Top Ten Club
Unverhofft kommt oft. Ralf Niemczyk begleitet Bushido bei seiner Rückkehr zum Bordstein. Eine ergreifende Sozialstudie
Nach dem Coverduett mit Karel Gott („Für immer Jung“), der Hochzeit mit der jüngeren Connor und seinem Praktikum im Juni beim CDU-Politiker Christian von Stetten galt Bushido künstlerisch als erledigt. Das gemeinsame Album mit Sido war von verblüffender Gähnqualität. In einschlägigen Hartmänner-Kreisen setzen Typen wie Haftbefehl längst neue Maßstäbe im Tiefergelegtsein. Quo vadis also, Bushido!? Zumal er seine Schäfchen längst im Trockenen zu haben scheint, wie seine „Millionen-Villa“ („Bild“) in Berliner Edelvorort Klein Machnow andeutet. Er könnte sich also mit vollster Kraft seinem Endziel widmen, Regierender Bürgermeister von Berlin. Namensvorschlag für seine Truppe: „Die Opferpartei (OP)“. Stattdessen das: Sein Album „AMYF“ schoss aus dem Nichts auf eins der Albumcharts, die Single „Kleine Bushidos“ zeigt ihn in alter Kämpferlaune. „Alle, die wie Gangster reden, müssen mir Prozente geben!“, grollt er dort. Ansonsten lautet Ferchichis halb schüchterne Botschaft: „Ich schaue aus dem Fenster: Kleine Bushidos!“ – „Ich gehe auf die Straße: Kleine Bushidos!“ „Die ganze Rap-Szene sind: Kleine Bushidos!“ – Ergo: Ohne ihn wären wir alle nicht hier! Oder zumindest gäbe es weder Rap noch eine Streetsmartness. Hells Angels und Banditos sind ein Witz gegen ihn. Nun muss man in der Rap-Sprache bekanntlich aufpassen. Oft ist das alles nicht so gemeint. Wortsport halt. Wenn es dann wirklich mal Ohrlaschen gibt, wie jüngst bei Sido gegen den Wiener Gelwellen-Adabei Heinzl ist das Geschrei groß. Bushido jedenfalls ist zurück – um mit Marius Müller-Westernhagen zu reden – in seinem Revier. Das Rote Rathaus kann warten. Ab sofort wird zurückgebattled.