Worum geht es im Abschieds-Song „Time To Say Goodbye“?

Das von Andrea Bocelli und Sarah Brightman interpretierte Stück ist einer der größten Klassik-Pop-Hits. Gedanken zu seiner Bedeutung.

Spätestens als Gentleman-Boxer Henry Maske seine bewegende Karriere beendete und dazu im Boxring „Time To Say Goodbye“ spielen ließ, war das Lied in Deutschland sogar jedem Schulkind bekannt. Heute ist es einer der bekanntesten Tracks im nicht ganz einfachen Subgenre des Klassik-Pops, das auch Opern-Momente in die Charts hievt.

„Time To Say Goodbye“, ursprünglich auf Italienisch als „Con te partirò“ (Mit dir werde ich gehen) von Francesco Sartori komponiert und von Lucio Quarantotto getextet, wurde 1995 veröffentlicht. Aber erst die Version von Andrea Bocelli im Duett mit Sarah Brightman machte es so bewegend. Doch worum geht es in diesem Song wirklich? Was macht es so kraftvoll, dass es bei Millionen Menschen auf der ganzen Welt wie auf Knopfdruck Tränen auslöst?

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Abschied und Hoffnung

Auf den ersten Blick scheint „Time to Say Goodbye“ ein Lied des Abschieds zu sein – und das ist es auch. Doch es ist ein Abschied, der emotional komplex ist. Das Lied spricht von einem Moment der Trennung, die jedoch nicht endgültig ist. Es ist wohl der Abschied von einem geliebten Menschen, oder einem Ort oder sogar einem Lebensabschnitt, aber nicht in einer Weise, die klar das Ende markiert. Es scheint eher Beginn einer Reise zu sein, die gemeinsam angetreten wird, wenn auch auf neuen Wegen und unter neuen Bedingungen.

Die italienischen Originaltexte von „Con te partirò“ drücken eine Sehnsucht und ein Versprechen aus. Man hört dabei eine Reise in die Ferne heraus, in eine unbekannte Zukunft, die nur mit der geliebten Person an der Seite beschritten werden kann. Sonst wäre diese Reise sinnlos. Das zentrale Thema ist also das Versprechen, nicht allein zu gehen – „Mit dir werde ich gehen“, heißt es in der wörtlichen Übersetzung. Es ist das Versprechen, dass, egal wie weit der Weg auch sein mag, es immer einen gemeinsamen Weg geben wird. Auch über den Tod hinaus? Das deutet der Text zaghaft an, es wird aber nicht konkret ausgedrückt:

„Time to say goodbye
Paesi che non ho mai
Veduto e vissuto con te
Adesso sì li vivrò
Con te partirò
Su navi per mari
Che, io lo so
No, no, non esistono più
It’s time to say goodbye

Es ist Zeit, Abschied zu nehmen
Länder, die ich nie
Mit dir gesehen und gelebt habe
Jetzt werde ich sie sehen
Mit dir werde ich fahren
Auf Schiffen über die Meere
Die, wie ich weiß,
Nein, nein, sie existieren nicht mehr
Es ist Zeit, Abschied zu nehmen“

Der englische Titel „Time to Say Goodbye“, der im Duett von Bocelli und Brightman verwendet wird, bringt eine zusätzliche Ebene des Abschieds und der Hoffnung ins Spiel. Es geht darum, sich von etwas zu verabschieden, das einem lieb ist, aber gleichzeitig den Mut zu haben, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Der Song vermittelt die bittersüße Emotion, die mit dem gleichzeitigen Loslassen und dem Voranschreiten in eine ungewisse Zukunft verbunden ist.

Gefühle auf Reisen

Francesco Sartoris Komposition, die klassische Elemente mit modernem Pop verbindet, verstärkt die Dramatik des offenen, symbolischen Textes. Bocellis kraftvolle Tenorstimme, gepaart mit Brightmans heller Sopranstimme im Duett, erschafft eine Harmonie, die sowohl Stärke als auch Zerbrechlichkeit auszudrücken vermag. Der Zuhörer bekommt das Gefühl, an einem besonderen Moment des Neuanfangs teilzuhaben.

Hier werden universelle Themen wie Liebe, Abschied, Hoffnung und Neuanfang angesprochen. Auch deshalb ist es ein Song, der wie „Hallelujah“ von Leonard Cohen bei Hochzeiten ebenso gespielt wird wie bei Beerdigungen. „Time To Say Goodbye“ ist eine Hommage an die Komplexität von Gefühlen, die wir teilen können und die uns gemeinsam ein Leben lang begleiten, egal wohin es uns verschlägt.

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