Für eine Band, über die selbst ihre Bewunderer sagen, dass Originalität nicht zu ihren Qualitäten gehört und sie im Kern Retro sei – für so eine Band ist es erstaunlich, dass es niemanden gibt, der klingt wie sie. Niemand klingt wie die Strokes. Weder unter den reflexhaft als Vorbild genannten CBGB-Bands der Siebziger – gibt es wirklich einen Television-Song, der so klingt wie „Someday“ oder „Last Nite“? – noch unter den in den frühen Nullerjahren industriell angefertigten „The“-Bands. Niemand klingt wie sie. Weil keiner außer ihnen die so elegant zusammenspielenden E-Gitarren von Albert Hammond Jr. und Nick Valensi hat, deren Rhythmus-und-Lead-Wechselspiel man übellaunigen Aliens zeigen könnte, um ihnen einen Grund zu geben, die Menschheit trotz allem doch nicht zu eliminieren.
Niemand außer den Strokes hat Julian Casablancas, diesen lakonisch-sardonischen Charmeur, der vom Desinteresse eines Too-cool-for-school-Rockers mühelos zur emotionalen Vehemenz eines Sixties-Soulsängers oder gar ins Falsett wechselt. (Und das hat der ständig als Vorbild genannte Lou Reed nie gemacht!) Melodien fliegen Casablancas nur so zu, als wäre es das Einfachste auf der Welt, catchy und cool zu sein.
Das Ding ist: Für Casablancas war es das Einfachste auf der Welt. Weil er jung und vermögend war, ein Rich Kid, das Boheme spielte? Ist es die Überheblichkeit der herrschenden Klasse, die da so lässig ins Mikrofon croont? Vielleicht, aber diese Bachelor-Arbeit müssen andere schreiben. Die Songs – „Hard To Explain“, „Barely Legal“, „New York City Cops“ – sind über jeden Zweifel erhaben. (JAN JEKAL)
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