U2 triumphieren beim Auftakt ihrer Welttournee
In Vancouver begann die "Innocence + Experience"-Tour mit einem Mix aus Hits und Überraschungen - und einer sensationellen neuen Bühne.
Der erste Teil der Show ging mit „Invisible“ etwas unspektakulär zu Ende, da das Stück den meisten Zuschauern wohl nicht bekannt war, aber mit „Even Better Than The Real Thing“ und seiner euphorischen „You take me higher“-Koda fingen sie alle wieder ein.
Es folgte Hit auf Hit: „Mysterious Ways“ und „Desire“, dann tauchte ein Piano auf zu „The Sweetest Thing“. Bono lud ein Mädchen auf die Bühne ein, sie durfte die Band mit ihrem Handy filmen, ihre Bilder wurden auf der großen Leinwand gezeigt. Sie machte das nicht schlecht – und vielleicht war es der einzige Moment in der Popkonzertgeschichte, in dem einen jemand mit seinem Handy nicht genervt hat.
Larry und Adam verließen die Bühne, The Edge setzte sich wieder ans Piano und Bono sang „Every Breaking Wave“ in einem Arrangement, das noch besser ist als das auf „Songs Of Innocence“.
Zur Zugabe grüßte Stephen Hawking auf der Videoleinwand – aber wo blieb „One“?
Nach „Bullet The Blue Sky“ und „Pride“ endete die Show vorerst mit „The Troubles“ und „With Or Without You“, das Bono auf der Nebenbühne sang, während die Band auf der anderen Seite der Arena spielte. Zur Zugabe kam erst mal Stephen Hawking per Videobotschaft: „One planet, one human race … We are not the same, but we are one.“
Aber wer nun dachte, es folgte „One“, hat sich getäuscht – U2 entschieden sich für „City Of Blinding Lights“ und „Beautiful Day“, zwei Beweise, dass sie nicht nur in den 80er- und 90er-Jahren Hits hatten.
https://www.youtube.com/watch?v=vv7fz48nCog
Was danach kam, hat wohl selbst die härtesten U2-Fans überrascht: Nach einer kleinen Rede über die noch längst nicht überstandene AIDS-Krise spielten sie Paul Simons „Mother And Child Reunion“ an, gefolgt von „Where The Streets Have No Name“.
Logisch, dass sie dieses Lied seit fast 30 Jahren so gut wie nie auslassen: Nur sehr wenige Songs schaffen es, das Publikum innerhalb von kürzester Zeit so durchdrehen zu lassen. Dass Bono vor sechs Monaten einen schlimmen Fahrradunfall hatte, merkte man ihm überhaupt nicht an, als er wieder mal über die komplette Bühne rannte. Gitarre kann er immer noch nicht spielen, aber ansonsten scheint er wieder der Alte zu sein.
The Edge fiel vom Catwalk
„Wir wollten eigentlich damit aufhören“, behauptete der Sänger, „aber einen haben wir noch.“ Es war „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“, das sie bisher nie als Schlusspunkt verwendet hatten. Alle sprangen auf und sangen jedes einzelne Wort mit.
Dann fiel The Edge aus Versehen vom Catwalk, weil er eine Kante übersehen hatte. (Auf Instragram postete er später ein Foto mit seinem nur leicht angeschrammten Arm: „Didn’t see the edge, I’m ok!!“) Die Band lief noch einmal einzeln über die Bühne, Bono riss die Arme hoch und klatschte Fans ab, dann war die Show nach fast zweieinhalb Stunden vorbei.
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Es war ein hartes Jahr für U2. Erst der Ärger um die iTunes-Veröffentlichung, dann kein richtiger Hit, und schließlich noch Bonos Unfall. Aber U2 waren oft am besten, wenn sie mit dem Rücken zur Wand standen. Jetzt treten sie auf, als wären sie eine junge Band, die noch etwas beweisen muss – und diese Tournee wird nur noch besser werden, je länger sie läuft.