Timo Maas – der Dienstleister, Pole – der Frickler
Vier Uhr morgens, auf der Tanzfläche des „Gatecrasher“: Es riecht nach Schweiß, Parfüm und verschütteten Getränken. Die Luft ist schwer und feucht, Lichter blitzen, Trockeneis wabert. Kein Mensch in der Sheffielder Großraum-Disco ist jetzt noch nüchtern. Alle zucken, hüpfen, stampfen. Die Bässe massieren die Magengrube, wie lustvolle Peitschenschläge treffen die Beats.
Für solche Momente im Leben macht Timo Maas die Musik. Die einen sagen Techno dazu, andere Trance oder einfach Dance. Der DJ aus dem Städtchen Bückeburg, im Schaumburger Land bei Hannover, nennt seinen Sound lieber „funky“ oder noch schlichter „moderne Tanzmusik“. Maas ist keiner der intellektuellen Diskurs-DJs, von denen die Feuilletons eine Weile lang schwärmten. Der Mittdreißiger versteht sich allerdings auch nicht als Schamane einer globalen, selig machenden House-Nation. Timo Maas ist einfach ein Entertainer, ein Handwerker in Sachen guter Groove.
Zum Star wurde der seit fast 20 Jahren aktive DJ durch seine Remixe: Mit „Dooms Night“ von Azzido da Bass begann 2000 der Erfolg, es folgten Arbeiten für Garbage, Placebo, Moby, Fatboy Slim und Madonna – die besten, respektvollsten Song-Versionen gibt es jetzt auf dem Album „Music For The Maases 2“. Im Ausland, vor allem in den USA und England, feiert man Maas bereits als einen der ganz großen seiner Zunft, in Deutschland dagegen beäugt die Szene seine Tracks noch immer etwas misstrauisch: Es fehlt halt der sperrige „Jugend-forscht“-Ansatz.
Mit Fatboy Slim verbindet Timo Maas die Trinkfestigkeit: „Nach einer Flasche Wodka fragte er mich: Hast du nicht Lust, meine neue Single zu remixen? Und ich: Klar, aber nur wenn du auch meine Single remixt Unsere Manager haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, weil es da keinerlei wirtschaftliche Hintergedanken gab.“ Das sagt er so leicht Dabei ist es gerade diese lässige Alles-ist-Party-Haltung, die DJs wie Timo Maas, Sven Väth oder Paul Oakenfold ihre Aura verleiht: Sie schuften und rackern, im Studio und am Dancefloor, damit die anderen ihren Spaß haben. Um drei Uhr nachmittags, um vier Uhr morgens. Sage noch einer, Handwerk habe keinen goldenen Boden.