Töne lernen fliegen
Die Kölner Popband plus49 bleiben auf "Bow & Arrow" ihrem Prinzip treu, nach dem kein Song dem anderen gleichen darf. Schließlich komponierten sie zuvor Sound-Designs für einen Flughafen und schrieben Musik für Kunstausstellungen und einen Film.
Mit Frustration habe das nichts zu tun, versichert Martin Lange, wenn er Sätze sagt wie: „Wir haben uns in den letzten Jahren von dem Druck befreit, erfolgreich sein zu müssen.“ Lange alias Schöneich gründete im Jahr 2003 zusammen mit Bassist und Keyboarder Simon Hof die Kölner Experimental-Popband plus49. Seither ist das Duo zum Quintett gewachsen – und bei vielen zum Geheimtipp.
Ihre Alben finanzieren plus49 hauptsächlich durch Nebenprojekte. „Es gibt diesen Ausspruch, dass es schwieriger ist, eine semi-professionelle Band zu sein“, meint Lange. Denn jeder von ihnen habe einen guten Hauptberuf. Da Hof und er im Bereich Funk und Fernsehen arbeiten, erhielten plus49 relativ schnell Aufträge von Großunternehmen. So komponierten sie beispielsweise Sound-Designs für den Flughafen Köln/Bonn und Vodafone, schrieben Musik für Kunstausstellungen und einen Film. „Jeder Job, den wir gemacht haben, hat uns das nächste Album ermöglicht. Also rein finanziell“, erklärt Lange. Andererseits seien das auch Versuche gewesen, um wahrgenommen zu werden. Das Hoffen auf den Durchbruch mit einem Studioalbum blieb. Dann kam die Selbstbefreiung vom Erfolgsdruck, dann die Erkenntnis, dass da doch in den verschiedensten Ecken der Welt ein paar verstreute Fan-Häufchen auf musikalische Neuigkeit warten. Beispielsweise wenn eine unerwartete Streaming-Abrechnung aus Spanien ins Haus flatterte.
Auf ihrer neuen Platte „Bow & Arrow“ bleiben plus49 ihrem Prinzip treu, nach dem kein Song dem anderen gleichen darf. Dank Ekki Maas von Erdmöbel, der das Titelstück produzierte, wurde diesmal jedoch in für plus49-Verhältnisse superkurzen drei Monaten aufgenommen. „An der Arbeit mit Ekki hat uns inspiriert, dass man schnell zu einem Ergebnis kommen kann, ohne daraus eine Wissenschaft zu machen“, sagt Lange.
Dass sie jetzt nicht auf Tour gehen können, verdanken sie der Ironie der Popindustrie. Gitarrist Steffen Brückner ist nämlich vorerst anderweitig beschäftigt: Als Mrs. Greenbird gelang ihm mit seiner Freundin jüngst ein Nummer-eins-Album. Martin Lange nimmt es gelassen: „Seitdem ist uns kommerzieller Erfolg noch unwichtiger, weil wir wissen, dass es reiner Zufall ist.“
Das Album gibt es hier offiziell gratis.
Das Titelstück ihres Albums „Bow & Arrow“ ist der New-Noises-CD unserer Ausgabe 2/2013 beigelegt.