Als Hamburg noch hart war: Bei Udo Lindenberg wird die Reeperbahn ein wenig mehr zum Fantasialand
Lange angekündigt, jetzt auf der Leinwand. Mit großem Getöse und neuer Single kommt die Film-Saga über den jungen Udo Lindenberg ins Kino.
Ein eigenes Museum auf Hamburgs ehemals sündiger Meile hat er schon, mit High-Tech-Fassade und interaktiven Studiozonen, wo Besucher an Knöpfchen drehen können, um den Panikrock in Lederhosen nachzudaddeln.
Eine stimmige Atmosphäre zum Abtauchen in die musikalische Vergangenheit liefert dazu nun der Kinostart von „Lindenberg – Mach Dein Ding!“. Schließlich geht es um Kindheit, Jugend und die ersten Erfolge des talentierten Jung-Trommlers, der zu einem der profiliertesten Sänger deutscher Zunge avancierte. Bei der IMA-Award-Gala im November präsentierte Lindenberg die aktuelle Single „Niemals dran gezweifelt“, die einerseits den Kino-Trailer intoniert und andererseits auch locker eine Fußball- oder Handball-Weltmeisterschaft im Zeichen des „Sommermärchens“ intonieren könnte. Eine fette Hymne auf die eigene Jugend.
Udo Lindenberg – Niemals dran gezweifelt:
Ein nicht unerheblicher Teil des Neun-Millionen-Budgets dürfte für die liebevoll nachgebaute Ausstattung der Lindenberg-WG „Villa Kunterbunt“, des Live-Schuppens Önkel Pö oder diverse Siebziger-Atmo-Außenaufnahmen auf St. Pauli drauf gegangen sein. Wenn etwa Detlef Buck als schmieriger Mann von der Plattenfirma vor einer Wand mit Goldener Schallplatten den dicken Max markiert oder im Studio von Klaus Doldinger die „Tatort“-Melodie aufgenommen wird.
Mit „Paula aus St. Pauli“ und dem „Mädchen aus Ost-Berlin“ wird die romantische Rock’n’Roll-Karte gespielt. Biopics haben ja den Malus, dass ihnen die Realität im Nacken sitzt und sie weder Dokumentation noch reine Fiktion sein sollen. Regisseurin Hermine Hundgeburth löst diesen Balance-Act durch sauber ausgearbeitetes Atmo- und Lokalkolorit; inklusive der Alkohol-Exzesse.
Ein zuweilen etwas Comic-haftes Kaleidoskop, das aber seinen eigenen Groove entwickelt, so wie vor vier Jahrzehnten „Theo gegen den Rest der Welt“. Durchaus ein Ansporn die Aufarbeitung der Popmusik-Historie in Deutschland weiter voran zu treiben.