There’s Bob On The Tracks
Bob Dylan lässt Weihnachtskarten verschicken. Eine davon ging letztens natürlich an Daniel Lanois, mit den besten Wünschen fürs neue Jahr, „to a fellow searcher“. Die Charakterisierung gefiel dem Franko-Kanadier ausgesprochen gut. So gut, dass er gleich einen Song fürs neue Album „Shine“ daraus machte. „So lange wir fragen und uns wundern, was auf der anderen Seite des Bergs los ist, ist alles gut. Das sollte ,Sometimes‘ ausdrücken.“
Wer so viel sucht, wird auch was finden. Oder wiederfinden. Wie seine frühe Liebe zur Pedal Steel-Gitarre, die Lanois schon als Kind gespielt hatte und dann bis weit in die 80er hinein, bevor er vorläufig das Interesse verlor, „weil nur noch Country-Klischees damit assoziiert wurden“. Vor fünf Jahren dann „entdeckte ich, dass ich sie langsamer, melodischer, gospelmäßig interpretieren kann“, so wie auf zwei Instrumentals von „Sinne“, die „den Hörer textlich mal vom Haken lassen“. Den Pool unten vor seinem Büro füllen derweil ganz nackig planschend (sagt er) zwei Mädchen aus Kanada, „Freunde von Freunden, die Filmstars werden wollen. Deshalb sind sie rübergekommen, weil sie’s noch nicht geschafft haben“. Es sei „heute sehr Hollywood-mäßig hier“, amüsiert sich Lanois. Nach unserem Gespräch hat er frei und will auch baden gehen.
Dabei ist er eigentlich nur des Geschäfts wegen in LA, lebt sonst in Kanada oder auf Jamaika. wo auch mal drei bisher unveröffentlichte Songs mit Jimmy Cliff entstanden. New Orleans, Geburtsort der ersten beiden Alben „Acadie“ und „For The Beauty Of Wynona“, hat Lanois längst hinter sich gelassen. Und doch eher zu spät. „Ich hätte das zweite Album nicht mehr dort machen dürfen. Weil schlechte Dinge in meinem Leben passierten, die ich besser vermieden hätte.“
Die Frage, warum es denn bis zum dritten Solo für Daniel so lange gedauert habe, „ist mir ein bisschen peinlich“. Er könne nur auf „ein bisschen Unsicherheit“ und seine Produktionen für U2 und andere verweisen, die „viele Jahre aufgegessen“ hätten. Er hadert damit aber mitnichten. „Ich liebe die Produktionen ja. Da kann ich auch als Musiker meine Kreativität austoben, das ist nie bloß ein Vollzugs-Job. Der Austausch ist gewaltig ich gebe viel, aber ich nehme auch immer etwas mit.