Eine Band-Generation, die Sportjacken trug und „ich“ sagte. Tocotronic sind längst weiter, aber waren die Vorbilder des BEFINDLICHKEITS-POP
Blumfeld wurden beStaunt, geliebt, diskutiert, kaum imitiert. Erst, als 1995 die Tocotronic-Debüt-Platte "Digital ist besser" kam, fingen studentische Gitarristen an, Bands zu gründen oder deutsche Texte für die Bands zu schreiben, die es schon seit "Nevermind" gab. Bei Tocotronic hatte keiner die Zwangsvorstellung, etwas nicht verstanden zu haben - den Song-Slogan "Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein" gab es auf T-Shirts, die Nicht-Kenntnis von Thomas Bernhard und E.M.Cioran, auf die die Band in Interviews verwies, verstellte einem nichts. Das war Punk, Dinosaur Jr., das unpeinliche Sentiment, die langen Sätze, der Mut zum unkorrekten Hass. Das Missverständnis, man müsse trotzdem nicht unbedingt etwas zu sagen haben, ermutigte dann selbst Major-Labels, junge Bands in Fußballhemden nachmittags in den Alterna-Tents der Festivals spielen zu lassen. Alle waren peinlichst bemüht, den Namen Tocotronic bloß nicht zu nennen, aber die Originale mussten schwer gegen die Festschreibungen kämpfen. Man sieht: mit Erfolg.