The Twilight Singers werden von Katastrophen inspiert

Es war ein trauriger Moment, als die Afghan Whigs vor drei Jahren das Handtuch warfen. „Wir operierten als Band tatsächlich auf dem Höhepunkt unserer Möglichkeiten“, stimmt Whigs-Frontman Greg Dulli zu, „aber als wir nach ‚1965‘wieder zusammenkamen, wurde uns bewusst, dass wir unsere letzte Platte schon gemacht hatten. Im Rückblick wirkt es wie eine sehr natürliche Sache, mit dem besten Album aufzuhören.“ Der Schlafentzug, der Alkohol, die schlechte Luft -Greg Dulli hat letzte Nacht mit Kumpel Mark Lanegan gefeiert und ist noch nicht ganz bei sich. Immerhin, der Abend war kostengünstig; Dulli hat nach dem Ende der Afghan Whigs in seiner Wahlheimat L.A, eine Bar eröffnet und am Tag davor eben dort zum Einkaufspreis gezecht. „Als wir die Whigs aufgelöst hatten, habe ich mehr als ein Jahr lang keinen Song geschrieben – wenn mich irgendwer in der Bar gefragt hat, an was ich gerade arbeite, habe ich gesagt: ,lch spüle gerade ein Glas, damit ich dir was zu trinken geben kann.‘ Das war mein Horizont.“ Um Dulli wieder eine künstlerische Perspektive zu geben, brauchte es nichts weniger als eine Naturkatastrophe. „Es passierte während eines dieser L.A.-Erdbeben die Erde wackelte, und zwei Minuten später hatte ich den ersten Song seit Ende der Whigs geschrieben.“ Der Song sollte den Auftakt geben für die Fortführung eines Projektes, das schon vor dem Ende der Afghan Whigs als Dullis solistisches Ventil diente: Unter dem Namen Twilight Singers hatte er sich 1999 eine Reihe von Freunden in eine Reihe von Studios gebeten und ein im Kontrast zum Soul-Rock der späten Whigs düster-zwielichtiges Werk gemacht.

Dem zweiten Twilight Singers-Album verlieh ein sehr schmerzhaftes Ereignis seine Kontur: der plötzliche Tod von Regisseur Ted Demme („Blow“). „Er war wohl mein bester Freund… Ich musste etwas hinbekommen, das sein Leben ehrt und die tiefe Inspiration, die er mir gebracht hat.“ Und so entstand mit „Blackberry Belle“ ein von Tod und Leben gekennzeichnetes Werk, dessen seltsame Charaktere und mysteriöse Traumfahrten mit atmosphärischem Alterna-Rock die Ränder des Daseins ergründen.

„Wie es genau weitergeht, weiß ich nicht“, hält sich Dulli alles offen. Hoffentlich passiert nicht wieder was.

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