Thomas Gottschalk: Carolin Kebekus dichtet vergiftete Hymne
Die Alarmglocke um seine Zeitgeist-Abrechnung „Ungefiltert" bimmelt weiter. Jetzt sogar mit Musik und „Saalwette"
Zu den Alltagsweisheiten der klassischen „Public Relation“ (PR) gehört der schöne englische Satz „every press is good press“. Heute verlängert man „press“ natürlich ins Digitale, aber weiterhin gilt: Solange es Resonanz gibt, ob gute oder schlechte, hilft das dem Produkt. Soweit die Theorie.
Die Praxis lässt sich weiterhin an Showmaster Thomas Gottschalk und dessen Buch „Ungefiltert“ beobachten, an dem sich seit Veröffentlichung in der letzten Woche flächendeckend abgearbeitet wird. Vor seiner Lesung im „Flora“-Ballroom des Botanischen Gartens in Köln am Samstag (26.10.) wird nun auch die rheinische Comedienne Karolin Kebekus zur Vervielfältigerin. In ihrer gestrigen WDR-Show-Sendung (24.10.) bekam Gottschalk diverse Breitseiten verpasst.
„Letzter großer Aufreger: Thomas Gottschalk!“
Zum Einstieg kolportiert sie doppeldeutig: „Letzter großer Aufreger: Thomas Gottschalk! Also. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Thomas Gottschalk Opfer geworden und hat sich seinen ganzen Frust als unverstandenes Genie mal von der Seele geschrieben. (..) „Der arme, arme Mann – gibt es denn niemanden mehr, der auf seiner Seite steht?!“,
Der so Angepinkelte wiederum saß zuvor lesend und plaudernd im ausverkauften Arri Kino in München und lieferte neues Material für weitere Schmähungen. „Es ist einfach so, dass man eine Autorität wie mich gerne anpinkelt. Es ist ungerecht, wenn man mir unterstellt, dass hier ein alter, weißer Mann steht, der auf nichts mehr Lust hat und nur noch Leute beschimpft.“ Oder auch zum Thema: „Mädchen-Anquatschen“, früher wäre das leichter gewesen: „Heute musst du sie antindern. Und meistens kommt dann nicht die, die du angeschrieben hast.“
„Thommy, musst du ins Heim gehn?“
Kebekus wiederum dichtete die AnnenMayKantereit-Heimathymne „Tommy“ in „Thommy“ um, in der es zur bekannten Piano-Melodie heißt: „Thommy, musst du ins Heim gehn? Vielleicht checkst du ja nicht, was die Jugend so spricht, oder, dass man als Mann, statt Mist labern, auch schweigen kann“. Weitere Strophe: „Thommy, mach dein Hörgerät an! Damit du hörst: ‚Irgendwann, irgendwann, irgendwann, fangen wir hier zum x-ten Mal zu kotzen an.“ Sachdienlicher Hinweis: Gottschalk ist gut bezahlter Werbeträger der Hörgeräte-Firma Geers.
Zum Ende ihrer humorigen „Thommy“-Abrechnung wilderte Kebekus in ihrer Sendung noch tief im früheren Gottschalk-Country. Sie schlug eine „Saalwette“ vor: „Ich wette, dass wir 100 Kölner und Kölnerinnen finden, die am Samstagabend vor der Flora stehen und unseren ‚Thommy‘-Song singen.“
Eine vergiftete Hommage, die das PR-Spielchen um „Ungefiltert“ sicher noch eine ganze Weile brodeln lassen wird.