Twin Peaks: Top oder Flop? Diese Figuren sind die Gewinner, diese die Verlierer
Mehr als 100 Figuren umfasst das gesamte „Twin Peaks“-Universum, viele von ihnen holte Regisseur David Lynch für die dritte Staffel zurück. Wer überzeugte, wer nicht?
01. Dale Cooper /BOB / Dougie Jones (Kyle McLachlan)
„I AM the FBI“. Ein echter „Fuck, Yeah!“-Moment. Man reckt die Faust in den Himmel. In Folge 16 von 18 ist Dale Cooper zurück. Das Besondere an Kyle McLachlans Darstellung ist jedoch, dass wir Coop zwar vermisst hatten, 16 Stunden lang. Aber nicht schrecklich vermisst.
Denn da gab es noch die anderen drei McLachlans. Der 58-Jährige wird nie wieder eine Rolle mit derartiger Gravitas spielen: Vier verschiedene Persönlichkeiten, die so abgrenzungsstark auftreten, dass die anderen Persönlichkeiten nie zum Vergleich herangezogen werden müssen. Sollte McLachlan dafür keinerlei Nominierungen für wichtige Schauspiel-Preise erhalten, wäre das ein Grund, aus diesem Weltall auszuwandern.
Sein „böser Cooper“ ist in seiner planvollen Ruhe bedrohlicher als der „Original-BOB“ (Frank Silva), der eher wie ein Monster vorpreschte. McLachlans böser Coop, die Matte, die Jacke, die schwarzen Augen, das alles sieht auch toller aus. Eine Ikone der Bösartigkeit, ein Look, der hoffentlich in die TV-Geschichte eingehen wird.
Der entgeistigte, aber liebenswerte Dougie Jones ist McLachlans Versuch einer Buster-Keaton-Darstellung. Geht voll auf. Seine Abenteuer in Las Vegas wirken wie eine eigene, abgeschlossene Geschichte, sein nicht beabsichtiger Zoff mit Arbeitskollege Anthony Sinclair (Tom Sizemore) ist echtes Comedy-Gold. Am Ende darf Dougie in die Arme der Familie zurückkehren. Lynch gönnt ihm das eine von zwei Happy-Endings, die Figuren in dieser Staffel erleben.
Dale Cooper, also der echte, alte, optimistische Dale Cooper, tritt dann eine Reise an, die ihn womöglich in eine andere Dimension führt. Dieser Cooper, der nun vielleicht Richard heißt, hat jede Zuversicht verloren. Als er mit „Laura Palmer“ den langen Weg von Texas nach Washington auf sich nimmt, wissen wir gar nicht mehr, wer dort am Steuer sitzt. Nur, dass es McLachlans Rolle Nummer vier ist.
Und dass Cooper nicht dazu kommt, seine Sprüche von früher, wie den „Damn Good Coffee“ auch nur ein einziges Mal aufzuwärmen? Ist doch richtig so. Es wäre doch nur Nostalgie.
02. Norma Jennings (Peggy Lipton) und Ed Hurley (Everett McGill)
Alles andere wäre grausam gewesen: Das größte heimliche „Twin Peaks“-Liebespaar erhält ihr Happy End; es hätte auch wenig Sinn ergeben, wenn Lynch Norma und Ed hätte schmoren lassen. Twin Peaks kann auch der Ort sein, in dem Träume wahr werden.
Norma Jennings tritt wie ein alter ego des Regisseurs auf. Einem Handelspartner, der aus ihrem Diner ein Franchise-Unternehmen machen will, sagt sie ab. Ihr „Double R“ soll bleiben, wie es ist. Norma erklärt dem verblüfften Anzugträger, dass man manche Dinge aus Liebe tut – auch, wenn sie wenig gewinnbringend erscheinen. Das dürfte auch Lynch bei der Konzeption der dritten Staffel gedacht haben. Kaum vorzustellen, dass er sich einer Illusion hingab, „The Return“ würde Rekorde brechen.
Ed, der sich keine Chancen bei Norma mehr ausmalt, erhält einen todtraurigen Edward-Hopper-Moment. Er sitzt alleine in seiner Tanke und schaut im Dunkeln den vorbeifahrenden Autos zu.
Die Wiedervereinigung der Zwei erinnert fast an Lynchs Transzendentale Meditation: Als gelinge es Ed, allein durch Wünschen einen Zustand herbeizuführen. Wie einfühlsam Lynch dann ist, denn er zeigt Normas Hand als erstes Zeichen der Annäherung, ganz langsam, an Eds Schulter.
03. Audrey Horne (Sherilyn Fenn)
Nach Cooper sicherlich das meisterwartete Comeback, denn auch die Frage nach Audreys Schicksal war an den Cliffhanger gekettet: Hat sie die Bombenexplosion in der Bank (Staffel zwei) überhaupt überlebt?
Ja, hat sie? So ganz sicher kann man nach den 18 Folgen „The Return“ nicht sein. Sollte Fan-Favorit Audrey in einer Art Limbo gefangen sein oder im Koma, dann hat Lynch ihr inneres Gefängnis meisterhaft inszeniert. Es ist so beklemmend wie der Aufenthalt in der „Black Lodge“, denn diesen Zustand kennen wir wirklich aus unseren (Alb)-Träumen: Unbedingt und endlich an eine Reiseziel zu gelangen, aber einfach nicht von Zuhause loszukommen. Man steht die ganze Zeit am Anfang. So wie Audrey und ihr „Ehemann“ Charlie (Clark Middleton), die sich schon bei der Kleiderwahl vor Reiseaufbruch nicht einig werden.
Audreys Schicksal wird in Foren hart diskutiert. Viele sind sauer – vielleicht, weil die Promo-Fotos von „Entertainment Weekly“ einen Großteil der alten Helden gemeinsam zeigte und man hoffte, Audrey und Cooper hätten eine gemeinsame Szene (er trifft von der alten Garde jedoch nur Cole, Rosenfield, Bobby, James, Andy und Lucy – und vergisst nicht, den abwesenden Harry S. Truman grüßen zu lassen). Manche männliche Zuschauer waren vielleicht auch sauer, weil die einst als Lolli-lutschende Lolita aufgetretene Fenn generell nur so wenig zu sehen war.
Es ist gemein, aber halt irgendwie auch großartig, dass Lynch uns Audreys Schicksal nicht verrät. Aber sie tanzt für uns, einmal.
04. Denise Bryson (David Duchovny)
So wie Mike Nelson (Gary Hershberger) in nur einer Szene zu sehen, aber sie funktioniert und sagt uns alles: Die Trangender-Frau fing als DEA-Agent Dennis an und ist nun Chefin des FBI, bewundert von Gordon Cole.
Die Manierismen der Staatsbeamten hat der Regisseur oft bloßgestellt, auch durch das formelhafte, steife Verhalten der eigenen Figur. Hier fordert er, dass die Behörde sich gegenüber ungewöhnlichen Mitarbeiter(innen) öffnen sollte.
05. Andy Brennan (Harry Goaz)
Ausgerechnet der unbedarfte Polizist wird in die White Lodge teleportiert und beauftragt, auf eine nackte Unbekannte aufzupassen, die ohne Augen auf die Welt gekommen zu sein scheint (zu dem Zeitpunkt könnte anzunehmen gewesen sein, dass sie ein Atombombenopfer aus Japan gewesen ist). Liest sich komisch? Es ist ja auch viel Stoff für Andy und viel Stoff für den Zuschauer.
Und doch bleibt der Deputy ganz altes Twin Peaks. Ein echter „Bitte, bitte nicht!“-Moment tritt ein, als der „böse“ Cooper in die Stadt zurückkehrt, zur Polizeiwache fährt und dann sogleich auf den erfreuten, nichts ahnenden Andy trifft. Wird er ihn umlegen, stirbt Andy mit einem verdutzten Lächeln auf den Lippen?
Da wurde einem bewusst, wie sehr man doch an Andy Brennan hängt – und kurz die Luft anhielt und bangte, ob er auch ja unversehrt bleibt. Bei aller Bösartigkeit darf bei „Twin Peaks“ aber nie vergessen werden: Auch Lynch hängt an seinen liebenswerten Figuren, von den Guten sterben tatsächlich nur sehr wenige.
06. Chad Broxford (John Pirruccello)
Nach „Jean Renault“ sicher der zweitbeste Bösewicht-Name im „Twin Peaks“-Kosmos. Deputy Chad Broxford ist ein Arbeitskollege von großartig-unangenehmer Fettnäpfchen-artigkeit, wie sie sonst nur „The Office“-Taugenichts David Brent offenbarte. Für die Geschichte erfüllt Broxford lediglich einen Zweck: zu zeigen, wie eng der Zusammenhalt innerhalb des Sherriffs-Team ist, das ihn aus gutem Grund nicht integrieren will.
Sogar, wenn er sich korrekt verhält, wird er getadelt, und es entwickelt sich geradezu zu einem Running Gag, wie oft sein Boss Frank Truman ihn abmahnt.
David Lynch zeigt in der Charakterisierung dieses Typen auch, dass sein Herz für den Staatsapparat schlägt. Broxford macht sich über den Selbstmord von Trumans Sohn lustig – der war Kriegsveteran. Damit ist Broxfords Ausschluss besiegelt.
07. Wally „Brando“ Brennan (Michael Cera)
Der einstige Indie-Comedy-Darling wird längst nicht mehr überall geliebt. Viele haben das Babyface, 29, längst über. Seine Besetzung als Sohn von Andy und Lucy (damit ist auch die offen gehaltene Vaterschaftsfrage aus Staffel zwei geklärt) war nicht ohne Risiko.
Aber als „Faust im Nacken“-Karikatur mit Stetson, Bike und Lederjacke ist Cera, der pathetisch sein freiheitliches Leben erklärt, extrem lustig. Er scheint selbst fast kurz vor einem Lachanfall zu stehen – und man nimmt es ihm nicht krumm. Schöne Darstellung einer Familie, in der jeder mit sich im Reinen ist.
08. Albert Rosenfield (Miguel Ferrer)
Miguel Ferrer starb kurz nach Drehschluss an Krebs. Es fällt schwer, in seine Darstellung des FBI-Mannes keine stille Traurigkeit hineinzudeuten, die eben nicht von seiner Figur stammt, sondern von dem Menschen dahinter. In den ersten Staffeln begegneten wir ihm als FBI-Karrieristen mit deutlicher Verachtung für die Kleinstädter; Verachtung jedoch nicht, wie Cooper richtig deutete, aus Arroganz, sondern weil das Ermittlungs-Tempo auf dem Land ein anderes sei.
Im chaotischen Triumvirat Cole-Diane-Rosenfield ist er nun nicht mehr der Laute, sondern der Grübler. Rosenfield muss etwas erlebt haben in den letzten 25 Jahren, über das er nicht mehr sprechen will.
Dafür gehören ihm zwei der lustigsten Szenen aus Season drei. Zum einen „Gene Fucking Kelly“. Und jene, in der Gordon Cole mit liebevoller Amüsiertheit seinen Mitarbeiter heimlich beobachtet: Rosenfield beschwatzt ein Date beim Abendessen, hat also ein Privat-, möglicherweise ein Liebesleben. Was Cole sich gar nicht vorstellen kann.
09. Diane (Laura Dern)
Denkt beim Namen „Diane“ noch jemand an ein Aufnahmegerät? Was für eine Leistung, was für eine Entwicklung, was für eine Präsenz. Mehr als 20 Jahre (bis zu den Deleted Scenes von „The Complete Mystery“) ging man davon aus, Cooper hätte seinem Dictaphone einen weiblichen Vornamen gegeben. War natürlich genauso „Kult“ wie der Kirschkuchen. Außerdem passte es zum verbindlichen FBI-Agenten: keine Freundin haben, sondern seinem Arbeitsmaterial weibliche Namen geben.
Dann kam Laura Dern ins Spiel, die inzwischen wohl wichtigste Akteurin in der Filmografie Lynchs. Dern versucht nicht zu verstehen, sie versucht zu erfühlen. Darauf kommt es bei Lynch auch an. Wie kein zweites Gesicht ist ihr großes oft in Großaufnahme zu sehen. Dern kann es in alle Richtungen zerfließen lassen.
Es wird angedeutet, dass Coop und Diane ein Liebespaar waren. Was natürlich nicht frei von Brisanz ist, da der Beamte in Season zwei sein Herz an Annie Blackburn (Heather Graham) verloren hatte. Diane liebte auch den bösen Cooper. Sogar, nachdem er sie vergewaltigte.
10. Dr. Lawrence Jacoby (Russ Tamblyn)
Neben Richard Beymer der zweite „West Side Story“-Star, der für Lynch wieder vor die Kamera tritt. Seine Rolle in dieser Staffel war nicht unumstritten. Im Grunde diente er nur dazu, Nadine Hurley indirekt zu motivieren: ihrem Ed freie Bahn für Norma zu lassen. Seifenoper-Material. Andere störten sich an der minutenlangen Darstellung seiner Arbeitsvorbereitung: Schaufeln lackieren.
Andererseits ist der Doktor, der seine geliebte, verstorbene Patientin Laura Palmer mit keiner Silbe mehr erwähnt, neben Jerry Horne auch Musterbeispiel für einen Bewohner von Twin Peaks, der durch die Ereignisse in den letzten 25 Jahren ganz klar einen Schaden davongetragen hat. Und so einen muss es hier auch geben. Jacoby ist eine Mischung aus Hass- und Glücksprediger geworden, der seinen Jüngern im Radio Lebenstipps gibt – am besten, indem sie seine Schaufeln kaufen. Ein Aufschneider und Aufwiegler, wie es sie in den Hinterwäldern Amerikas wohl nur allzu häufig gibt.
11. Bobby Briggs (Dana Ashbrook)
Zu Beginn waren wir fasziniert von diesem Teenager, der sich völlig im Griff seiner Hormone, im Griff seiner Lust und Wut befand. Er hasste James Hurley (James Marshall), er liebte Laura, und er liebte Shelly. Zu Audrey stand er in seltsamer Distanz.
Später wurde Bobby zur traurigen Figur, weil der Grund für seine Rebellion immer deutlicher wurde. Sein Vater, Major Garland Briggs, war in seiner Autorität schwer zu ertragen. Die Ohrfeige, die er dem Sohn verpasste, hallt bis in die dritte Staffel nach. Aber auch die seltenen Worte elterlicher Liebe, die Bobby fast zum Weinen brachten.
Ein wenig schade ist es schon, dass Bobby und James, oder Bobby und Mike Nelson, diesmal keine gemeinsame Szene haben. Aber Bobby ist ein anständiger Typ geworden, der seinem verstorbenen Vater Ehre machen will, indem er Polizist wird. Sicher die überraschendste berufliche Entwicklung in Season drei. Sowohl seine Mutter Betty (Charlotte Stewart), als auch Cooper versichern dem labil wirkenden Bobby, dass der Major heute stolz auf ihn wäre – Cooper betont das sogar, noch ganz außer Atem, nach dem blutigen Kampf gegen BOB.
Bobby Briggs steht auch im Mittelpunkt, als im Sherriffs-Department erstmals seit Jahren wieder über Laura Palmer gesprochen wird. Angelo Badalamentis traurige Titelmelodie ertönt, auch das eine Premiere in der Staffel, und der Cop bricht in Tränen aus.
12. Julee Cruise
Man könnte lachen, wenn sie selbst nicht so traurig wäre. Voller Stolz kündigte die Top-Sängerin von „Twin Peaks“ ihren Auftritt bei Facebook an. Nachdem Lynch schon eine Riege von Stars antreten ließ, Moby, Vedder, Reznor, war endlich die „Falling“-Interpretin an der Reihe, in Folge 17. Der Spitzenplatz.
Nach der Ausstrahlung war Cruise richtig sauer, und auch ihrer Wut ließ sie auf Facebook freien Lauf. Wie man sie nur derart hatte zusammenkürzen können – als einer der wenigen Musikauftritte wurde ihrer mit „The World Spins“ lediglich im Ausschnitt gebracht, nicht in voller Länge.
Inzwischen hat sie durchgeatmet, postete am Donnerstag (7. September) auf Facebook: „Es geht nicht um die Länge des Songs!“. In den letzten 120 Minuten einer 18 Folgen langen Staffel vorzukommen, ist doch auch eine prominente Positionierung. Und in den letzten Minuten passiert in jeder finalen Season jeder Serie nunmal viel. Der Zuschauer war doch sofort bei ihr: ab den ersten Sekunden, als ihre unweltliche Stimme zu hören war.
Dagegen die Chromatics? Zum Schießen.
13. Sarah Palmer (Grace Zabriskie)
Bei allem Respekt vor dem Alter: In Staffel eins trat Zabriskie, damals 49, wie eine Vogelscheuche auf, was herrlich war, sie wirkte vorzeitig gealtert. In Lynchs „Inland Empire“ von 2006 erschien sie noch älter und abgekämpfter. Und in „The Return“ wirkt die 75-Jährige nun so richtig, richtig alt. Steinalt. Aber das ist auch gut so. Mal Furie, mal Medusa, eine Frau mit einem Gesicht, wie ein Horror-Maler es nicht besser komponieren könnte.
Dabei ist ihr Monster-Moment, der Angriff auf den Trucker („This is a free CUNTry!“), nicht mal der entscheidende. Es ist ihr Fernsehverhalten, das einem Angst machen muss. Wie sie seelenruhig vor der Glotze sitzt. Ob der einminütige Dauerschleifen-Clip eines Boxkampfs oder einfach Wildtiere, die ihre Beute zerfleischen: Diese Frau lädt ihren Akku mit dem Schlimmsten auf. Einiges deutet darauf hin, dass Sarah von der ultimativen bösen „Twin Peaks“-Kraft besessen ist, Judy bzw Jowday. Das hätte sie dann mit ihrem verstorbenen Ehemann Leland gemein: Auch der wusste selbst in seinen hellen Momenten nicht, wer in ihm arbeitet.
14. Margaret Lanterman (Catherine E. Coulson)
Lynch gedenkt gleich zweimal der nach den Dreharbeiten verstorbenen Coulson, die in der Serie schon sichtbar vom Krebs geschwächt auftrat, mit Drainage und abgemagert. Episode eins wurde ihr gewidmet, Episode 15 ihrer Figur der Margaret Lanterman.
Die Dame mit dem Holzscheit im Arm war das Twin-Peaks-Synonym für „maximale Skurrilität“, aber was soll man machen: Das Holz speiste sie mit Wissen aus einer anderen Welt.
„Ich sterbe“ und „Der Tod ist nur ein Übergang“, sagt die Log Lady, auch wenn unklar ist, ob ihre Worte vom religiösen Lynch stammen, oder ob die todkranke Coulson aus eigener Überzeugung spricht.
Die Log Lady ist die erste Serien-Tote der alten Garde seit Pete Martell (Jack Nance), der am Ende von Season zwei bei der Bomben-Explosion ums Leben kam. Hawk (Michael Horse) führt das letzte Telefonat mit ihr, sagt „Goodnight Margaret“, danach „Goodbye Margaret“.
15. Bradley Mitchum (Jim Belushi)
Riskante Besetzung, auf dem Papier zumindest. Belushi ist Komiker, er bleibt Komiker, egal, welche Rollen der 63-Jährige auch annimmt. Sein bekanntester Film-Partner war der „mit der kalten Schnauze“, also ein Hund.
Als windiger Co-Casinobesitzer aber ist er eine Ideal-Besetzung. Erstaunlicherweise fügt er sich derart ins Ensemble ein, dass sein gewichtiger Name irgendwann keine Rolle mehr spielt – würde Bruder James noch leben, er hätte Jim dafür geküsst. Erst will Bradley den derangierten Dougie fertig machen, dann träumt er von ihm, tritt damit in das Lynch-Reich der Visionen ein, fühlt sich bekehrt und hofiert den armen Mann. Schon in „Lost Highway“ oder „Mulholland Drive“ waren es die Anzugträger, die die lustigsten Dinge taten: Und Belushi tritt auf wie jemand, der genau verstanden hat, wie nuanciert er hier seine Grimassen schneiden muss.
16. Phillip Jeffries (David Bowie) und BOB (Frank Silva)
Lynch ist es gelungen, alle verstorbenen Schauspieler, darunter Jack Nance und Don S. Davis (Major Briggs), mit Rückblenden oder Standbildern überzeugend in „The Return“ zu integrieren. David Bowie und Frank Silva boten dabei das spektakulärste Comeback unter den Toten. Neben „Fire Walk With Me“-Material war Bowie als eine Art sprechender Teekessel zu sehen – es dampft und zischt und hallt die ganze Zeit, im Grunde die perfekte Visualisierung des „Low“-Albums. Fehlt nur noch, dass der Sänger gefragt hätte: „Don’t You Wonder Sometimes, About Sound and Vision?“
In Ehren halten Fans die früheren brachialen Auftritte Frank Silvas als BOB. Vor allen seinen Sprung über die Couch Richtung Kamera oder der längst in die Fernsehgeschichte eingegangene Moment, dem überhaupt sein Engagement als Schauspieler zu Grunde liegt: Der Set-Dekorateur war in Staffel eins ungeplant im Bild, versuchte sich hinter einem Bett zu verstecken und stierte in die Kamera. Lynch hatte augenblicklich seinen BOB gefunden und machte ihn zu seinem Star.
Die BOB-Momente in „The Return“ sind nicht minder spektakulär. Der Zusammenschnitt der Gesichter Silvas und McLachlans (oben) wirkt besonders unangenehm. Außerdem erhält das böse Wesen einen echten Endmonster-Auftritt. Silvas brüllender BOB wird in jene Glaskugel projiziert, die Cooper und Co im Sherriffsbüro attackiert und dann von Freddies grüner Powerfaust (don’t ask) zertrümmert wird.