Til Schweiger: In den Mühlen der Belarus-Propaganda

Ein Werbedreh in Belarus und die Heile-Welt-Statements dazu flogen ihm um die Ohren. Jetzt rudert er eilig zurück

Gesundheitlich hat Til Schweiger eine harte Zeit hinter sich gebracht. Ein offenes Bein, eine Blutvergiftung plus Operation am Herzen zwangen ihn zum Abtauchen aus dem Rampenlicht. Jetzt ist er wieder da – und sorgt prompt für politische Verwirrungen.

Das Ganze begann mit einem Instagram-Post des Investment-Plattform „Blockchain Sports”, die den „Superstar“ überschwänglich bei seiner Ankunft in der belarussischen Hauptstadt Minsk begrüßten.

Ziel der Dienstreise war ein Werbeclip für den Animationskanal „Blockchain Sports Drift“, bei dem es darum geht, schnelle Sportwagen mit Karacho durch die Kurven schleudern zu lassen. Ein kongenialer Job für den Stunt-Spezialisten Schwaiger.

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Dumm nur, dass der Dreh im diktatorisch geführten Belarus stattfand. Der seit drei Jahrzehnten regierende Machthaber Alexander Lukaschenko hatte Oppositions-Bewegungen brutal niederschlagen lassen; hunderte Regierungsgegner sitzen im Knast. Zudem gilt Lukaschenko als einer der engsten Vertrauten von Wladimir Putin im Krieg gegen die Ukraine. Für Schweiger offenbar kein Thema. Die verfolgte Oppositionsführerin Svetlana Tichanowskaja sagte dazu , dass sie sich jederzeit freuen würde, wenn mehr Menschen nach Belarus kämen, „aber nicht jetzt, wo Terror im Land herrscht“.

„Mein Eindruck ist, dass es ein sehr sauberes und sicheres Land ist“

In einem Video, das die staatlichen Nachrichtenagentur BelTA auf YouTube veröffentlichte, äußerte sich der sonst so streitbare Schauspieler und Regisseur seltsam brav und artig. Tolles Hotel, gutes Catering. „Mein Eindruck ist, dass es ein sehr sauberes und sicheres Land ist“, so Schweiger. „Ich mag die Menschen hier, sie sind freundlich und lächeln immer.« Er sei „mindestens zehnmal in Moskau“ gewesen, aber noch nie in Belarus. „Daher war ich neugierig, weil ich die besten Dinge über das Land gehört habe“, so der Schauspieler, der von der Filmproduktion einen Arzt zur Seite gestellt bekam, der ihm ein Vitamin-Booster verabreichte. Er fühle sich somit „wie neugeboren“.

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Offenbar aufgerüttelt von der beißenden Kritik an seinem Belarus-Trip und den Heile-Welt-Statements dazu, legte er nun mit einer Stellungnahme auf Instagram nach. Er habe lediglich an einer Pressekonferenz teilgenommen, bei der es um die kreative Arbeit der Filmproduktion gehen sollte.

„ … und distanziere mich davon“

„Mir wurde versichert, dass die Veranstaltung sich vollständig auf die Werbung und ihre Inhalte konzentrieren würde“, schreibt er. „Leider musste ich feststellen, dass Teile der Pressekonferenz aus dem Kontext gerissen und genutzt werden, um Botschaften zu unterstützen, die weder meinen Überzeugungen noch meinen Absichten entsprechen“, so Schweiger.

Die Situation in Belarus lässt er außen vor und tadelt die Verwendung seiner Aussagen auf dem staatlichen Kanal in technokratischer Manier. „Ich habe keine politische oder ideologische Haltung unterstützt, die in Verbindung mit diesem Material gebracht wird, und distanziere mich davon.“

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