The The – Hamburg, Gründpan
Was macht ein Künstler, der um die Stärke seiner Vergangenheit weiß, aber ein schwaches neues Album live vorstellen soll? Weiß er auch schon um dessen Schwäche, wird er sich mit einem „Greatest Hits & Other Favorites“-Reigen durchzumogeln versuchen und mittenmang leicht verschämt vielleicht drei neue Songs ansagen. Matt Johnson weiß entweder noch nicht um die Schwäche. Oder er ist und bleibt eben Matt Johnson. Der Mann, der zuviel wusste, um sich an Untiefen vorbeischlurfen zu können.
So stellte der The The-Kopf – ganz in Schwarz im strikt roten, statischen Bühnenlicht – die Songs von „Naked Self“ wie selbstverständlich in den Mittelpunkt eines zunächst knapp 60-minütigen Sets. Und wusste dabei ein gut knackendes Rock-Trio ohne Keyboards in seinem Rücken, das den krude lavierenden Album-Bombast zumindest ansatzweise auflösen konnte. Einen Drummer vor allem, der bleiernen Electro-Blues mit flinken Jungle-Rhythmen versetzte. Die den Platitüden von etwa „Global Eyes“ aber auch nicht wirklich auf die Beine helfen konnten. Früh am Abend griff der Trommler gar in eine Ziehharmonika (später auch noch in eine Melodica). Jetzt war die Vergangenheit doch angekommen, schön und vertraut filigran und stark. „This is the day your life will surely change“, sang Johnson, und viele Leute sangen laut mit im gefüllten Grünspan.
Für die meisten von ihnen hat sich freilich gar nichts geändert: Sie hören immer noch The The, wie damals in den 80er Jahren. „The Beaten Generation“ will sich aufgehoben wissen, und Johnson gewährte ihr noch einmal Zuflucht – nach einer Reihe von Stücken, die „Weather Belle“, „Voidy Numbness“ und „Swine Fever“ heißen, doch weder Fieber verursachten noch irgendwie betäubten. Mit einem hämmernden „Armageddon Days Are Here Again“ hätte er ein leichtes Finale haben können. Aber nein, ein neues Anonymum musste noch raus vor dem vorläufigen Abgang.
Erst in den Zugaben fanden alte Stärke und neue Schwäche doch noch zueinander. Denn, siehe da, „Phantom Walls“ machte sich nicht so übel neben dem „Love Is Stronger Than Death“. Und Johnson zog den Hut vor Hank Williams: „Weary Blues From Waitin'“. Die Menge wollte mehr. Aber da war nichts mehr zu wollen.