Tina Weymouth: David Byrnes Unsicherheit belastete die Talking Heads
Die Bassistin der Talking Heads schildert, wie schwer es für die Band war, mit den Eigenarten und psychischen Befindlichkeiten ihres Sängers umzugehen.
Die Geschichte der Talking Heads war von Beginn eine des drohenden Zerfalls. Das ist soweit bekannt und wurde von allen Musikern stets in Interviews nach der offiziellen Auflösung im Jahr 1991 bestätigt. Grund dafür ist wohl vor allem das Verhalten und Selbstverständnis von Sänger David Byrne, der sich schon früh eigenen Projekten zuwendete und seine Kollegen zuweilen wohl mehr als Mittel zum Zweck angesehen haben soll.
Tina Weymouth, die Bassistin der Band und verheiratet mit Talking-Heads-Schlagzeuger Chris Frantz (der zuletzt seine Sicht auf die Dinge in der Autobiographie „Remain in Love: Talking Heads, Tom Tom Club, Tina“ schilderte), stellte nun in einer Reihe von Texten für die „Sunday Times“ klar, dass wegen David Byrnes großer Unsicherheit von Anfang an keine lange Halbwertzeit für die Band aus New York möglich war.
David Byrne eine Art Trumpist?
„Ich habe David Byrne kürzlich als Trumpisten bezeichnet, was nicht bei allen gut ankam“, schrieb Weymouth. „Was ich meinte, war, dass meiner Erfahrung nach alles mit David transaktional ist – er benutzt dich, bis er keine Verwendung mehr für dich hat.“
Der Grund dadür sei gewesen, dass Byrne stets die Fehler bei anderen suchte, wenn er nicht weiter wusste. „Chris und ich liebten ihn sehr und wir taten unser Bestes, um über diese katastrophalen Charakterschwächen hinwegzusehen, aber es schien offensichtlich, dass Talking Heads nicht dauerhaft existieren könnten.“
Weymouth weiter: „In Interviews sagt David immer, dass er glücklich ist, und ich würde das gerne glauben. Aber wenn er glücklich ist, warum weigert er sich dann, Chris und mich oder Jerry auch nur zu erwähnen? Er nennt uns ‚Leute, mit denen er früher gespielt hat‘. Ist das nicht seltsam? Mir ist klar geworden, dass die Menschen sich wie Tiere verhalten. Manche sind wie Tauben: schön und friedlich, wie Chris. Leider sind manche auch gerissene Füchse.“
Talking Heads: Reunion ausgeschlossen
In seinen Memoiren hatte Frantz angedeutet, dass das Ende der Talking Heads ein trauriges Kapitel war. So soll Byrne einfach aufgehört haben, überhaupt mit dem Rest der Band zu kommunizieren. Für Weymouth und Frantz blieb immerhin die Arbeit mit ihrem eigenen Projekt, Tom Tom Club. 2002 gab es immerhin eine kurze Reunion, als die Talking Heads in die Rock and Roll Hall Of Fame aufgenommen wurden und für einige Songs auf der Bühne noch einmal zusammenkamen. Jegliche Versuche einer weiteren Wiedervereinigung wurden von Byrne abgebügelt, wie Frantz schreibt.