieferte die Vorlagen. „Das Auge des Tigers“ war die Geburtsstunde des Sportler-Dramas als Actionfilm. Dass Rocky längst über die Grenzen seines Sports hinausgewachsen ist, zeigte der Beginn – da nimmt er es im Ring mit dem Wrestler Hulk Hogan auf (was diplomatisch im Sinne beider Sportarten als „unentschieden“ endet).
Drei-Akter
Stallone übernahm die Regie selbst, schnitt den Film auf 100 Minuten runter und ließ nur Pop übrig: Der Titelsong von Survivor beeinflusste alle folgenden Song-Soundtracks des Jahrzehnts, Frank Stallones „Pushin’“ bildete das Rückgrat, und Bill Conti übte sich weiter in seinen Meditationen, huldigte in „Reflections“ der „Summer Madness“ von Kool & The Gang.
Dramaturgisch folgte „Rocky III“ einem klassischen Drei-Akter, auch dies ein bestimmender Moment des Genres:
- Millionär Rocky verliert den Titel sowie seinen Trainer gegen einen Emporkömmling
- Rocky muss das „Auge des Tigers“ wieder entdecken. Apollo Creed wird zum Mentor und bringt ihn zurück in die Spur.
- Als Strategie im Rückkampf gegen den stärkeren Clubber wählt Rocky die Muhammad-Ali-Taktik der verbalen Provokation, damit der Gegner sich vor Wut auspowert.
Die Revanche dauert dann keine acht Minuten – Stallone entschied sich hinsichtlich beider Fights für die richtige Strategie, nicht mehr, wie bei den anderen Kämpfen, auf volle 15 Runden zu gehen. Beide Boxer treibt der Hass, das Ding wird also bereits in vier Runden entschieden, per Knockout.
Der Unterschied zu Creed und Drago
Mit Mr. T in der Rolle des Clubber Lang hat Balboa den wohl charismatischsten aller Gegner gefunden. Dieser Mann hinterlässt Eindruck, weil er ein Rätsel bleibt. Genialisch die Idee Stallones, Langs Leben außerhalb der Rocky-Szenen lediglich für ein paar Sekunden einzublenden. Wir sehen zwei kurze Augenblicke seines Trainings, das er anscheinend alleine durchzieht. Er existiert nicht außerhalb von Rocky. Wir erfahren nichts über seine Biografie. Wo kommt er her? Wie geht er mit seinem Trainer um? Hat er eine Freundin?
Clubber Lang trägt Indianer-Schmuck, also die Insignien des von Amerikanern unterdrückten Volkes. In einer beispielhaften Szene attackiert er Rocky verbal, als der sich mal wieder öffentlich feiern lässt, seine eigene Statue einweiht. Clubber steht unten, im Publikum, und muss zur Nummer eins unter den Boxern aufblicken, der Titelträger steht auf einer Empore. „Seht ihr“, ruft Clubber in die Menge, „gegen echte Männer tritt er nicht an.“ Dann spielt Clubber von selbst die Rassismus-Karte, indem er in Rocky die „Angst vor dem überpotenten schwarzen Mann“ weckt. Lächelnd bietet er dessen Frau Adrian Sex „mit einem richtigen Kerl“ an. Es funktioniert, Rocky fällt drauf ein und flippt aus, kann nur mit Mühe von seiner Entourage zurückgehalten werden.
Der Unterschied zu Creed und Drago: Als Clubber am Ende dann doch verliert, verschwindet er einfach. Er schließt nicht Freundschaft zu Rocky wie Apollo, und er winselt auch nicht rum wie Ivan.