Was passiert eigentlich in Thilo Mischkes „In 80 Frauen um die Welt“?
Der künftige Moderator von „„ttt – titel, thesen, temperamente“ steht in der Kritik wegen eines Buchs, das er 2010 schrieb. Ein schneller Einblick.
„In 80 Frauen um die Welt“ beschreibt eine Weltreise, die Thilo Mischke nach einer schmerzhaften Trennung unternimmt. Dabei geht der Moderator, damals freier Journalist, eine Wette mit Freunden ein: Schafft er es, während der Reise 80 Frauen zu verführen, finanzieren sie ihm den Trip.
Im Verlauf der Reise besucht Mischke zahlreiche Länder wie Polen, die Ukraine, Israel, Indien, Thailand, Hongkong, Dubai, Japan, Australien, Fidschi, Neuseeland, Argentinien und Brasilien.
Mischke schildert dabei Begegnungen mit verschiedenen Frauen, darunter Studentinnen, Stewardessen und Camperinnen, und beschreibt intime Begegnungen mit ihnen an Orten wie Flughäfen, Hotels und Stränden. Im Zentrum des Buchs steht dabei die Neugier auf die allesamt sehr unterschiedlichen Frauen. Es dominiert aber auch das narzisstische Verlangen, sie nicht nur kennenzulernen, sondern sie zu verführen, sie – wenn auch nur für eine Nacht – in Besitz zu nehmen.
Was Thilo Mischke wirklich erlebt hat, bleibt bewusst offen
Wie ein ständig erregter Playboy notiert Mischke seine Beobachtungen, zugleich versucht er den seltsamen Spagat zwischen potentem Eroberer und Frauenversteher. „Du darfst eine Japanerin niemals in den Nacken küssen, wenn du sie nicht kennst. Das ist ungefähr so, als würdest du eine fremde Frau auf der Straße fragen: Na? Lust auf Analverkehr?“
Obwohl das ursprüngliche Ziel darin bestand, 80 Frauen zu verführen, endet die Reise anders: Mischke verliebt sich in eine Frau während eines Flugs zu den Fidschi-Inseln und beendet die Wette vorzeitig.
„In 80 Frauen um die Welt“ wurde schon nach seinem Erscheinen im Jahr 2010 für seine Darstellung von Frauen und die zugrunde liegende sexistische Wette kritisiert, auch weil es frauenfeindliche Stereotype bediene. Der Text ist allerdings als provokanter Reisebericht im Stil des Gonzo-Journalismus á la Hunter S. Thompson entstanden. Es bleibt bewusst unklar, was wirklich geschehen, was erfunden und was übertrieben ist. Ein Verfahren, das nicht erst seit dem MeToo-Aufschrei im schwer zu fassenden Bereich der Intimität zwischen zwei oder mehr Personen höchst problematisch ist.
Mischke arbeitete nach der Veröffentlichung als Sex-Kolumnist. Authentische Reportagen, bei denen er als viriler Typ im Mittelpunkt steht, wurden schließlich zu seinem Markenzeichen, vor allem als er fürs Fernsehen tätig wurde. Auch für seinen damaligen Haussender ProSieben wurde er mit Blick auf Bettgeschichten noch einmal aktiv. 2012 ging er mit „Unter fremden Decken – Auf der Suche nach dem besten Sex der Welt“ auf Sendung. In einer Podcast-Folge äußerte Mischke später, dass er den Titel seines Buches heute nicht mehr so wählen würde. Grundsätzlich distanzieren wollte er sich von dem Projekt aber nicht.
Diskussion um Moderation bei „ttt – titel, thesen, temperamente“
Die Diskussion um seine Ernennung zum Moderator der ARD-Kultursendung „ttt – titel, thesen, temperamente“ hat diese Kontroversen erneut in den Fokus gerückt.
Immer wieder kursieren dabei auch Zitate aus dem Buch, die den frauenfeindlichen Hintergrund ausstellen sollen. Eines davon ist: „Ich wollte Fingerabdrücke nehmen, heimlich Nacktfotos machen, Tonbandaufnahmen vom jeweiligen Sex.“ Das ist leicht aus dem Zusammenhang genommen.
Im Buch heißt es: „Was hatte ich nicht für abstruse Ideen, wie ich untermauern könnte, dass ich Sex hatte. Von Lackmusstreifen, die ich in ein Buch einklebe, mit verschiedenen PH-Werten und Namen daneben, bis zu Excel Tabellen, die einen Körper so genau beschreiben, dass ich es mir nicht hätte ausdenken können. Ich wollte Fingerabdrücke nehmen, heimlich Nacktfotos machen, Tonbandaufnahmen vom jeweiligen Sex. Alles unpraktisch, alles viel zu grob, dachte ich immer.“