The Rolling Stones: Tour-Pianist Chuck Leavell erklärt die Setlist
Am 25. November eröffneten die Rolling Stones ihre Tour anlässlich des 50. Bandjubiläums. ROLLING STONE sprach mit Tour-Pianist Chuck Leavell über die Entstehung der Setlist.
So muss ein gelungenes Bühnen-Comeback aussehen: Erst streut man in der internationalen Presse Gerüchte über eine eventuelle Reunion, dann kündigt man selbige pompös und endlich offiziell an, veröffentlicht zwei brandneue Songs („One More Shot“ und „Doom And Gloom„), steigert die mediale Aufmerksamkeit, indem man spontane Überraschungs-Gigs gibt, während die Ticketpreise der sowieso bald ausverkauften Shows explodieren. Die Rolling Stones hatten seit jeher einen gut funktionierenden Promotion-Zirkus (so muss man das wohl korrekterweise benennen) – was sie in den letzten Monaten wieder eindrucksvoll bewiesen haben.
So ist es natürlich nur folgerichtig, dass man dann beim eigentlichen „Event“ noch einen drauf setzt und nicht bloß die Klassiker auffährt, sondern auch ein paar prominente Gäste auf die Bühne bittet.
Für das Eröffnungskonzert in London holte man sich Bill Wyman, der die Band 1992 verließ, um „It’s Only Rock and Roll“ und „Honky Tonk Women“ am Bass zu begleiten. Mick Taylor sagte den Stones bereits 1974 Lebewohl. Bei diesem Gig gebührte ihm die Ehre eines Blues-Gitarren-Solos bei einer extended Version von „Midnight Rambler“. Mary J. Blige hauchte dem Titel „Gimme Shelter“ Gospel-Seele ein und Jeff Beck beehrte die Bühne mit seiner Gitarre zu „I’m Going Down“. Den Nachbericht kann man sich hier ansehen.
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Jetzt bleibt bei all den schönen Songs noch eine Frage: Wie wählt man diese aus dem mit über 400 Songs prall gefüllten Back-Katalog aus? Chuck Leavell, Tourpianist der Stones seit 1982, lieferte uns die Antwort. Er sprach mit unseren US-Kollegen über das Prozedere, das man durchexerzieren musste, um am Ende 23 Songs zu haben.
Leavell agierte dafür während der Proben in Paris als eine Art musikalischer Direktor. Er musste zwischen den Vorschlägen von Jagger und dem Rest der Band abwägen: „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Charlie Watts oder Ronnie Wood früher mal Vorschläge bezüglich der Setlist machten,“ meint der Pianist. „Mick und ich haben das bei diversen Gelegenheiten durchgesprochen. In den frühen Probephasen habe ich zahlreiche unterschiedliche Listen aufgestellt. Ich habe jeden Tag eine neue List mit Songs gemacht, von denen ich dachte, dass die Jungs sie üben sollten. Dann hatte ich noch einen Zettel, auf dem Titel standen, die wir noch ausprobieren sollten, weil sie es verdient hätten.“
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Die eigentliche Tour-Setlist kam dann Stück für Stück zustande: „Wir haben versucht, alle relevanten Phasen der Band abzudecken und diese mit den richten Songs zu repräsentieren.“
Die Liste der Songs, wie sie in London dann tatsächlich gespielt wurde, kann man am unteren Ende des Artikels sehen. Aussagen Leavells zufolge wird diese für weitere Konzerte nicht mehr großartig geändert: „Die Quintessenz ist ja die, dass wir nur diese paar Shows haben. Wir werden die Setlist also nicht wild durcheinander werfen. Mit anderen Worten: Wir wollen zu diesem Zeitpunkt keine genaueren Äußerungen machen.“
Als hätten die Stones das jemals gern getan…
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Setlist:
„I Wanna Be Your Man“
„Get Off of My Cloud“
„It’s All Over Now“
„Paint It, Black“
„Gimme Shelter“
„Wild Horses“
„All Down the Line“
„I’m Going Down“
„Out of Control“
„One More Shot“
„Doom and Gloom“
„It’s Only Rock and Roll“
„Honky Tonk Women“
„Before They Make Me Run“
„Happy“
„Midnight Rambler“
„Miss You“
„Start Me Up“
„Tumbling Dice“
„Brown Sugar“
„Sympathy for the Devil“
„You Can’t Always Get What You Want“
„Jumpin‘ Jack Flash“