Rolling Stones: Die 15 spannendsten Cover-Versionen ihrer Songs
Die Songs der Rolling Stones werden natürlich auch von vielen Musikerkollegen verehrt - und immer wieder gerne gecovert. Hier listen wir gute und schlechte von Devo, Otis Redding, Britney Spears, Townes Van Zandt und Pussy Galore.
Otis Redding – „(I Can’t Get No) Satisfaction“
Otis Redding galt zu Lebzeiten als einer der mitreißendsten Live-Musiker. „Schuld“ an dieser Tatsache war auch seine unglaubliche Version von „Satisfaction“ – vor allem jene, die auf dem legendären Live-Mitschnitt seiner Apollo-Show verewigt wurde. Videos zeigen, wie beseelt er sich in den Song wirft. Er peitscht ihn dem Ende entgegen, während ihm der Schweiß die Stirn runter läuft…
Marianne Faithfull – „As Tears Go By“
„I want a song with brick walls all around it, high windows and no sex“ – so lautete angeblich der Arbeitsauftrag von Stones-Manager Andrew Loog Oldham, mit dem er Richards und Jagger in eine Küche sperrte, bis sie mit einem Song wieder rauskamen. Oldham war es auch, der den Song der damals 17jährigen Faithfull gab. Eigentlich als B-Seite geplant, wurde der Song aufgrund erster euphorischer Reaktionen zur A-Seite und 1964 ein Single-Erfolg für Faithfull – noch bevor die Stones 1965 ihre Version aufnahmen. Hier gibt es eine schöne Live-Version aus jüngerer Vergangenheit.
Social Distortion – „Under My Thumb“
Mike Ness verewigte „Under My Thumb“ offiziell erst als Bonus-Track auf dem „White Light, White Heat, White Trash“-Album in einer wuchtigen Studioversion – er war allerdings schon seit den frühen Jahren der Band ein Live-Standard und tauchte auf diversen Bootlegs auf. Hier gibt es eine sehr frühe Live-Aufnahme, die sehr schön zeigt, wie viel Wut, Aggression und Renitenz in diesem bei den Stones fast brav klingenden Song stecken kann.
Ryan Adams & Beth Orton – „Brown Sugar“
Man kann an dieser Stelle ruhig mal neidisch werden auf die britische Konkurrenz vom Uncut-Magazin – die hatten diese wundervoll zurückgenommene Version von Adams und Orton mal auf einer CD-Beilage ihres Magazins. Wie sich ihre Stimme ergänzen und umspielen, während das Piano dunkel dröhnt – das hat schon was.
Townes Van Zandt – „Dead Flowers“
Oft liest man über diese Version von Townes Van Zandt das schöne Fazit: „SO, und nicht anders gehört der Song! Das Original der Stones fand ich immer schon fast ein wenig lieblos – und das auf einer Platte mit Sister Morphine! Soll mir also keiner sagen, dass sie es nicht besser könnten… Townes zeigt, WAS für ein Potenzial dieser Song hat…“ Stones-Puristen werden da vermutlich widersprechen, aber die dunkle Verzweiflung in Van Zandts Stimme ist hier wirklich verdammt passend.
Freygang – „Gib mir Deckung“ („Gimme Shelter“)
André Greiner-Pol von Freygang hat den Song Anfang der 90er mit simplen aber starken Worten eingedeutscht und dank seiner Vergangenheit im verfolgten DDR-Untergrund zusätzlich politisch aufgeladen. „Gib mir Deckung, sonst bin ich ein toter Mann…“ – das war für staatskritische Bands bekanntlich traurige Realität.
Britney Spears – „(I Can’t Get No) Satisfaction“ (VMAs)
Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, das ein Vorkommen in dieser Liste nicht unbedingt bedeutet, dass wir die Coverversion zwingend gut finden. Britney Spears nahm den Song im Jahr 2000 mit Produzent Rodney Jerkins auf und packte ihn auf ihr Album „Oops!… I dit it again“ (2000). Miss Spears hatte den Song jahrelang in ihrem Live-Programm und wählte ihn auch als Intro ihres VMA-Auftritts im Jahr 2000.
Ihre Interpretation ist der traurige Beweis, dass man aus jedem auch noch so brillanten Song eine bollerige, käsige, seelenlose Popnummer machen kann. Davon kann dann auch kein fleischfarbener BH mehr ablenken… Ach ja: Angeblich hat Jagger die Studioversion mal aus dem Zimmer seiner Tochter dröhnen hören, was ihn dazu veranlasst hätte, mal mit Jerkins zusammenarbeiten zu wollen. Wir hoffen, es handelt sich bei dieser Information um eine Ente.
Leon Russell – „Jumpin‘ Jack Flash“ live beim „Concert For Bangladesh“
01. August 1971: George Harrison und Ravi Shankar laden zu den zwei Shows ihres Benefizkonzerts „Concert For Bangladesh“. Ebenso historisch wie das gesamte Konzert ist auch Leon Russells funkige und seelenvolle Version des „Jumpin‘ Jack Flash“. Ein Augen- und Ohrenschmaus ist dieses Video.
La Roux – „Under My Thumb“
Zurück ins Zeitgenössische und zurück zu „Under My Thumb“. Man kann die Songs der Stones ja tatsächlich in einen Dance- bzw. Pop-Kontext übersetzen, ohne sie zu zerstören. Ein Bewies lieferte La Roux, die den Song sogar als Free MP3 verschenkte. Ist die im Studio fix aufgenommene Version noch stimmlich ein wenig dünn, funktionierte sie in der etwas schrilleren Live-Version auf ihren Konzerten sehr gut.
Cat Power – „(I Can’t Get No) Satisfaction“
Chan Marshall hat es in den vergangenen Jahren mit ihrer Liebe zu Coverversionen ja ein wenig überrissen. Das sämige „Jukebox“ brauchte jedenfalls kein Mensch. Schade, denn auf „The Covers Record“ aus dem Jahr 2000 war das ja noch anders: Da hatte sie die süffigen Arrangements noch nicht für sich entdeckt und machte aus „Satisfaction“ eine zerbrechliche Ballade, bei der man noch heute Gänsehaut bekommt und so gar nicht an das lüsterne Original denkt.
Pussy Galore – „Stop Breaking Down“
1986 verneigten sich Jon Spencer und seine damalige Band Pussy Galore auf ihre Weise vor einen Album, das sie maßgeblich beeinflusst hat: Sie spielten ihre Version von „Exile On Main Street“ ein – und sie taten das ebenso lärmend, lustvoll und stoned, wie sie ihre ganze Karriere bestritten. Ob das nun mehr Parodie oder Ehrerbietung ist, muss wohl jeder für sich entscheiden. Gehört haben muss man das Album jedenfalls mal. Hier ein recht exemplarischer Song daraus.
Soulwax – „You Can’t Always Get What You Want“
OK, streng genommen, handelt es sich bei diesem Song natürlich nicht um ein Cover, sondern einen Remix und einen Re-Edit. Aber wir wollen mal nicht so kleinlich sein: Die belgischen Brüder von Soulwax haben jedenfalls auch hier bewiesen, dass sie ihre Arbeit an den Mischpultknöpfen verstehen. Das funktioniert in hippen Clubs und lässt bei den immer wieder querschießenden Ogel-Samples und Jaggers meist naturbelassener Stimme gleichzeitig die Aura „Let It Blee“-Zeit mitschwingen.
The Flying Burrito Brothers – „Wild Horses“
Wieder eine dieser Versionen, die noch vor der Originalaufnahme der Stones veröffentlicht wurde. Gram Parsons überzeugte Jagger und Richards, den Song für das zweite Album seiner Band The Flying Burrito Brothers verwenden zu dürfen. So erschien es auf „Burrito Deluxe“ im April 1970, ein Jahr bevor es dann auf „Sticky Fingers“ von den Stones landete. Diese zurückgenommene, tolle Version stellt einen vor die sonst ja recht seltene Frage, ob das „Cover“ (wenn man es denn noch so nennen kann, wenn das Original noch gar nicht aufgenommen war) oder das Original besser ist.
Lance Diamond And The Goo Goo Dolls – „Bitch“
Es waren schon komische Zeiten, diese Neunziger: Da spielte Sänger und Radiomann Lance Diamond mit den ja schon immer eher unsäglichen Goo Goo Dolls pseudo-soulige Stones-Cover – und keiner tat was dagegen.
Devo – „(I Can’t Get No) Satisfaction“
Devo veröffentlichten ihre Version des Klassiker 1977 als Single, ließen sich zuvor jedoch den Segen von Jagger und seinem Anwalt gaben, da sie ihn gehörig entfremdeten und ihn zu einem spastisch zappelnden Etwas machten, das wenig mit dem Original zu tun hatte.
Jagger sagte bei dem Treffen angeblich, er möge die Version. Devo ließen jedoch im Nachhinein verlauten, das Treffen sei bloß Fassade gewesen – entscheidend sei das Gespräch der beiden Anwälte unter vier Augen gewesen, bei dem der Devo-Anwalt gesagt haben soll: „Ich würde den Song an eurer Stelle freigeben – ihr werdet eine Menge Geld damit machen.“
Texte von Daniel Koch