Tom Waits
Schön, dass der Veranstalter das angemessen schäbige Metropol-Theater an der Friedrichstraße gefunden hat An der bröckelnden Fassade der maroden Kabarett-Kaschemme steht „Operette“ geschrieben, und im mit Kunstrasen ausgelegten Innenhof sieht es nach Rummelplatz aus, samt Hot-Dog-Wägelchen und Erdbeer-Daiquiris. Ein paar Karten für die drei Abende mit Tom Waits waren auch noch übrig, und so presst man sich in den Fauteuil, der an die Vorstadtkinos der Kindheit gemahnt Waks erscheint auch wirklich, von der Seite auf die Bühne latschend, Manegengekrächze durch ein Megafon vorausschickend. Im Dämmer-Ambiente, auf einem staubigen Teppich kräftig aufstampfend, beginnt er mit „Black Rider“, die vier Musiker demonstrieren schon mal Ensemble-Wohlklang, der echten Schrägklang darstellt, und alles schnurrt fein ab, Waits knurrt und raunzt, streut Konfetti einfach mal so und über den Gitarristen, der vorzüglich das spielt, was man sonst von Marc Ribot erwartet. Waits navigiert verrenkt und die Vogelscheuche simulierend durch die ,JMhde Ktriations“, bevorzugt das Schlurfige, kein „Big In Japan“, aber auch kein „Take It With Me“, und der erste Furor ist dahin. Die komische Paranoia-Erzählung „What’s He Building?“ wird effektvoll variiert, und manche lachen besonders laut und verständig. Ja, er ist schon ein Kauz.
Nun wird umständlich das Klavier hereingeschoben, und am Bühnenrand unternimmt Waits mit Larry Taylor am Baß eine kleine sentimentale Reise. „Wollt ihr alte Songs oder neue?“ fragt er das Publikum, das ruft natürlich „Old!“, „Thank you“, knarzt Waits etwa spöttisch und klimpert beiläufig was aus den alten Zeiten, das schlichte Liebeslied Johnsburg, Illinois“ etwa und andere Sentimentalitäten. Der alte Maulesel wieder als Barhocker. Beim schwelgerischen „Innocent When You Dream“ grölen Enthusiasmierte im Chor mit.
Die Band kommt wieder, vor dem Bühnenprospekt ist es hell geworden, und endlich wirft sich das Quartett in ein ausgedehntes „16 Shells From A Thirty-Ought Six“ und in „Shore Leave“. Das Auditorium tobt und will den Langentbehrten nicht entlassen. Zur akustischen Gitarre gibt Waits noch das Jersey Girl“, winkt und geht ab. Das Konfetti ist aufgebraucht.