Train rattern im Regionalexpress-Tempo dem Hit hinterher
Dass Train ihr neues Album „My Private Nation“ nennen, muss einem komisch vorkommen. Die Grammy-prämierte Single „Drops Of Jupiter“ wurde ein Welthit, der den all american rock von Train sogar in die Hauptrotationen der deutschen Formatradios trug, und da kann man jetzt doch nicht Grenzposten aufstellen und die Einreise kontrollieren.
„Sicher ist ‚Drops Of Jupiter‘ ein Riesending geworden, größer als die Band selbst“, sagt Sänger Patrick Monahan, „aber an unserer Sicht auf die Band ändert das nichts:
Wir haben uns immer als Außenseiter gesehen, selbst zu Hause in Amerika. Die wenigsten Leute verstehen uns: den Humor, die Leidenschaft, unsere ganze Musik. Wir wollen niemanden ausschließen aber manchmal ist es schwer, die Band anderen Leuten zu erklären.“
Trotz der Verweigerung im Titel wird das neue, wieder von Brendan O’Brien produzierte Werk eben dabei helfen. Hatte das letzte Album noch das große Versprechen des besagten Ausnahmeliedes nicht einlösen können, schaffen Train mit „My Private Nation“ ein eindeutiges Statement aus stimmigen Songs und klaren Arrangements, die der fraglos außergewöhnlichen Stimme von Monahan den rechten Rahmen zum Brillieren setzen. „Viele haben mich im letzten Jahr auf ein Podest gestellt“, reflektiert Monahan all die Preise und Ehrungen, darunter ein Konzert mit den verbliebenen Doors, bei dem unter anderem er die Rolle des Jim Morrison spielte. „Aber einen bleibenden Eindruck schafft man nicht mit einem Lied, sondern mit Beständigkeit und vielen guten Alben. Ich glaube, auf diesem Weg sind wir jetzt einen Schritt weitergekommen.“
Monahan ist ein guter Fremdenführer durch Trains private Lande; der freundliche Stolz aufs eigene Werk und seine klar formulierten Aussagen darüber, was ihm Musik und Karriere wert sind, machen die Band sympathisch. Und sieht man dann noch eine der beseelten, von hohlen Phrasen freie Live-Performances des Quintetts, dann fühlt man sich bei Train schon fast wie zu Hause. „Wir haben kein Image und keine große Medienkompetenz“, grenzt Patrick Monahan sich ab, beinahe schon wieder imagetauglich. „Ich bin Musiker, aber auch erwachsener Familienvater, und beide Rollen möchte ich gut ausfüllen. Allzu viele reißerische Headlines fallen dabei aber nicht ab.“