Tommy Engel – Köln, Schauspielhaus
Tu Colonia incognita. In deinen Mauern scheint der Beginn der „närrischen Saison“ am 11.11. allenfalls als Schnapszahl Geltung zu haben. Denn wenn deine Einwohner ihren besten Entertainer zur Unperson ernennen, nur weil der es wagte, sich von seiner Band zu trennen, dann muß wohl eine Prunksitzungs-Rakete vollrohr nach hinten losgegangen sein.
Selbst das von ihm mitgegründete famose Projekt LSE ließ Kölns Jecken den Frevel nicht verzeihen, daß „ihr Tommy“ den Ikonen Black Fööss ade gesagt hatte. Und so mußte Engels Ex-Platten-Boß viel Überzeugungsarbeit leisten, um den leidenden Musiker, den man früher „die Stimme Kölns“ nannte (und wieder nennt), zu einem Solo-Comeback zu bewegen.
Eine Therapie, die in jeder Hinsicht von Erfolg gekrönt war, denn was der von seinen drei Söhnen und einer exzellenten Band unterstützte Engel drei Stunden lang auf der Bühne des Schauspielhauses hinlegte, heilte nicht nur alte Wunden, sondern versetzte Künstler wie Publikum in Sphären wahren Glücks. Engel ließ, listig/lustig von seinem Alter ego Hausmeister Kaczmarek moderiert, die Stationen seiner 35jährigen Karriere Revue passieren. Egal, ob er sich an Vaters musikalische Eskapaden oder Mutters Atzung der zehnköpfigen Engel-Brut erinnerte, er driftete nie in Rührseligkeit ab. Und das leidige Thema Black Fööss hakte er elegant mit „es war ’ne schöne Zeit“ und einer Song-Hommage für immer ab.
Musikalisch roter Faden aber war Engels erste Solo-LP „100% Tommy Engel“, ein gelungener Spagat zwischen Reminiszenz und Aufbruch in neue Gefilde und für den bisherigen Kollektiv-Arbeiter in der Entdeckung resultierend, daß es auch im Alleingang geht Highlights dieser Heimkehr des verlorenen Sohns waren ein Beatles-Medley, das Gastspiel Wolfgang Niedeckens und Gerd Kösters und die Moped-Einlage von Harley-Fan Engel vor „Born Tb Be Wild“. Fazit: Pandämonium aufkölsch, Headlines von „Das Comeback des Jahres“ bis „Köln im Engel-Rausch“, weitere (ausverkaufte) Shows und ein Kotau vor dem Domstadt-Sokrates, dessen Erkenntnis „et kütt wie et kütt“ den Mythos Köln auf ewig definierte.