Toploader
Fernab von Trübsinn und Traurigkeit probt das Quintett mit optimistischen Liedern und klassischer Emphase die große Geste - und hat sich damit schon in die Arenen Europas vorkämpfen können
Neben KeithCaputo und ihren Landsmännern Coldplay sind Toploader der dritte Trumpf bei der Roadsho wim Dezember. Die fünf Briten wissen, wie man das Publikum zum Lächeln und zum Tanzen bringt. Ihr Credo: „Let us entertain you!“
Der Himmel, so scheint’s, ist Toploader die einzige Grenze: Nach dem rasanten Einstieg ihres Debütalbums „Onka’s Big Moka“ in die britischen Charts konnten die fünf jungen Briten eine überaus erfolgreiche Tournee mit Paul Weller absolvieren, danach beim Glastonbury-Festival glänzen und schließlich mit Bon Jovi die Stadien des europäischen Festlandes beschallen.
„Wir waren kaum sechs Monate unter Vertrag, aber anstelle der Pubs, in denen wir hätten auftreten sollen, konnten wir unser Publikum von anfänglichen 5000 auf 40 000 vergrößern“, erinnert sich Trommler Rob mit unterdrückter Aufregung an den in der Tat lawinenartigen Publikumszuwachs seiner Band, „wobei es natürlich erst richtig spannend wird, wenn wir nicht mehr die Supports, sondern unsere eigenen Shows spielen werden“. Die Betonung liegt auf dem Futur. Platz für einen Konjunktiv ist da nicht. Der Weltruhm ist für das Quintett aus Eastbourne eine ausgemachte Sache. „Wir wussten von Anfang an, dass wir etwas Besonderes in Händen halten“, erinnert sich Sänger Joseph an die ersten Tage, „und dass wir früher oder später bestimmt auf den großen Bühnen landen würden“.
Soviel Selbstbewusstsein ist den Herren selbst ein bisschen peinlich; bei unserem Gespräch im Hamburger Büro ihrer Plattenfirma wird jeder Superlativ alsbald relativiert und jeder allzu offen zur Schau gestellte Stolz mit faktischem Ton verhüllt. „Es geht ja gar nicht so explosionsartig voran“, beschwichtigt Gitarrist Dan, „wir finden es sowieso viel besser, wenn sich die ganz große Nummer gleichmäßig bis zu einem bestimmten Zeitpunkt aufbaut.“ Bei Toploader heißt das: ungefähr bis Weihnachten. Dann nämlich soll mit der wiederveröffentlichten Version der schon im Frühjahr diesen Jahres gecharteten Single „Dancing In The Moonlight“, die jetzt benutzerfreundlich mit hippen Remixen daherkommt, die britische Top Ten geknackt sein. „Es ist wohl ein guter Zeitpunkt“, mutmaßt Joseph, „all diesen traurigen Bands unseres Landes mal etwas klassischere Klänge entgegenzustellen.“
„Retro“ sei die eigene Musik nun aber trotz der klassischen Verweise nicht, darauf besteht Joseph. Gleichzeitig sagt er: „Ich werde mich doch jetzt nicht dafür schuldig fühlen, dass ich Musik mag, die dreißig Jahre alt ist“.
Warum auch? Toploader vermengen gekonnt allerlei Rock-, Funk- und R&B-Fragmente zu einem ausgesprochen vitalen Brei, der den hilflosen Hörer schon mal Stevie Wonder und Jamiroquai als Bezugspunkte herbei zitieren lässt. Im Mittelpunkt des quirligen Debüts stehen dabei die Lieder des Joseph Washbourn: Der Sänger und Pianist erfindet glückliche Melodien, die tatsächlich mit dem eher schwerfälligen Rockgebaren vieler britischer Kollegen so viel nicht gemein haben. Und er zieht sich und seine Freunde am Schopf des eigenen musikalischen Vermögens raus aus dem beizeiten etwas trübsinnigen Britpop-Sumpf. „Natürlich geht’s uns auch mal schlecht“, grinst Joseph, „aber im Grunde sind wir fröhliche Menschen, die fröhliche Musik machen. Das kann man dem Album wohl anhören.“
Nun muss aber noch ein Mann genannt werden, um die Grandezza von „Onka’s Big Moka“zu erklären: Neben Produzent Dave Eringa (Manie Street Preachers) fand Ton-Ikone George Drakoulias soviel Gefallen an den Toploaders, dass er sie bei einem Besuch eher versprengtes Material aufnehmen ließ (Dan: „Manchmal habe ich mich gefragt, ob bei unserem Geklimper am Ende wirklich Songs herauskommen werden“), und nahm die gesammelten Fragmente dann mit nach LA, wo nach einigen Wochen orchestraler Erweiterungen und dem üblichen Apparate-Schnickschnack plötzlich unter anderem die nun so wichtige Single dastand. „Es war total aufregend“, erinnert sich Joseph, „wir hatten doch bloß wie immer unsere Songs gespielt, und plötzlich bekamen wir diese irren Aufnahmen zurück.“
Mittlerweile mögen viele diese irren Aufnahmen gern hören. So befand Robbie Williams die Eastbourner für würdig, das Vorprogramm seiner laufenden Tour zu bestreiten. „Wir wollen euch unterhalten“, intoniert Joseph das Band-Credo, „und glücklich machen.“ Dafür sind wir bereit.