Toni Garrn: Ein Topmodel macht Schule
Toni Garrn ist gefragt: Seit über zehn Jahren ziert das deutsche Topmodel die Cover internationaler Hochglanzmagazine, läuft für die renommiertesten Modelabels und macht sich auch auf der Kinoleinwand einen Namen. Den Erfolg nutzt sie für eigene Herzensprojekte.
Wir treffen Toni Garrn an einem verregneten 1. November in Düsseldorf. Die 27-Jährige ist wie eigentlich alle paar Wochen zum Arbeiten in Deutschland. In den letzten Tagen wurde sie für Schwarzkopf fotografiert, in wenigen Stunden geht es weiter nach London. Toni Garrn ist den ständigen Orts- und Zeitzonenwechsel sowie immer wieder neue Sets, Begegnungen und Hotelzimmer gewohnt. Seit mehr als 13 Jahren ist das für sie Alltag: „Ich bin mindestens zwei- bis dreimal die Woche jobbedingt auf Reisen. In Deutschland fahre ich am liebsten mit der Bahn, das ist viel entspannter und umweltfreundlicher.“
Trotz vollen Terminkalenders ist Garrn pünktlich – überpünktlich, um genau zu sein. In Interviews erzählt sie oft, dass jene Eigenschaft wohl das typisch Deutsche an ihr ist, wonach sie so oft gefragt wird. Aber: Was ist noch typisch deutsch an einer Person, die fast die Hälfte ihres Lebens im Ausland – vor allem in New York, ihrem Hauptwohnsitz – verbracht hat? In ihrer Kindheit lebte Toni Garrn bereits in London und Athen, ging auf internationale Schulen. Allein schon deshalb spricht sie von klein auf fließend Englisch. Das Hanseatische hat sie nahezu abgelegt. Das Amerikanische steht ihr gut: die offene, neugierige Art, das schnelle Reden und Gestikulieren, sicher auch der Look.
In einer Reihe mit den Supermodels der 90er-Jahre
Alles fing damit an, dass Toni Garrn mit 13 Jahren beim Public Viewing während der Fußballweltmeisterschaft 2006 entdeckt wurde. Deutschland verlor damals im Halbfinale gegen Italien, Garrn gewann Einlass in eine fremde Welt. Schon im Sommer darauf eröffnete sie die Show von Calvin Klein während der New York Fashion Week, zudem wurde sie zum offiziellen Kampagnengesicht, in einer Reihe mit Christy Turlington und Kate Moss. Ihre erfolgreichsten Jahre als Model begannen, da war Toni Garrn noch nicht einmal volljährig.
Für jemanden, der so früh, so jung im Geschäft ist, war es schon fast rebellisch, die Schule in Deutschland durchzuziehen und Abitur zu machen. Aber sie schaffte es. Später, mit 19, lief Garrn nicht mehr nur bei den internationalen Modewochen, sondern auch das erste Mal bei der Show von Victoria’s Secret. Wegen ihrer Beziehung mit Leonardo DiCaprio vor fünf Jahren war Garrn plötzlich auch für Paparazzi interessant. Sie selbst nahm die Aufmerksamkeit, die ihr auf einmal jenseits der Modewelt entgegengebracht wurde, zur Kenntnis, blieb aber diskret.
Sie ist 27 Jahre alt und gilt als Ikone
Toni Garrn vereint die Coolness und High-Fashion-Haltung einer Claudia Schiffer mit der Aufgeschlossenheit und dem Good-Girl-Gen einer Heidi Klum und geht dabei schon lange ihren eigenen Weg: Auf models.com ist Garrn als„Money Girl“, „Top 50“ und als „Icon“ gelistet. Kategorien wie diese markieren den Weg, auf dem sich Garrn in ihrer Branche bewegt. Sie ist eines der bestverdienenden, bekanntesten Models und gilt mit 27 schon als Ikone.
Mittlerweile ist Garrn, die immer noch sehr gut gebucht ist – man muss nur mal darauf achten, wie oft sie einem auf Billboards, auf Titelblättern und in Modestrecken begegnet – nicht länger nur Model. Garrn hat Auftritte als Gastjurorin bei „Germany’s Next Topmodel“ („Ich merke, dass ich inzwischen viele gute Tipps geben kann“). Sie ist aber auch häufiger als Schauspielerin zu sehen: etwa in der Serie „You Are Wanted“ von Matthias Schweighöfer oder als deutsche Agentin im jüngsten Spiderman-Film „Far From Home“.
Einsatz für den guten Zweck
Am wohlsten fühlt sich Toni Garrn allerdings, wenn sie über ihre Stiftung spricht, mit der sie sich für die schulische Erziehung von Mädchen in Afrika einsetzt, indem sie Klassenräume finanziert oder Schulbusse und Hostels spendet, damit die Mädchen, die meist viele Stunden von der Schule entfernt wohnen, sicher dort ankommen.
Bevor Garrn 2016 ihre eigene Stiftung gründete, war sie als Botschafterin für Plan International oft in der Subsahara. Darüber kamen die Kontakte. Afrika ist seit ihrem 16. Lebensjahr Toni Garrns Sehnsuchtsort – auch wegen der „Bodenständigkeit“, die sie in ihrer oberflächlichen Berufswelt vermisst. Und weil ihr die Begegnungen dort so viel Energie geben.
Angelina Jolie ist ihr Vorbild
„Für meine Karriere wäre es gut gewesen, mit der Schule aufzuhören, weil ich damals schon so viele Jobs hatte. Für diese Mädchen hingegen ist es essenziell, zur Schule zu gehen.“ Angelina Jolie und deren Engagement in Krisengebieten nennt Garrn als eines ihrer Vorbilder. „Ich möchte die Chancen, die mir durch die Arbeit in dieser wohlhabenden Welt gegeben sind, nutzen. Indem ich viele Menschen und Marken von meinen Projekten überzeuge, schaffe ich es, Spenden zu sammeln und Aufmerksamkeit für Afrika zu bekommen.“
Ende November kommt Garrn zurück nach Deutschland. Wenn sie den International Music Award mit Billy Porter moderiert, wird sie ausnahmsweise ein Abendkleid oder einen Anzug tragen. Denn so glamourös, wie man denkt, sei ihr Leben gar nicht: „Ich besitze vor allem Yogahosen und schwarze T-Shirts. Aber eigentlich stehen nur geöffnete Koffer in meinem Kleiderschrank.“ Vorher aber heißt es wieder für Toni Garrn: Schnell den Koffer nehmen und weiter nach London und einen Tag später für ihre Stiftung nach Uganda.
Eine Produktion der Axel Springer Brand Studios für die Telekom. Die Redaktion war nicht beteiligt.