Erinnerung an Tony Bennett: Der ewige Salonlöwe

Swingduette mit Lady Gaga waren ein letzter Coup. Tony Bennett war der Dauerbrenner der amerikanischen Showbühnen.

Schwer zu sagen, die wievielte Phase seines Musikerlebens Tony Bennett erreicht hatte, als Amy Winehouse einen seiner bekanntesten Songs in ihrem Debutalbum „Frank“ verwendete. Sie schätzte den alt gedienten New Yorker Salonlöwen über alles. Vor daher war es ihr eine Herzensangelegenheit, sein Trompetenarrangement aus „The Best Is Yet to Come“ in den eigenen souligen Soundkosmos einzubauen.

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Bennett war damals fast 80 Jahre und plante gerade eine eigene Platte mit rockigen und popppigen Gesangsduetten. Angefragt waren Superstars wie Paul McCartney, Elton John Bono oder Sting. Selbstredend machten sie mit.

Mehr als 70 Alben hat der Sänger veröffentlicht, der im letzten Kriegsjahr 1945 und noch 1946 als G.I. in Deutschland stationiert war und hier sein Talent am Mikrofon erstmals im Offizierskasino zeigen durfte. Easy Listening, Jazz und die Standards der Great American Songbooks waren sein Metier.

Er gehörte zwar nie dem legendären Rat Pack um Frank Sinatra an, doch die großen Hallen der Radio City Music Hall in New York oder die Ballsäle von Las Vegas waren ebenso sein Revier. Ebenso wie Sinatra kam der als Benedetto geborene Bennett aus einer italienischen Community und bis zu seinem ersten großen Erfolg, „I Left My Heart in San Francisco“ aus dem Jahr 1953, schwebte Frankieboy stets wie ein Geist über seiner frühen Karriere. Bennett war kein Songwriter, sondern interpretierte mit sonorer Stimme Klassiker ohne Ende.

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Ironisches Crossover

Die Beat- und Surf-Ära der Sechziger warf den bis dato skandalfreien Bennett zeitweilig aus der Bahn. Alkohol und Drogen passten nicht zu seinem Image als Strahlemann. Sein Plattenvertrag mit Columbia Records wurde nicht verlängert. Doch er richtete sich wieder auf, überstand die Siebziger und wandte sich später – ohne seinen Stil wesentlich zu verändern – einem jüngeren Publikum zu. Die Red Hot Chilli Peppers gehörten zu den ersten, die ihn als halb bewundernd, halb ironisch zum Crossover luden. Bennett selber nahm weiterhin seine Klassiker auf, und landete 1994 schließlich bei MTV Unplugged. Ein hübscher Treppenwitz der Popkultur, spielte Bennett doch seit gut vier Jahrzehnten mit seinem Begleittrio stets ohne Stromgitarren oder Wah-Wah-Pedale.

Sein vorerst letzter großer Pop-Coup war – mit 88 – sicherlich das gemeinsame Album mit Lady Gaga, mit der er 2014 allerlei jazzy Klassiker vom Schlage „It Don’t Mean A Thing (If It Ain’t Got That Swing)“ einspielte. Nach einer letzten Tour im Jahr 2021 im er im Alter von 96 Jahren gestorben. Bennett litt in den letzten Jahren an Demenz.

Dave M. Benett Getty Images
Dennis Oulds Getty Images
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