Two Gallants im Interview: Im Gitarrengewitter der Spätpubertät

Sie fanden und sie trennten sich. Nach einen Autounfall versucht es das LoFi-Duo Two Gallants noch einmal zusammen- und besinnt sich auf den rauen Sound seiner Jugend. Jörn Schlüter sprach mit der Band.

Vor zwei Jahren hätte es Adam Stephens beinahe erwischt. Auf dem Rückweg von einem Gig mit den Felice Brothers – er tourte mit seinem Soloalbum „We Live On Cliffs“ – kam Stephens Van ins Schleudern und überschlug sich mehrmals. Drei Musiker saßen im Unfallwagen; den Sänger und Gitarristen der Two Gallants traf es am schlimmsten – die Schulter war ausgekugelt, der Arm fürs Erste nicht mehr zu gebrauchen.

Wenn man das Leben fast verliert, werde man dankbar, dass man es noch hat, sagt Stephens heute. Man wird vielleicht auch dankbar für alles andere, was man hat: In den Monaten der Genesung reifte in Stephens der Gedanke, seine auf Eis gelegte Band Two Gallants wiederzubeleben. Das Duo, das Stephens mit seinem Sandkastenfreund Tyson Vogel betreibt, hatte 2007 eine Pause auf unbestimmte Zeit eingelegt. Zu viele Konzerte, zu viele Reisen, zu viel voneinander; Stephens und Vogel kamen sich vor wie ein altes Ehepaar und wollten Abstand. Da hatten Two Gallants schon eine Karriere hinter sich, wenn auch keine große. Im Schlepptau anderer Kleinstbesetzungen wie den White Stripes oder Black Keys hatte das Duo LoFi-Blues mit Americana- und Punk-Einflüssen gespielt und war damit zu einem Indie-Geheimtipp geworden. Zuvorderst natürlich in seiner Heimatstadt San Francisco – die lebendige, gemeinschaftliche Musikszene im Mission District war der Nährboden für die beiden gewesen. Doch auch im Rest der USA, in Europa und sogar in Fernost waren Two Gallants gefragt und machten sich mit gelungenen Alben und explosiven Live-Shows einen guten Namen.

Mit der Pause begann das, was vielbeschäftigte junge Bands oft durchleben: eine Art ge­raffte Adoleszenz. „Ich schätze, wir brauchten die Zeit, um erwachsen zu werden“, erzählt Stephens, „wir haben ein paar unschöne Erfahrungen gemacht, schmerzhafte Trennungen erlebt und uns mit uns selbst beschäftigt. Wir haben aber auch einfach Musik mit anderen Leuten gemacht – das ist heilsam, wenn man so früh miteinander zu spielen beginnt.“ Heraus kam u. a. das erwähnte Soloalbum von Stephens, auf dem gedämpfter US-Indie-Folk zu hören ist. Den gab es bei Two Gallants freilich auch, doch nur am Rande und nicht so konsequent. „Diese Songs waren schon vorher da, aber bei Two Gallants war kein Platz für sie. Sie aufzunehmen hat mir den Kopf frei gemacht.“

Den freien Kopf hört man nun auf dem Comeback-Album, „The Bloom And The Blight“. Stephens dreht seine Gitarre entschlossener auf, spielt aber auch den Folk folkiger als bisher. Das Album kommt dabei nicht aus dem Nirgendwo – seit knapp eineinhalb Jahren spielen Two Gallants wieder live zusammen und konnten ihren neuen Sound entwickeln. „Ich wollte ein bisschen weg von dem Blues und Folk der vorigen Alben“, erklärt Stephens, „die Musik sollte rauer werden und uns zurückbringen zu dem, was wir in unserer frühen Jugend gehört haben – also Grunge und Punk. Wir sind für eine Weile getrennte Wege gegangen, aber wir haben immer noch dasselbe Gefühl für Musik. Und den Willen, die Erfahrungen der letzten Jahre in etwas Gutes zu verwandeln, das uns als Band voranbringt.“ 

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