Radiohead: Thom Yorke reagiert zornig auf Kritik an Israel-Konzert
Der Radiohead-Sänger empfindet den offenen Brief von Künstlern wie Roger Waters, Ken Loach oder Thurston Moore als beleidigend. Die Kritik ist ihm zudem viel zu oberflächlich.
Radiohead wollen am 19. Juli als Teil ihrer aktuellen Welttournee in Tel Aviv auftreten. Ein Konzert, das schon im Vorhinein für viel Wirbel gesorgt hat, engagierten sich doch Dutzende Musiker und andere Kulturschaffende in einem offenen Brief dafür, dass die Band den Auftritt noch absagen soll. Grund ist eine Art Kulturboykott, dem sich schon viele weitere Künstler und Intellektuelle angeschlossen haben und der Druck auf die israelische Regierung ausüben soll, das palästinensische Volk nicht weiter zu unterdrücken.
Bisher hatten Radiohead nicht weiter auf den Aufruf reagiert. Doch nun antwortete Radiohead-Sänger Thom Yorke in einem längeren Interview mit der US-Ausgabe des ROLLING STONE, in dem er klarstellte, dass seine Band sich dem Boykott nicht – wie von den Initiatoren gewünscht – anschließen werde.„Einseitige Schuldzuweisungen bringen nichts“
Der Musiker sei zwar vollkommen überzeugt davon, dass die Zustände in der Region tatsächlich „bestürzend“ seien. Doch er persönlich halte nichts von der Aktion, Israel in der Form „allein zu lassen, bis es seine separatistische Politik“ aufgebe. Yorke führt dabei auch die Meinung von J. K. Rowling und Noam Chomsky an, die ebenfalls darauf eingegangen sind, dass es eine sehr oberflächliche Sicht auf die politische Situation in diesem Teil der Welt sei, einseitig Schuld zuzuweisen und so Druck auszuüben.
„Die Art von Dialog, die sie (die Unterzeichner des offenen Briefs, Anm. d. Red.) erreichen wollen, ist ziemlich Schwarz-Weiß“, so der Sänger. „Ich habe da meine Probleme mit. Es ist sehr peinlich, dass sie sich dem anschließen und sich nicht persönlich mit uns auseinandersetzen. Stattdessen bewerfen sie uns öffentlich mit Schmutz.“ Es sei zudem respektlos, so Yorke, anzunehmen, dass die Band nicht selbstständig solche Entscheidungen treffen könnte.
Vor allem auch der Boykott von Lesungen und akademischen Veranstaltungen von israelischen Bürgern in anderen Ländern will dem Musiker nicht in den Kopf gehen. „Das Universitätsding macht mich fertig. Echt jetzt: Ihr möchtet nicht mit anderen Menschen sprechen, die Sachen in anderen Ländern lernen wollen? (…) Ihr wollt diesen Leuten sagen, dass sie das nicht dürfen. Und ihr glaubt, das hilft?“
Jonny Greenwood ist Leidtragender der Debatte
Schlussendlich ging Yorke noch auf Jonny Greenwood ein, der mit einer Israelin (Sharona Katan) verheiratet ist. „Alle diese Menschen, die weit weg stehen und uns mit Zeug bewerfen und Flaggen schwenken und uns sagen wollen – „Ihr habt keine Ahnung“: Wisst ihr eigentlich wie verletzend das alles für Jonny ist?“