Top Ten Club: Jethro Tull und ein Prosit auf die Quadrophonie
Ein Jubiläum des Jubiläums knapp unterhalb der Top Ten. „Aqualung“ von Jethro Tull macht es möglich. Und eine audiophile Aufnahmetechnik aus den späten Swingin Sixties.
Voll verrückt, diese Charts. Oder sollte man sagen: Voll irre, dieses Bewertungssystem!? Da taucht die „Aqualung 25th Aniversary Issue“ in der aktuellen Midweek-Liste der Offiziellen Deutschen Albumcharts auf. Eine Jubiläums-Sonderausgabe also. Doch Moment Mal! „Aqualung“ ist bekanntlich ein Album der britischen Querflöten-Rock-Band Jethro Tull. Das, wo der Jugendheim-Alltime-Kracher „Locomotive Breath“ drauf ist. Und dieses erschien im April 1971 bei Chrysalis Records. Summa-summarum vor exakt 45 Jahren, als Bandboss Ian Anderson das Herumflöten auf einem Bein zu seinem Markenzeichen machte.
Nun verwertete die Plattenfirma das bereits zig millionenfach verkaufte Progressive-Rock-Opus im Jahre 1991 für Klanggourmets noch einmal neu. Das ursprüngliche Album erschien in den Siebzigern auch als Quadrophonie-Ausgabe. Diese Ende der Sixties entwickelte Vier-Kanal-Technik ermöglichte ein sonores Rundumhören bei einem gepflegten Rotweichen im Ohrensessel. Teilweise änderten sich durch den Quadro-Remix die Titellängen von „Aqualung“ und Konsorten.
Bizarres Retromania-Phänomen
Für die „25th Anniversary Special Edition“ wurde dann im Jahre 1996 der sechs-Minuten-Song „Wind Up“ in der Quadrofonie-Version wiederveröffentlicht. Dieser audiophilen Technologie-Spielerei wird noch einmal gedacht. Also das Jubiläum eines Jubiläums. Das Retromania-Phänomen in seiner bislang bizarrsten Spielart! Durch die erhöhte Einstufung dieser Schmuckausgabe, die dann im Abverkauf um einiges teurer ist als reguläre Neuveröffentlichungen schlagen solche Katalog-Vermarktungen sich vielfach auch in den Charts nieder. Neues aus der Abteilung „Information Wiederbeschaffung“.
Gegen derart geballte Rock-Historie kommt natürlich das Comeback „Seite an Seite“ der Wiener Rock-Pop-Schlagersängerin Christina Stürmer auf Platz Zwei und das neue Album „Freezy“ des rheinischen Rappers Eko Fresh kaum mit. Jetzt mal von der mythischen Bedeutung her betrachtet. Wie vom Top Ten Club bereits in der letzten Woche prophezeit: Der plötzliche Tod von Prince schlägt sich natürlich mit der Wiederkehr alter Alben in die 2016er-Hitlisten nieder. Tob e continued….